YVONNE, PRINSES VAN BOURGONDIË
Witold Gombrowicz/Tibaldus (BE)
Im Stück des polnischen Autors Witold Gombrowicz (1904 – 1969) provoziert eine Außenseiterin eine Gesellschaft zu einem hinterhältigen Mordanschlag. Aus dem Nichts taucht Yvonne am Hof König Ignaz’ als Antithese auf zwei Beinen auf: störrisch, wortlos, so dass weder Intelligenz noch Liebenswürdigkeit an ihr zu finden sind, irgendwie hässlich und ohne Ambition. Weil er Lust und die Macht dazu hat, stößt Prinz Philipp das Establishment vor den Kopf und macht Yvonne einen Heiratsantrag: eine kollektive Majestätsbeleidigung. Einen Wimpernschlag später hat die Deplatzierte die Beteiligten mit Verunsicherung und Identitätskrisen infiziert. Und wer könnte den Angriff auf die eigene Souveränität so ohne weiteres verzeihen?
Zusammen mit sieben jungen Schauspieler*innen und inmitten einer kreisrunden Tribüne entfesselt Timeau De Keyser Gombrowiczs böse Komödie. Individuelle Präsenz und Spielweisen des Ensembles werden zum Motor einer ebenso komischen wie beunruhigenden Situation, mit der eine diffuse soziale Gewalt auf den Punkt kommt.
Timeau De Keyser (*1988) studierte Theater an der Kunsthochschule (KASK) in Gent, Belgien. Hier entscheiden die Studierenden erst im Verlauf des Studiums, ob sie ihren Weg ans Theater eher als Schauspieler*innen, Autor*innen oder Regisseur*innen gehen wollen. Gemeinsam mit Simon De Winne und Hans Mortelmans gründete De Keyser 2009 das Kollektiv Tibaldus. „Yvonne“ entstand 2016 als fünfte professionelle Regiearbeit in Koproduktion mit dem Toneelhuis Antwerpen, zu dessen Förderprogramm P.U.L.S. De Keyser gehört.