Julian Charrière - An Invitation to Disappear - Sulawesi, 2018 (copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany)
11.04. – 02.05.2021

TONLAGEN I

30. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik #pause

Das ursprünglich 1987 von Udo Zimmermann als „Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik“ gegründete und zwischenzeitlich in „TONLAGEN“ umbenannte internationale Festival präsentiert und diskutiert seit 2019 unter der Leitung von Moritz Lobeck und unter dem neuen Titel „TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik“ alle zwei Jahre aktuelle Entwicklungen in der Musik und zeitgenössischen Kunst. Die 30. Ausgabe des Festivals wird bedingt durch COVID-19 in mehreren Teilen stattfinden, der erste Zeitraum präsentierte überwiegend online vom 11. April bis 2. Mai zahlreiche neue Produktionen und Positionen. Der nächste Teil wird vom 04. – 07.11. stattfinden. Mit dem Thema „Pause“ setzt das Festival einen Fokus auf aktuelle künstlerische, politische, soziale und ökologische Transformationsprozesse und auf die Frage, welche Funktionen zeitgenössische Musik, Künstler:innen und Ensembles und ein solches Festival zukünftig übernehmen können und sollten. Mit 433X22 begleitete im ersten Teil John Cages legendäre Komposition 4‘33‘‘ in Kooperation mit der Staatskapelle Dresden jeden der 22 Tage des Festivals, „An Invitation to Disappear“ von Julian Charrière wurde als gefilmte installative Rave-Performance eingerichtet, Dehlia Hannah hat das Projekt BLACKOUT MANUAL weiterentwickelt. Ein zentraler Schwerpunkt des ersten Teils des Festivals lag auf Neuem Musiktheater: In Kooperationen mit Münchener Biennale, ZKM | Karlsruhe, Semperoper und den Hochschulen für Musik und für Bildende Künste Dresden standen neue Projekte und Positionen u.a. von Trond Reinholdtsen, Olga Neuwirth, Óscar Escudero und Belenish Moreno-Gil, Zeitkratzer, Amy Bryce, Chaya Czernowin, John Moran und Josh Spear auf dem Programm. In dem Symposium „Musik Theater Positionen“ in Zusammenarbeit mit „Theater der Zeit“ und „Positionen“ diskutierten u.a. Manos Tsangaris, Susanne Kennedy, Brigitta Muntendorf, Christine Fischer, Iñigo Giner Miranda, Juliana Hodkinson, Lea Letzel und Wen Chin Fu aktuelle Themen und Positionen in Musik und Theater. Der bewusst auch regionale und historische Blick des Festivals spiegelt sich in Teilen des Programms: in Kooperationen u.a. mit der Sächsischen Akademie der Künste, der Sächsischen Landesbibliothek und dem Stadtarchiv Dresden werden in den nächsten Jahren wertvolle Bild- und Tondokumente des ehemaligen Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik recherchiert, digitalisiert und somit zugänglich gemacht. Außerdem sind mit AuditivVokal, Sächsische Staatskapelle, Elbland Philharmonie, Ensemble Avantgarde, Contemporary Insights, El Perro Andaluz oder ensemble courage zahlreiche lokale Ensembles im Programm vertreten. Frieder Zimmermann präsentierte im ersten Teil ein neues Projekt zu Dresden-Prohlis, dem Ort seiner Kindheit. Neben einem Fokus auf experimentelle Musikfilme in der DDR sind, kuratiert von Gisela Nauck und Jens Schubbe und in Kooperation mit Deutschlandfunk Uraufführungen u.a. von Paul-Heinz Dittrich und Helmut Oehring geplant. In einem Podcast diskutiert der Musikwissenschaftler Jakob Auenmüller verschiedene Perspektiven zur Aufarbeitung der ostdeutschen Kunst in der Nachwendezeit. In einem abschließenden Symposium wurden, kuratiert von Elisa Erkelenz, zu Diversität, Kategorien und Gerechtigkeit in (zeitgenössischen) Musiken debattiert. Hier waren so unterschiedliche Gäste wie Max Czollek, Kübra Gümüşay, Jessie Cox, Margareta Ferek-Petric, Steven Walter, Annekatrin Klepsch, Gregor Hotz, Lena Krause oder Katja Lucker zu Gast. Den ersten Teil des Festivals haben  in einem Live-Streaming Robert Lippok und Maryvonne Riedelsheimer mit einer spekulativen musikalischen Studie in HELLERAU beschlossen. Mehr Hintergründe im HELLERAU-Online-Magazin lesen! Leonie Reineke und Moritz Lobeck im Gespräch über Krisen, Marktmechanismen und die Vision von bedingungsloser Solidarität im Musikbetrieb.

Ausblick 2021 und 2022

Einige ursprünglich für dieses Festival geplante Projekte müssen coronabedingt auf November 2021 oder Frühjahr 2022 verschoben werden, beispielsweise die Uraufführung der Ø Trilogie von Trond Reinholdtsen (verschoben auf November 2021), der Musiktheater-Kompositionsauftrag für Helmut Oehring (Februar 2022), das Traurige Musical der Punkband PISSE, das Porträtkonzert von Mirela Ivicevic mit Blackpage Orchestra (voraussichtlich November 2021) sowie die Projekte von ZEITKRATZER und Trickster Orchestra. Auch die Schwerpunkte zum Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik (DZzM) und zu Experimenteller Musik und Musikfilmen der DDR (u.a. Kooperationen Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek und Sächsische Akademie der Künste) müssen leider verschoben werden.