+++ online +++ Zum 85. Geburtstag von Helmut Lachenmann:

Musik als existenzielle Erfahrung Helmut Lachenmann: Concertini | Stream aus dem Konzertsaal der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden

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Stream aus dem Konzert vom 08.11.20 aus dem Konzertsaal der HfM Dresden

Tipp! 19:30 Uhr Zum 85. Geburtstag von Helmut Lachenmann: … zwei Gefühle … – Musik mit Leonardo, Ensemble der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber

Werktitel, nicht anders als Werkeinführungen, leiten im besten Fall in die Irre. „Concertini“ verspricht eine Kollektion von „konzertanten“ Situationen, löst jedoch solche Erwartung allenfalls auf irritierende Weise ein.

Gewiß gibt es solistische Situationen: für Gitarre, Harfe, Tuba, etc., gar für konzertierendes Streichseptett (mit einer Anleihe bei meinem jüngsten Streichquartett „Grido“), aber auch, weniger plausibel, für – sit venia diesem schrecklichen verbo – „instrumentenübergreifende“ Aktionstypen und Artikulationsformen, so ein „Scharrkonzert“, „Soli“ für Raumbewegungen, für Resonanzen, Klangsequenzen, rhythmische Gestalten (mit einem Besuch bei meinem „Mouvement“, an dessen Geschichte sich die Geschichte meiner Freundschaft mit dem Ensemble Modern knüpft), etc.

Mein kompositorisches Denkmodell aus den Sechziger Jahren, jene Idee einer „musique concrète instrumentale“, die den energetischen Aspekt des hervorgebrachten Klangereignisses, seine „Körperlichkeit“ in den Kompositionsprozeß einbezieht, oft sogar thematisiert, durfte sich – wenn dieses Modell lebendig bleiben wollte nicht auf die Verfremdung des Instrumentalklangs beschränken. Es hat sich von Anfang an gewandelt und geöffnet, und nicht bloß „Geräuschhaftes“ und Verfremdetes, sondern ebenso das Unverfremdete, Vertraute, im weitesten Sinne Konsonante in den Griff genommen: nicht weniger als „Geräuschhaftes“ bezieht es Rhythmisches, Gestisches, gar Melodisches, Intervallisches, Harmonisches ein in der Absicht, alles Klingende und klingend Bewegte in so verändertem Kontext ständig neu anzuleuchten.

„Konzertante“ Behandlung bedeutet, daß derlei als Dominierendes begleitet, verkleidet, aufgedeckt, zugedeckt, kontrapunktiert, und wie und wohin auch immer umgeformt wird was halt beim Reflektieren solcher ad hoc zusammengetragener Klangkategorien alles so passiert: Verirrungen, wenn man so will, im selbstentwickelten Labyrinth, angesiedelt in einem nichtsdestotrotz strengen Zeitgerüst: Wünschelrutengang im eigenen verwilderten Garten auf der Suche nach …

Helmut Lachenmann (Trarego, 7. Juni 2005)

Programm

Helmut Lachenman (geb. 1935) Concertini für Orchester

Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Dresden

Leitung Prof. Ekkehard Klemm