Kvartira | Квартира – Märchenfabrik

Boris Pavlovich

Deutschlandpremiere | Russisch mit Simultanübersetzung

Theater

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Bei den Proben zu früheren Aufführungen fragten sich Regisseur Boris Pavlovich und die Mitglieder seines Teams immer wieder, wie man Künstler*innen mit Behinderungen in die Arbeit einbeziehen kann? Wie können wir ihnen helfen, gleichberechtigte Autor*innen zu werden? Wie stellen wir sicher, dass sie nicht nur an dem teilnehmen, was Fachleute anbieten, sondern dass sie selbst einen Plan entwickeln und Wege zu seiner Umsetzung finden? Und andererseits, in welcher künstlerischen Form zeigt sich die Kreativität von Menschen mit Behinderungen dem Publikum so offen wie möglich? Wo treffen sich unsere Bilder, Fantasien und Träume? Auf der Suche nach Antworten auf diese schwierigen Fragen reflektierte das Kreativteam über Mythos und Rituale und kam schließlich auf das Thema Märchen. Ein Märchen ist eine Geschichte, die die Beziehung zwischen Mensch und Welt durch magische Bilder beschreibt. „Märchenfabrik“ ist eine Erzählperformance, die Realität und Fiktion miteinander verschränkt. Alles wird zum Märchen.

In Anlehnung an die berühmte Wohnung von Leonid Lipavsky, in der sich im Leningrad der 1920er Jahre die Künstlergruppe OBERIU zu ihren berühmten Wohnungsbesprechungen traf, schuf Regisseur Boris Pavlovich mit „Kvartira“ einen einzigartigen Ort in der russischen Theaterlandschaft. Für die Akteur*innen von “Kvartira” war es wichtig, zu der für Leningrad so wichtigen künstlerischen Form von Küchentreffen und endlosen Gesprächen, die in einer Wohnung stattfanden, zurückzukehren.

Initiiert von der Alma Mater Stiftung versuchte dieses inklusive Langzeitkunstprojekt in einer ehemaligen Gemeinschaftswohnung (Kommunalka) nicht nur durch sein offenes und horizontales Konzept, sondern auch im Miteinander von Schauspieler*innen mit und ohne geistige Behinderung Theater anders zu denken und zu praktizieren. “Kvartira” war in Russland das erste derartige Projekt. Inzwischen ist „Kvartira“ in der Wohnung Geschichte. Die Stücke werden aber an verschiedenen neuen Orten gespielt. Während des Festivals „Karussell“ macht „Kvartira“ Station in Hellerau.

Boris Pavlovich studierte an der Staatliche Akademie der Theaterkünste St. Petersburg zuerst Theatergeschichte und Theaterkritik und absolvierte im Anschluss den Schauspiel- und Regiekurs der Fakultät für Schauspielkunst der Staatlichen Kunstakademie St. Petersburg (Klasse von G. R. Trostyanetsky), den er 2004 beendete. 2006-2013 war er Künstlerischer Leiter des Staatstheaters Kirow. Pavlovich inszenierte in Moskau, St. Petersburg, Saratow, Tallinn, Chabarowsk, Omsk, Scharypow, Kirow und Almaty. Die Aufführung „Pianisten“ von K. Bjornstad, am Nowosibirsker Akademischen Jugendtheater „Globus“, erhielt den Nationaltheaterpreis „Goldene Maske – 2019“ in der Kategorie „Drama / Kleinformat“. Boris Pavlovich arbeitet heute als Theaterregisseur, Schauspieler, Lehrer, Leiter inklusiver Labors und Meisterkurse und ist Autor von Artikeln über soziales Theater.

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