Queerness und Protest

We have not lived in Vain

Belarus 2021/22 Gespräch

Der Dokumentarfilm „We have not lived in Vain“ von Nick Antipov and Bart Staszewski, der das Panel eröffnet, ist eine polnisch-belarusische Produktion. Sie erzählt die Geschichte der Proteste nach der gefälschten Präsidentschaftswahl vom Sommer 2020 in Belarus aus der Sicht von LGBTIQ*-Aktivist:innen. Die Protagonist:innen Olya, Zhenya und Sveta erkunden, wie es ist, LGBTIQ* in Belarus zu sein, und versuchen, in einem Land, in dem eine Revolution stattfindet, für gleiche Rechte zu kämpfen.

Mit: Nick Antipov (Regisseur, Aktivist), Andrei Zavalei (Regisseur, Aktivist), Vika Biran (Autorin, Aktivistin)

Moderation: Johanna Keller

Gespräch und Film, Russisch mit deutscher Simultanübersetzung 

Dauer: 1 Std. 30 Min.

 

„We Have Not Lived In Vain“

Dokumentarfilm von Nick Antipov und Bart Staszewski

Bei den anhaltenden Protesten in Weißrussland gegen Alexander Lukaschenka und das amtierende Regime geht die LGBT+-Gemeinschaft Seite an Seite mit anderen Demonstranten, mit dem gemeinsamen Wunsch nach einem Wandel in ihrem Land. Die LGBT+-Gemeinschaft sieht eine politische Wende auf höchster Ebene als ersten Schritt hin zu einer integrativeren Gesellschaft, in der die Gemeinschaft einen sichereren Raum hätte.

Dieser Film ist eine polnisch-weißrussische Produktion, die die Geschichte der Proteste in Weißrussland aus der Sicht von LGBT+-Aktivisten erzählt. Die Protagonisten Olya, Zhenya und Sveta erkunden, wie es ist, LGBT+ in Belarus zu sein, und versuchen, in einem Land, in dem eine Revolution stattfindet, für gleiche Rechte zu kämpfen.

Bei den Protesten werden LGBT+-Menschen mit Gewalt und Missbrauch konfrontiert, wenn sie verhaftet werden, aber auch bei den Demonstrationen selbst stoßen sie oft auf Unverständnis und mangelnde Wertschätzung. „Warum seid ihr hier? Das ist doch nicht euer Protest! „hören sie von anderen Demonstranten als Antwort auf ihre Regenbogenfahnen in Minsk.

In ihrem bewegenden Dokumentarfilm erzählen Nick Antipov und Bart Staszewski die persönlichen Geschichten von queeren Menschen in Belarus, die eine Chance bekamen, gehört zu werden.

NICK ANTIPOV (VON)

LGBT+-Verteidiger

er/sie/es

 

Johanna Keller

Johanna M. Keller studierte Internationale Beziehungen in Dresden, Florenz, Berlin und Damaskus. Für das Goethe-Institut arbeitete sie in Syrien, Litauen und Ägypten; seit Anfang 2019 ist sie in der Zentrale in München tätig. Während ihrer Tätigkeit als Leiterin des Goethe-Instituts Litauen verantwortete sie das Projekt „Going Public – Über die Schwierigkeit einer öffentlichen Aussage“, das zwischen Belarus, Kaliningrad, Litauen und Deutschland das Potenzial von Kunst im öffentlichen Raum untersuchte. Als Leiterin der Kulturarbeit des Goethe-Instituts für den arabischen Raum initiierte sie verschiedene Projekte zu den Themen Gender, Sexualität und Feminismus, so das mehrjährige Projekt  „Tashweesh“, das sich mit den blinden Flecken in transnationalen feministischen Debatten beschäftigte und in zwei große Festivals in Kairo und Brüssel mündete. 

Nick Antipov

Nick ist Mitbegründer von MAKEOUT, einem Antidiskriminierungsprojekt zur Stärkung der LGBTQ-Gemeinschaft in Belarus und einer der größten Online-Plattformen für LGBTQ-Themen in der Region. Im Rahmen seiner zahlreichen Projekte haben Nick und das MAKEOUT-Team ein Führungsprogramm für junge LGBTQ-Führungskräfte entwickelt, das eine neue Generation von Aktivisten in Städten in ganz Belarus hervorgebracht hat. Nick setzt sich leidenschaftlich für Gemeinschaften ein, die mit Diskriminierung konfrontiert sind, und glaubt an ihr kreatives Potenzial, die Welt zu verändern. Nach den manipulierten Präsidentschaftswahlen in Weißrussland im Jahr 2020 engagierte er sich ehrenamtlich für Menschenrechtsverteidiger und sammelte Geschichten über Folter und Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Seit Mitte 2021 lebt er in Berlin, weil sein Aktivismus und seine Führungsrolle das Risiko von Repressalien mit sich bringen. In Berlin setzt er seine Arbeit zur Unterstützung der im Land gebliebenen LGBTQ+-Aktivisten fort. Er hat ein Stipendium der Henrich-Böll-Stiftung erhalten, das es ihm ermöglicht, sich auf die Erforschung wichtiger Themen für Belarus zu konzentrieren.

 

Vika Biran

Vika Biran ist NGO-Projektmanagerin, Queer Aktivistin und Autorin. Geboren in Pinsk, Belarus. Sie studierte an der Belarussischen Staatlichen Universität, am Belarussischen Collegium und am European College of Liberal Arts in Belarus Eclab. Von 2010 bis 2016 arbeitete sie mit dem Belarus Free Theater als Schauspielerin und Administratorin. Im Jahr 2014 war sie Mitbegründerin des belarussischen LGBTQ+ Projekt MAKEOUT, an dem sie bis 2021 aktiv beteiligt war. Im Jahr 2020 beteiligte sie sich an friedlichen Protesten in Belarus, wofür sie zu 15 Tagen Verwaltungshaft verurteilt wurde. Seit 2021 lebt sie in Deutschland und studiert Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt an der Oder). 

Bereitet derzeit die Veröffentlichung seines ersten belletristischen Buches vor.

Andrei Zavalei

Andrei Zavalei ist ein LGBTIQ*-Aktivist und Theaterproduzent aus Belarus. Er ist Koordinator der Kampagne Delo Pi_(Der Fall Pischevsky), die darauf abzielt, die Öffentlichkeit für homophobe und transphobe Hassverbrechen zu sensibilisieren. Er organisiert Kultur- und Bildungsveranstaltungen und setzt künstlerische Aktionen und Flash Mobs um.  Zavalei ist außerdem Produktionsleiter des HUNCHtheatre Belarus, das sich darauf konzentriert, neue Talente im Bereich des unabhängigen Dramas und des Theaters zu entdecken und Schauspieler:innen mit queeren Künstler:innen und LGBTIQ*-Aktivist:innen zu vernetzen.