Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit
In welchem Land wollen wir leben?
Weiblich, friedlich, postnational – so beschreibt die Philosophin Olga Shparaga die Protestbewegung in ihrem Land. Treibende Kraft der „Revolution-in-progress“ sind Frauen, denen es aber nicht nur um weibliche Emanzipation geht, sondern die stark machen, dass verschiedene Gruppen in ihrem Kampf für die Freiheit unterschiedliche Bedingungen haben. Diese zu berücksichtigen ist die Voraussetzung dafür, dass alle Stimmen in der Gesellschaft gehört werden, nicht nur die privilegierter Bürger:innen und Gruppen.
Mit: Natalja Koljada (Regisseurin, Belarus Free Theatre), Aksana Haiko (Regisseurin, Aktivistin), Maryja Martysevič (Schriftstellerin), Alina Dzeravianka (Kulturmanagerin)
Moderation: Maryna Rakhlei
Gespräch Russisch mit deutscher Simultanübersetzung
Dauer: 1 Std. 30Min.
Natalia Kaljada
ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des Belarus Free Theatre (BFT), preisgekrönte Theatermacherin, Autorin und Regisseurin. Als international renommierte Diplomatin und Menschenrechtsaktivistin hat Natalia Kaliada eine einzigartige Methode der transversalen Lobby- und Kampagnenarbeit entwickelt, die künstlerische, geopolitische, umweltpolitische und menschenrechtliche Anliegen miteinander verbindet, um systematische Veränderungen in verschiedenen Gesellschaften herbeizuführen.
Maryna Rakhlei
Maryna Rakhlei ist Senior Program Officer im Büro des German Marshall Fund in Berlin, wo sie regionale Entwicklungen in Osteuropa analysiert und Teil des Teams ist, das die Zivilgesellschaft in Belarus unterstützt. Bevor sie zum GMF kam, berichtete Rakhlei über Außenbeziehungen für die belarussische Nachrichtenagentur Belapan in Minsk, schrieb für die deutsche Nachrichtenagentur DPA und bloggte für EuObserver. Sie veröffentlichte einen Essay Ein Treppenhaus in Minsk. Eine belarussische Geschichte (2020, Edition Fototapeta) und ist Mitautorin eines umfangreichen Reiseführers über Belarus (2015, Trescher Verlag).
Aksana Haiko
Aksana Haiko ist Regisseurin, Schauspielerin, Kunstmanagerin, Dramatikerin, Theaterpädagogin. Sie ist Gründerin des Theaters Kryly Khalopa in Brest und des Kulturzentrums KX Space. Das Theater Kryly Khalopa wurde 2021 von den Behörden geschlossen, aber die Akteur:innen arbeiten weiter, teilweise im Exil. Das Stück „Frau mit Automat“ wurde u.a. in Theaterresidenzen in Prag und HELLERAU erarbeitet.
Alina Dzeravianka
ist Kulturmanagerin und Aktivistin mit Sitz in Brest, Belarus.
Sie war Projektleiterin der Stiftung zur Entwicklung der Brester Festung (2013-2021), die im Dezember 2021 von den Behörden geschlossen wurde.
Seit 2019 ist sie Gastdozentin am Lehrstuhl für die Entwicklung des kulturellen Erbes der European Humanities University (Vilnius, Litauen) und arbeitete als Dozentin am European College of Liberal Arts in Belarus (2018-2019). Seit Januar 2022 ist sie außerdem Teil des „Status project“, das sich mit der Rolle der Kunst in der sich verändernden Gesellschaft auseinandersetzt und von den Kulturräumen Konstepidemin (Göteborg, Schweden) und Prastora KH (Brest, Belarus) organisiert wird.
Zu ihren realisierten Projekten gehören kulturelle Veranstaltungen (Kongress-Performance der Kulturschaffenden in Minsk 2019; die Nacht im Museum Berestye, Ulmus-Festival in Brest), Projekte zur Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes (mobile App Velofort, Datenbank zur Geschichte der Festung Brest, zwei Bände des Atlas der Festung Brest-Litowsk), zur Erinnerungskultur und Förderung eines Dialogs (Digitales Geschichtsnetzwerk, hack4history) sowie die Organisation von Kunstresidenzen und Ausstellungen in Brest. Alina interessiert sich für die Praxis der Heritagisierung, Partizipation und soziales Engagement in zeitgenössischer Kunst und Kulturerbe.
Maryja Martysevič
(Марыя Мартысевіч, geboren 1982 in Minsk) ist eine belarusische Dichterin, Schriftstellerin und literarische Übersetzerin aus dem Tschechischen, Englischen, Polnischen und Ukrainischen. Sie arbeitet an verschiedenen Kulturprojekten und ist als Organisatorin literarischer Veranstaltungen tätig. Seit 2017 leitet sie die unabhängige Buchreihe Amerykanka. Seit 2019 ist sie die 3. Vizepräsidentin des belarusischen PEN-Zentrums. Sie hat vier Bücher veröffentlicht: Cmoki latuć na nierast: ese ŭ vieršach i prozie (Dragons Fly to Spawn: Essays in Poetry & Prose) im Jahr 2008, Ambasada: vieršy svaje i čužyja (The Embassy: Poetry Own and Borrowed) im Jahr 2011, Sarmatyja (Sarmatia) im Jahr 2018 und Jak pazbycca Mamatuta (How to Kill off Momishere). Im Jahr 2019 erhielt sie zwei Literaturpreise für ihr Buch Sarmatia. Sie lebt in Minsk. Im Jahr 2022 ist sie Stipendiatin der Gaude Polonia als Übersetzerin polnischer Literatur.