Foto: Sandra Then

Lieder ohne Worte, #1 – 2022

Mit seiner neuesten Musiktheaterproduktion arbeitet der Regisseur und Klangkünstler Thom Luz in seiner feinsinnigen, humorvoll-melancholischen Art einen Unfall auf, der durchaus als Metapher für Größeres dienen kann. Ein rauchendes Autowrack auf einer nächtlichen Waldlichtung, aus dessen kaputtem Radio romantische Salon-Träume von Felix Mendelssohn Bartholdy rauschen. Diese musikalische Crash-Skulptur wird im Lauf einer Vorstellung von fünf Klang- und Illusionsexpert:innen minutiös aufgebaut – Scherbe um Scherbe, Klang um Klang. In der Gegenüberstellung zu dieser sich langsam zusammensetzenden Blech-Katastrophe erweitert ein elektrisches Kammermusiktrio Mendelssohns Klavierzyklus „Lieder ohne Worte“ um ungeahnte Hall- und Geräuschdimensionen. So wird das Ende eines Road-Movies zum Ausgangspunkt der neuen Musiktheater-Entwicklung des Schweizer Regisseurs und Bühnenbildners Thom Luz. „Lieder ohne Worte“ handelt von Schock und Sprachlosigkeit, von Perspektivenwechseln, Zerstörung und Zukunft – und der notwendigen Neukonstruktion der Gegenwart. Wie haben wir uns gegen die Wand gefahren? Existieren wir noch? Und was nun? Wo die Worte nicht reichen, formieren sich die Töne neu. Im Zusammenspiel von katastrophischen Bildern und musikalischen Überlagerungen entsteht eine filigrane, minutiös durchdachte Raumkomposition. 

Thom Luz, Theatermacher, Regisseur und Musiker, geboren 1982 in Zürich, studierte Schauspiel in Zürich. Seit 2007 entwickelt er eigene Projekte. Seit seinem Regiedebüt „Patience Camp“ arbeitet Luz sowohl in der freien Szene als auch an Stadttheatern in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist er Hausregisseur am Residenztheater in München. Er wurde mehrmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen und erhielt 2019 den Schweizer Theaterpreis. 

08./09.04.2022  
Thom Luz und Ensemble 
Lieder ohne Worte   

Eine Koproduktion von Kaserne Basel, Gessnerallee Zürich, Théâtre VidyLausanne, Wiener Festwochen und HELLERAU–Europäisches Zentrum der Künste. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.