Koromysli | Коромысли

Polina Kardymon

Deutschlandpremiere | Liederabend |  Russisch mit deutschen Übertiteln

Musik

На страницу с информацией на русском языке

Welche russischen traditionellen Lieder werden heute noch gesungen? Kann man diese Lieder im 21. Jahrhundert noch ernst nehmen? Was hindert uns daran, ihren Klang zu genießen? Wenn wir über russische Kultur sprechen, denken wir sofort an Balalaika, Matroschka-Puppen, bunte Schals, Bären, Wodka usw. Diese Stereotypen haben in der Realität nichts mit russischer Folklore zu tun. Eine heutige junge Generation in Russland ist von dem, wie ihre Vorfahren die Volkskultur wahrgenommen und praktiziert haben, weit entfernt. Eine wirkliche Verbindung zur Vergangenheit gibt es nicht mehr und es fällt schwerer und schwerer, Antworten auf die Frage nach der eigenen Identität zu finden: Wer sind wir, wo sind unsere Wurzeln, was unterscheidet uns von anderen?

In Polina Kardymons Audio-Performance sind Volkslieder dreistimmig arrangiert. Schlaflieder, Hochzeitslieder, Beerdigungslieder – wir verstehen die Worte, erkennen aber die Klänge nicht, sie sind uns fremd und unbekannt. Die Performerinnen versuchen, die Bedeutungen der Lieder zu entschlüsseln, sich auf die Volkskultur einzulassen, und sie für uns heute zu entdecken. Traditionen sind hier nicht zur Reliquie erstarrt. „Koromysli“ ist ein Gespräch über alte Traditionen in einer neuen Sprache.

Polina Kardymon begann 2014 am Nowosibirsker Staatlichen Theater Institut ihr Regiestudium bei Alexei Mikhailovich Kriklivoy und Ilya Vladimirovich Pankov. Nach mehreren Studioinszenierungen, die auf Studentenfestivals mit Preisen bedacht wurden, inszenierte sie 2018 für ihr Vordiplom Marius von Mayenburgs Stück „Der Häßliche“. Außerdem entwickelte sie während ihres Studiums das unabhängige mehrteiliges Projekt „The Significance“, das sich dem weiblichen Bild in der Kunst widmet. Sie inszenierte am Nowosibirsker Staatstheater „Stary Dom“ sowie am Novosibirsker Theater „Globus“ und sie ist Kuratorin und Leiterin des Festivals für zeitgenössisches Drama Lubimovka 2018 in Nowosibirsk. Als Regisseurin der Audio-Performance „Koromysli“ und als Kuratorin tritt sie im Rahmen des OFF-Programms des Theaters und des Ausstellungsraums „Stary Dom“ in Erscheinung.