HYBRID Box – Modular Gallery for Digital Arts

HYBRID BOX extended

Nach drei Jahren fester Station zieht die HYBRID Box 2024 vom Platz des Festspielhauses und wird zur HYBRID Box extended. So schlägt die HYBRID Box extended temporär als Pop-up Galerie in Dresden und darüber hinaus auf.

In Dresden wird die HYBRID Box extended 2024 mit der Ausstellungsreihe „LUCID ECHOES“ in der Dresdner Innenstadt vertreten sein. Kuratiert von und in Kooperation mit PYLON ist die Ausstellungsreihe Teil der HYBRID Biennale 2024 (12.-27.10.2024) und präsentiert internationale künstlerische Positionen, die die Grenzen des Greifbaren und Unklarheiten des Zukünftigen erkunden. Für insgesamt drei Zeiträumen versammelt LUCID ECHOES Kunstwerke, die Brücken zu verborgenen, teils metaphysischen Territorien bilden. In der dort geschaffenen Synthese aus digitaler Präzision und einer schillernden Unbestimmtheit lässt sich so das Echo individueller sowie kollektiver Identitäten wahrnehmen. 

„LUCID ECHOES“ ist ein Projekt von PYLON. In Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, im Rahmen der HYBRID Biennale 2024. Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Die Räumlichkeiten werden zur Verfügung gestellt von Wir Gestalten Dresden und der Kreativ.Raum.Börse.

16. - 24.05.2024 HYBRID BOX extended DRESDEN

Shifting Horizons – Questioning the Future

Mit der neuen Ausstellung „Shifting Horizons – Questioning the Future“ markiert PYLON den zweiten Absatz seiner Repräsentanz im städtischen Raum und präsentiert eine faszinierende Zusammenführung der Werke von Vitoria Cribb und Lauren Lee McCarthy. Die ausgestellten Arbeiten laden dazu ein, sich mit den vielschichtigen Dimensionen der digitalen Zukunft auseinanderzusetzen.

Die haitianische Künstlerin Vitória Cribb kreiert in ihren Werken digitale visuelle Erzählungen und Landschaften, die Themen wie digitale Präsenz, Überwachung und die Beziehung zwischen menschlichem Körper und Technologie erforschen. Ihre Werke bieten einen tiefgründigen Einblick in die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Individuum und dem digitalen Raum. Zu ihrer in der Ausstellung gezeigten Arbeit „Vigilante Extended“ erklärt sie: „Die digitale Welt ist zu einem integralen Bestandteil unseres Lebens geworden, und es ist wichtig, die Auswirkungen dieser Verschmelzung zu verstehen.“

Lauren Lee McCarthy hingegen untersucht die sozialen Auswirkungen von Technologie und Automatisierung auf unser tägliches Leben. Durch ihre interaktive Installation fordert sie die Besucher heraus, ihre Beziehung zu künstlicher Intelligenz und Überwachung zu reflektieren. McCarthy betont: „Wir leben in einer Ära, in der Technologie unsere Existenz in nie dagewesener Weise durchdringt. Es ist entscheidend, die Auswirkungen dieser Entwicklung auf unser soziales Gefüge zu erkennen und zu hinterfragen.“

Die Ausstellung „Shifting Horizons – Questioning the Future“ lädt dazu ein, über die Grenzen des Bekannten hinauszublicken und kritische Fragen über die zukünftige Entwicklung unserer digitalen Welt zu stellen. In Anlehnung an den berühmten Informatiker und Futuristen Ray Kurzweil könnte man sagen: „Die Technologie entwickelt sich exponentiell weiter, und es liegt an uns, sicherzustellen, dass sie zum Wohl der Menschheit eingesetzt wird.“ „Shifting Horizons – Questioning the Future“ verspricht eine fesselnde Reise in die Möglichkeiten und Herausforderungen, die uns in der digitalen Ära erwarten.

Wo: Wilsdruffer Straße 16, 01067 Dresden
Öffnungszeiten: Donnerstag – Samstag 16:00 – 19:00 Uhr

In ihren Arbeiten navigiert Vitória Cribb geschickt durch die digitalen Weiten und bringt dabei ihre kritischen Betrachtungen zu digitaler Präsenz, Überwachung, digitalen Körpern, Selbstrepräsentation und den psychologischen Auswirkungen des Cyberspace zum Ausdruck.

In ihren Videoessayformaten ergründet Cribb die sozialen Dynamiken im Kontext der sich ständig entwickelnden visuellen Technologien unserer Zeit. Die Transzendenz ihrer Konzepte in die immaterielle Sphäre des digitalen Raums bildet ein zentrales Motiv in ihren Arbeiten.

Die Künstlerin erweitert die Grenzen des Digitalen durch sublime Anwendung von Techniken wie 3D-Softwaremodellierung und Augmented Reality. Das Konzept der Überwachung zu übersetzen, erweist sich als komplex. Im Gegensatz zu früheren realen oder fiktiven Kontrollsystemen gibt es in der postdigitalen Welt keine zentrale Instanz, die unsere Online-Entscheidungen und -Verhaltensweisen überwacht. Vielmehr ist es ein feingliedriges, verworrenes Netz aus Akteuren, die durch ihren allumfassenden Konsum unserer Daten ein nahezu perfektes digitales Datenabbild von uns erzeugen.

In ihrer Arbeit „Vigilante_extend“ (2022) personalisiert Vitória Cribb die Überwachung als einen Avatar, der sich selbst mutiert und an das zu überwachende Subjekt anpasst. Symbolisiert wird dieser durch eine Frau mit überdimensionierten Augen und Ohren, bereit, alles zu sehen und zu hören. Nichts entgeht dieser Instanz, und doch geben ihre eigenen ausdruckslosen Augen keinerlei Referenz auf das Beobachtete. Das menschlich erscheinende Gegenüber des Avatars entrückt seiner selbst im maschinellen Ausdruck. Zu ihrer Vorgeschichte schreibt Cribb: „Ich wurde in den späten 1990er Jahren geboren, zu jener Zeit, als sich die Spieleindustrie ausbreitete. Mein Vater brachte meiner Schwester und mir Computerspiele nahe und verankerte diese Referenz damit schon sehr früh. Als Jugendliche bin ich in Musikvideos versunken; dieser Teil der Popkultur hat mich immer stark beeinflusst. Das Internet hat mich und meine Generation geprägt.“

Cribb gilt als eine Vertreterin der neuen Generation digitaler Schöpferinnen und reflektiert mit kritischer Schärfe über die Themen Überwachung und automatisierte maschinelle Prozesse, während sie zugleich die Komplexität der Beziehung zwischen Schwarzen Körpern und digitalem Extraktivismus erkundet.

vitoriacribb.com

Die Künstlerin und Informatikerin Lauren Lee McCarthy begibt sich in ihrer Multimedia-Installation LAUREN selbst in die Position einer menschlichen „Alexa“. Dafür hat sie eine computergesteuerte 24- Stunden-Cocktailparty konzipiert, bei der die Software die Handlungen und Gespräche des menschlichen Gastgebers diktiert. Darüber hinaus hat sie die Rolle eines echten „Followers“ für diejenigen übernommen, die von dem Konzept eines tatsächlichen, aber heimlichen Beobachters fasziniert sind.

In LAUREN übernimmt sie bis zu einer Woche lang die Rolle einer virtuellen persönlichen Assistentin in fremden Haushalten, die mit intelligenten vernetzten Geräten (Smart-Home-Geräten) ausgestattet sind. Diese Geräte ermöglichen McCarthy die Kontrolle über Schalter, Türschlösser, Wasserhähne und verschiedene elektronische Geräte. Ihre Bemühungen als organische Entität, eine künstliche Intelligenz zu übertreffen, werfen Fragen über das Spannungsverhältnis zwischen Intimität und Privatsphäre, Bequemlichkeit und Handlungsfähigkeit sowie über die Rolle der menschlichen Arbeit in der Zukunft der Automatisierung auf. 

Für McCarthy gibt es nur wenige Dinge, die fesselnder sind, als zu erforschen, wie sich die Menschen an die Allgegenwart der künstlichen Intelligenz und die damit einhergehende Überwachung, Automatisierung und das algorithmische Leben anpassen. „Die Systeme, die wir konstruieren – sowohl technische als auch soziale – beeinflussen die Art und Weise, wie wir zusammenleben und interagieren“, betont sie. „Wir nehmen die Apps und Tools, die wir verwenden, oft als neutrale Einheiten wahr, aber sie sind alles andere als neutral. Ihnen liegen unzählige Designentscheidungen zugrunde, die auf Annahmen über die Identität und die Ziele des Nutzers beruhen. Diese Tools formen und beschleunigen die Welt, auf die wir uns zubewegen, und ich glaube, dass es wichtig ist, all das zu hinterfragen.“

„Jedes Projekt wirft andere Fragen auf“, erklärt McCarthy. „In dieser Serie habe ich darüber nachgedacht, was es bedeutet, KI in unsere Häuser einzuladen. Wo liegt die Grenze zwischen einem intimen privaten und einem öffentlichen Raum, der verwaltet und optimiert werden kann?“

McCarthys Interesse an der Konvergenz von Kunst und Technologie wurde während ihres Studiums am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geweckt. In ihren Arbeiten lässt sie sich von den Beziehungen zu Technologie inspirieren, bei denen es oft an einer expliziten Zustimmung zumindest einer Seite zu fehlen scheint.

„Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Kunst, obwohl mir schon früh davon abgeraten wurde, sie ernsthaft zu betreiben“, erinnert sie sich. „Auch Mathematik hat mich gereizt, also habe ich mich zunächst für Informatik entschieden. Damals, im Jahr 2008, schien die Betonung auf den technischen Möglichkeiten zu liegen, ohne dass die gesellschaftlichen Auswirkungen beachtet wurden. Durch Zufall kam ich eines Tages in den Kunstbereich und traf dort auf Menschen, die sich mit genau diesen Fragen auseinandersetzten. Daraufhin begann ich, beide Disziplinen parallel zu studieren und zu integrieren.“

Mit der Installation LAUREN zeigt PYLON eine konventionelle Anordnung von Gegenständen, die eine räumliche Erfahrung ähnlich eines häuslichen Zimmers und dessen intimen Raum erzeugen, um dort die Interventionen der Künstlerin zu integrieren.

lauren-mccarthy.com

 

 

Vergangene Austellungen

And darkness arrives early,
but who is there to witness.
The approaching shadows play,
a gentle dance of planets.

Die Drei-Kanal-Videoinstallation „Silent Echoes“ setzt sich mit den Auswirkungen der Klimakrise auseinander. Poetische Beiträge von Dichter:innen und Aktivist:innen, die allesamt von unterschiedlichen Inseln im Pazifischen Ozean stammen, beleuchtet, wie sich die Klimakrise auf diesen Inseln durch das Wirken (neo-)kolonialer Praktiken in Vergangenheit und Gegenwart entfaltet: Sei es wegen der Vergiftung des Wassers durch militärische Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg, wegen der Abholzung der ursprünglichen Wälder und der Anpflanzung endloser Palmenfelder für die Produktion von Palmöl, wegen der Unterdrückung der Sprache und Kultur der indigenen Bevölkerung durch die kolonialen Siedler:innen oder wegen der Atomtests, die ohne Rücksicht auf die lebenden Menschen dort durchgeführt wurden. Digital generierte Bilder zeigen geschmolzene, versunkene oder erodierte Objekte als stille Echos einer Vergangenheit, in der der aktuelle Lauf der Geschichte nicht aufgehalten wurde.

Biografie

Dorine van Meel ist eine niederländische Künstlerin, die in den Bereichen Videokunst und Performance international tätig ist. Durch die Kombination aus digital konstruierten Bildsequenzen, eingespielten Sounds und dem gesprochenen Wort erzeugt sie Gesamtkunstwerke mit einer eigenen Aura, die Besucher;innen in den Bann ziehen. „Silent Echoes“ ist in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Sami El-Enany entstanden. Das Projekt umfasst Beiträge von den Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Klimaaktivist:innen Khairani Barokka, Jamaica Heolimeleikalani Osorio, Selina Neirok Leem und Dorine van Meel. „Silent Echoes“ wurde vom Mondriaan Fonds finanziell unterstützt.

Credits

Mit HYBRID wird eine neue internationale Plattform der Künste im digitalen Zeitalter und kritischen Phasen globaler Transformationsprozesse etabliert, gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. HYBRID Box präsentiert als modulare Galerie experimentelle und interdisziplinäre Kunst von lokalen und internationalen Künstler:innen in Kooperation mit und kuratiert von PYLON.

Die Ausstellung Silent Echoes wird präsentiert von PYLON und ist gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

In der multimedialen Installation HIGH NOON (2021) erzeugt ein ausrangiertes Triebwerksteil des ehemaligen US-amerikanischen Flugzeugtyps McDonnell Douglas DC-10 eine Unendlichkeit und Begrenztheit von Raum und Ressourcen. Auf einer Seite des Flugzeugteils ist eine Videoprojektion zu sehen, bei der Bildsequenzen eines Starts einer US-amerikanischen Trägerrakete im Jahr 2021 auf dem Weg zur Internationalen Raumstation (ISS), mit Objekten und Produkten einer gegenwärtigen Wegwerfgesellschaft im Zusammenspiel mit einer Protagonist:in im Space-Overall eine eigenwillig collagierte Bildsprache ergeben. Ergänzend dazu tönt aus einer Bürste von einer ehemaligen Autowaschanlage ein von der Künstlerin selbst verfasster Text, der ebenso fragmentarisch Fragen nach dem stellt, was als technologische Hinterlassenschaft auf der Erde zurückbleibt und was noch vor der Expansion ins Weltall, im Universum bereits an Relikten zu erwarten ist. Beinah wie zwei Seiten einer Medaille wirkt die Installation, bei der jedoch die vordere Seite des Objekts einen durch sich endlos wiederholenden Textzeilen scheinbar unendlichen Raum erzeugt.

Für die Installation in der HYBRID Box wird eine den Räumlichkeiten angepasste Version von HIGH NOON gezeigt. Ein ausrangiertes Flugzeugteil einer Douglas DC-6 wird zur Illusion eines in den Raum hineinragenden Texttunnels. HIGH NOON (2023) vermittelt somit den Eindruck einer weiteren Dimension von Wahrnehmung, eines scheinbaren Eingangs in eine andere Realität.

Biografie

Catharina Szonn (*1987 in Großenhain) studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Iceland Academy of Arts Reykjavik und der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre raumgreifenden Installationen stellen auf poetische Weise Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, Fortschritt und Vergänglichkeit. Die Grenzen zu philosophischen Themen, Text- und Sprachgestaltungen sind in ihrer Ausdrucksweise fließend. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen gezeigt, wie dem Kunstverein Konstanz, dem Frankfurter Kunstverein, dem European Media Art Festival in Osnabrück, dem Haus der Kunst München oder dem Museum Goch.

Das Video-Diptychon „After-image #2“ ist eine poetische Erzählung, eine Fabel über die Geschichte des Sehens, eine Geschichte von paralleler Zeit und Raum. Tania Gheerbrant taucht in die Geschichte des Kinos ein und lässt in ihrem Werk zwei historische männliche Hauptvertreter aus dem Bereich des Sehens und der Vorgeschichte des Kinos wieder auferstehen: Jan Evangelista Purkyně (Entdecker des Augenleuchtens) und Étienne- Gaspard Robert (Erfinder der Phantasmagorie). Die Protagonisten der beiden Videos verwandeln sich in weibliche oder androgyne/ geschlechtslose Zombie-Figuren, die mit menschlichen und nicht- menschlichen Spezies verbunden bzw. entfremdet sind und versammeln in ihrer Erscheinung die gesamte symptomatische Symbolik des post- humanen und nicht-maskulinen Blicks.

Mit diesem Diptychon, bei dem jedes Video der Geschichte einer dieser Figuren gewidmet ist, tritt Gheerbrant in die Dialektik der Geschichte der Erinnerung ein und bietet eine subjektive Vision, die sich mit Träumen und Poesie vermischt. Es ist eine Reflexion über die Rolle der Kunst in der theoretischen Forschung, eine Position, die zwischen Erinnerung und Geschichte oszilliert. Bilder, die an die romantische Malerei des 19. Jahrhunderts erinnern, sowie virtuelle 3D-Ansichten machen die Videos zu einem „spielerischen Schutzschild“, der es den Protagonisten ermöglicht, durch dieses halbsterbliche Stillleben und zwischen verschiedenen Erzählsträngen zu navigieren, um neue Geschichten zu gewinnen.

Biografie

Tania Gheerbrant ist eine bildende Künstlerin die ihr Studium 2017 an den Beaux-Arts de Paris abgeschlossen hat. In ihrer Arbeit hinterfragt sie die Art und Weise, wie Bilder und Texte konstruiert werden und uns durch Sprache, soziale Beziehungen und Technologie durchdringen. Philosophie, Psychoanalyse, Kino oder die Gesellschaft und ihre techno- liberalen Strömungen sind sowohl das szenaristische Material als auch die Hintergrundthemen der Fiktionen, die das Herzstück ihrer Arbeiten bilden. Diese sind ständig von einer zwischen Konstruktion und Dekonstruktion oszillierenden Bewegung geprägt. So können die faszinierenden und ambivalenten Räume, die sie in ihrer künstlerischen Arbeit schafft, als poetische Räume sozialer und politischer Verhandlungen betrachtet werden.

Gheerbrant ist Preisträgerin des Residenzprogramms an der Cité Internationale des Arts (2020-2021), des Prix des Amis des Beaux-Arts (2021) und Teilnehmerin des Orange-Rouge-Programms (Saison 2021). Darüber hinaus ist sie Mitbegründerin und aktives Mitglied des von Künstlern betriebenen Raums in.plano auf der Île-Saint-Denis. Sie hat ihre Arbeiten in einer Einzelausstellung in der Cité internationale des Arts in Paris, einer Duo-Ausstellung im Tschechischen Kulturzentrum und in verschiedenen Gruppenausstellungen in Frankreich und im Ausland präsentiert: Palais des Beaux-Arts de Paris, Galerie Jeune Création in Fiminco, La Panacée MoCo in Montpellier, The Other Art Fair in Turin und der Salon de Montrouge, um nur einige zu nennen.

„The Irresistible Powers of Silent Talking“ (2021) ist eine Multimedia- Installation, die Grenzgewalt durch KI-gestützte Technologien thematisiert. Sie basiert auf der berüchtigten iBorderCtrl-Software, die zusammen mit Grenzschutzbehörden in Spanien, Griechenland und dem Vereinigten Königreich entwickelt wurde als automatisiertes System zur Erkennung von Täuschungen. Der Algorithmus, der im Rahmen des Programms Horizon 2020 der Europäischen Union in Auftrag gegeben und finanziert wurde, ist dazu gedacht, Mirkoexpressionen in den Gesichtern von Migranten bei der Einreise in die EU zu erkennen. Nachdem eine Person zunächst von einem virtuellen Avatar befragt wurde, bestimmt das System den Grad der Wahrhaftigkeit der Aussagen, anhand einer Reihe von intransparenten Kriterien. Im Wesentlichen trifft iBorderCtrl Entscheidungen auf der Grundlage algorithmischer Annahmen über Wahrheit oder Betrug innerhalb eines festgelegten, nicht öffentlichen Bewertungssystems.

In „The Irresistible Powers of Silent Talking“ wird dieses System neu geschaffen und selbst unter Druck gesetzt: In der Installation wird ein umgestalteter iBorderCtrl-Avatar stimmlos gemacht und in einer spekulativen digitalen Umgebung platziert. Der computergenerierte Mehrkanal-Sound reagiert auf die Mikroausdrücke des Avatars. Er bildet vermeintliche Wahrheitsabweichungen mit reaktionsschnellen Veränderungen der Klangfrequenz und -amplitude ab.

Biografie

Andrius Arutiunian (geb. 1991) ist ein armenisch-litauischer Künstler und ausgebildeter Komponist. Alternative Formen der politischen und musikalischen Organisation, klanglicher Dissens und die experimentelle Erforschung esoterischer und volkstümlicher Geschichten prägen seine Werke. Mittels akustischer Klangkosmologien, der Nutzung unkonventioneller Stimmungen und musikalischer Systeme, sowie umfangreicher Studien zu Resonanz und spekulativen Instrumenten, arbeitet Arutiunian mit Klang als einer Methode der Weltordnung. Die imperialistische Geschichte dessen, was wir als „im Einklang sein“ betrachten, ist ein wiederkehrendes Thema in Arutiunians Werken.

Zu seinen Einzelausstellungen zählen die 59. Biennale von Venedig, Pavillon von Armenien, Gharīb (Venedig, 2022); Diaphonics bei Centrala (Birmingham, 2023) und Incantations bei CTM/silent green (Berlin, 2021). Weitere Gruppenausstellungen und Performances fanden u. a. in Le Fresnoy (Tourcoing), Stroom (Den Haag), Survival Kit 13 (Riga), documenta 14 Parliament of Bodies (Kassel), FACT (Liverpool), Rewire Festival (Den Haag) und Contemporary Art Centre (Vilnius) statt, ebenso wie Residencies in der Cité Internationale des Arts Paris, EMARE/EMAP Liverpool, Amant Siena, BALTIC Centre for Contemporary Art Gateshead und ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

Credits

Das Projekt wurde zunächst von FACT Liverpool, EMARE/EMAP in Auftrag gegeben und entstand mit Unterstützung von Hertz Lab und ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead, The Creative Industries Fund NL, und Stroom Den Haag.

Die vier-Kanal-Videoinstallation rückt Charaktere in den Vordergrund, die sonst in Videospielen in den Hintergrund treten: NPCs („non playable characters“) sind nicht spielbare Charaktere, die hyperreale Welten bevölkern, um den Anschein von Normalität zu erzeugen. Normalerweise spielen diese digitalen Statisten keine größere Rolle in der Geschichte des jeweiligen Spiels. In Hardly Working werden jedoch eine Wäscherin, ein Stallknecht, ein Straßenkehrer und ein Handwerker aus dem Computerspiel „Red Dead Redemption 2“ zu den Hauptfiguren. Mit ethnografischer Präzision beobachten die vier Filme ihre tägliche Arbeit: ein Rhythmus aus Endlosschleifen, der sie täglich und unermüdlich arbeiten lässt.

In Anlehnung an Hannah Arendts Beschreibung des „animal laborans“ – im Gegensatz zum handelnden Subjekt – sind die NPCs als Individuum eine Übertreibung, da ihre Arbeiten lediglich ihren Status manifestieren. NSCs führen sogenannte „Surrogat-Handlungen“ aus, die keinen weiteren sozialen Nutzen erbringen. Ihre Handlungen werden vielmehr um des Scheins willen ausgeführt und durchgesetzt, um so eine soziale Ordnung aufrecht zu erhalten. NPCs sind digitale Sisyphos-Maschinen, die keine Perspektive haben, aus ihren Handlungsschleifen auszubrechen. In den Momenten, in denen der Algorithmus ihrer Existenz Ungereimtheiten aufweist, brechen die NPCs aus der Logik jener totalen Normalität aus und zeigen ihre eigene Fehlerhaftigkeit und wirken so rührend menschlich.

Total Refusal, ein Kollektiv aus den Künstler:innen, Forscher:innen und Filmemacher:innen Susannna Flock, Adrian Haim, Jona Kleinlein, Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf, interveniert als pseudo-marxistische Medienguerilla in aktuellen Videospielen und veröffentlicht Texte über Games und Politik. Das offene Kollektiv kritisiert bestehende Games-Praktiken und eröffnet mit Werkzeugen der Aneignung und Umwidmung von Spielressourcen eine neue Perspektive auf das Genre.

Über das Kollektiv:

Seit der Gründung des Kollektivs 2018 wurde dessen Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und auf mehr als 130 internationalen Film- und Videofestivals sowie in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, u. a. auf der Berlinale, am BFI London, der Doc Fortnight at MoMA, NY, im HEK Basel, der Ars Electronica und der Venedig Biennale 2021.

Zur Website

Credits:

Text, Regie und Konzept: Susanna Flock, Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf
Musik: Adrian Haim
Erzählung: Jacob Banigan und Lorenz Kabas
Lead Editing: Robin Klengel, zusätzliche Bearbeitung: Susanna Flock, Leonhard Müllner
Kamera: Robin Klengel, Leonhard Müllner
Modding: RCPisAwesome
Besetzung: A_F_M_Asbtownfolk_02 als „Der Straßenkehrer“, A_F_M_SDSlums_02 als „Die Wäscherin“, A_M_M_NBXDockworkers_01 als „Der Zimmermann“, A_M_M_VALLaborer_01 als „Der Stallknecht“

Die Arbeit wurde im Rahmen des European Media Art Platforms Residency Programms bei Werkleitz mit Unterstützung des Creative Europe Culture Programms der Europäischen Union und in Koproduktion mit dem Kunsthaus Graz realisiert. Kofinanziert von Land Steiermark und dem Kunstraum Steiermark Stipendium.

 

Die Installation „Dual“ ist eine künstlerische Interpretation zu unendlichen Mengen in der Mathematik. Der Medienkünstler Robin Woern übersetzt den Umstand, dass sich zwischen Null und Eins eine unendliche Zahlenmenge aufspannt, in eine differenzierte ästhetische Form. Zwei Zylinder eröffnen einen sichtbaren Zwischenraum. Die Vorstellung, dass in diesem begrenzten Dazwischen eine Unendlichkeit liegen kann, bleibt jedoch abstrakt. Komplettiert wird die Installation von elektronischen Klängen des Dresdner Künstlers Jacob Korn (Uncanny Valley). Minimalistische Komposition und Schlichtheit der Skulptur spiegeln sich gegenseitig und schaffen so eine sphärische, artifiziell wirkende Umgebung.

Über den Künstler

Robin Woern (*1993 in Böblingen) ist Medienkünstler und Gestalter. Er hat an der HfG Schwäbisch Gmünd Kommunikationsgestaltung und an der UdK Berlin Visuelle Kommunikation studiert. Derzeit lebt und arbeitet er in Berlin, außerdem ist er Meisterschüler bei Prof. Carsten Nicolai an der HfBK Dresden. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit der Visualisierung von Daten, Rauschen und (nicht-)menschlichen Interaktionen.

Credits

Musik:
Jacob Korn – Dual I [13:04] Stereo File, 2023
Jacob Korn – Dual VI [04:18] Stereo File, 2023

Support: Georgianna Manafa, Luisa Roth, Thomas Schmelzer, Ralf T., Niklas Thran

Die Ausstellung wird präsentiert von PYLON und ist gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Die HYBRID Box präsentiert mit „Sunken Cities“ eine immersive Videoinstallation der litauischen Künstlerin und Filmemacherin Emilija Škarnulytė. In einer menschenleeren Landschaft erscheint die mythologische Figur der Sirene, die „für die Magie und das Geheimnis der Quantenmechanik steht“ (Roger Penrose) und als Vermittlerin zwischen Natur und Technik auftritt.

Die Meerjungfrau erweckt den Eindruck als sei sie aus der Zukunft zurückgekehrt, um versunkene Städte und technologische Ruinen zu erkunden. Die Videoarbeit entwirft einen retro-futuristischen Blick auf unseren Planeten, eine Perspektive aus einer Zeit, in der Menschen bereits ausgestorben sind und die Natur die Macht übernommen hat — oder wie Škarnulytė es ausdrückt: „die Ruinen der menschlichen Aktivität aus einer fernen Zukunft gesehen“.

In einer Kombination aus Dokumentarfilm und Fiktion reflektiert Škarnulytė die unsichtbaren Beziehungen zwischen der physischen Welt und unserem sozialen Vorstellungsvermögen. So lenkt sie den Blick auf die unmittelbare Gegenwart und die bevorstehenden ökologischen Herausforderungen sowie die Frage nach der Zukunft unserer Spezies.

Laufzeit der Installation: 16.06. – 02.07., jeweils ab einer Stunde vor und nach den Veranstaltungen im Festspielhaus

 

Über die Künstlerin

Škarnulytė erhielt einen Bachelor-Abschluss von der Brera Academy of Art in Mailand und hat einen Master-Abschluss von der Tromsø Academy of Contemporary Art.

Sie ist Gewinnerin des Future Generation Art Prize 2019 und vertrat Litauen auf der XXII. Triennale di Milano. 2018 war sie Teil des baltischen Pavillons auf der Architekturbiennale von Venedig. Neben Einzelausstellungen in der Tate Modern (2021), im Kunsthaus Pasquart (2021), in Den Frie (2021), in der National Gallery of Art in Vilnius (2021), im CAC (2015) und im Künstlerhaus Bethanien (2017) nahm sie an Gruppenausstellungen im Ballroom Marfa, im Seoul Museum of Art, in der Kadist Foundation und auf der ersten Riga Biennale teil. Im Jahr 2022 nahm Škarnulytė an der Gruppenausstellung Penumbra teil, die von der Fondazione In Between Art Film anlässlich der 59. Biennale von Venedig organisiert wurde. Zu ihren zahlreichen Preisen gehören der Kino der Kunst Project Award, München (2017), der Spare Bank Foundation DNB Artist Award (2017) und der Nationale Litauische Kunstpreis für junge Künstler (2016)), und aktuell wurde sie für den Ars Fennica Kunstpreis 2023 nominiert. Ihre Filme befinden sich in den Sammlungen des IFA, der Kadist Foundation und des Centre Pompidou und wurden in der Serpentine Gallery (Großbritannien), im Centre Pompidou (Frankreich) und im Museum of Modern Art (New York) sowie auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt, darunter in Rotterdam, Busan und Oberhausen. Vor kurzem beendete sie ihre Aufenthalte bei Art Explora und Cite des Art, die auf einen weiteren bedeutenden Aufenthalt im MAK Zentrum für Kunst und Architektur folgten. Sie ist Mitbegründerin und derzeit Co-Leiterin von Polar Film Lab, einem Kollektiv für analoge Filmpraxis in Tromsø, Norwegen, und Mitglied des Künstlerduos New Mineral Collective, das kürzlich von der ersten Toronto Biennale mit einem neuen Werk beauftragt wurde. 

 

Credits

Die Ausstellung wird präsentiert von PYLON und ist gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Die Videokünstlerin Eli Cortiñas verwendet in ihren Arbeiten gefundenes Material aus Filmen, YouTube-Videos, Werbung, Animationen und Bildarchiven, welches sie vervielfacht, rhythmisiert und neu vertont. In dem bildgewaltigen Video-Essay Walls Have Feelings (2019) befasst sie sich unter anderem mit den Konzepten von Arbeit und Wertschöpfung. Cortiñas entwirft ein dystopisches Bild unserer Gegenwart, das historische, politische und ästhetische Aspekte miteinander verknüpft. Dabei befragt die Künstlerin Architektur als Erscheinungsform und Instrument politischer Macht, sowie die Rolle vermeintlich unschuldiger Objekte und Interieurs in ihrer Funktion als stumme Zeugen, Bewahrer und Verstärker von Macht.

 

„opera – a future game“ ist ein interaktives, digitales Musiktheater-Videospielessay in einer Game-Engine, basierend auf der Oper „opera opera opera! revenants&revolutions“ in der Regie von Michael von zur Mühlen, mit Musik von Ole Hübner und Texten von Thomas Köck.  

Die erzählerische Ausgangssituation könnte aktueller kaum sein: Weit in der Zukunft und nach einer schweren Katastrophe befindet sich ein Chor mit teilweiser Amnesie im Gespräch mit sich selbst und einem Cyborg. Aus ihren trüben Gedächtnissen erheben sich Heimsuchungen, individuelle wie kollektive Erinnerungen an echte und ersehnte Ereignisse. Plötzlich finden sie sich in der wüsten Kultur-Landschaft einer verlassenen und zerfallenen Opernbühne wieder und der Chor meint endlich zu wissen, wer er sei: ein aufständischer Chor mitten in einer Grand Opéra, die 1830 eine Revolution und die Gründung Belgiens ausgelöst haben soll. Wohin mit diesen historischen Wendepunkten und utopischen Sehnsüchten angesichts einer Gegenwart, die Zukunft nur als Katastrophe denkt?

 

Credits

Im Rahmen der 31. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik

Eine Kooperation des NRW KULTURsekretariats und des Next Level Festival for Games mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste

Gamedesign, Regie und Animation: Michael v. zur Mühlen 
Raum und Ausstattung: Martin Miotk
Musik: Ole Hübner 
Text: Thomas Köck 
Kamera und Schnitt: Stefan Bischoff
Sounddesign: Martin Recker und Paul Hauptmeier

Entwickelt in Zusammenarbeit mit LEFX GmbH aus Leipzig 

Mit Bild und Tonaufzeichnungen von Michael Taylor, Robert, Michael Zehe, Chor der Oper Halle, Kinder- und Jugendchor der Oper Halle, Staatskapelle Halle.
MDR KLASSIK Produktion von Auszügen der Oper, September 2020 in Halle
Musikalische Leitung: Michael Wendeberg
Tonmeister: Michael Leverkus

Das zugrunde liegende Werk „opera, opera, opera! revenants&revolutions“ ist ein Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, Koproduktion der Münchener Biennale mit der Oper Halle 2020-2022

 

HYBRID Box präsentiert als neue modulare Galerie experimentelle und interdisziplinäre Kunst von lokalen und internationalen Künstler:innen.

Mit HYBRID wird eine neue internationale Plattform der Künste im digitalen Zeitalter und kritischen Phasen globaler Transformationsprozesse etabliert, gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

HYBRID Box ist ein Projekt in Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und PYLON kuratiert von PYLON mit Unterstützung von GRAFT Architects.

Technische Leitung: Tobias Blasberg

Produktionsleitung: Michael Lotz

www.hybrid-box.org

www.pylon-lab.com

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