Gwendolyn Sasse, Nataliia Lomonosova & Dmytro Levytskyi

Ukraine: Gesellschaftliche Transformationsprozesse & Demokratieentwicklung seit 1991

Nebenan Gespräch 2022/23

Gwendolyn Sasse, Politikwissenschaftlerin und Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), spricht über die prägende Rolle wiederholter Massenproteste für die Transformation der Ukraine. Im Gegensatz zu Transformationsgeschichten mit Schwerpunkt auf Eliten und staatlichen Institutionen, macht sie die ukrainische Gesellschaft zum Hauptakteur der Transformation – mit all den Hoffnungen, Enttäuschungen, politischen Beteiligungsformen und Netzwerken.

Die Soziologin und Wissenschaftlerin Nataliia Lomonosova gibt anhand von Beispielen aus der städtischen, Graswurzel- und Arbeiter:innenbewegung sowie dem Menschenrechtsaktivismus einen Überblick über zivilgesellschaftliche Initiativen und Formen der Bürger:innenbeteiligung in der Ukraine und analysiert, wie sie sich seit Beginn des Krieges verändert haben.

Dmytro Levytskyi ist Regisseur, Autor und Medienkünstler. In seiner künstlerischen Praxis betrachtet er den städtischen Raum als Theaterbühne. Er ist Autor von fast 20 Audiowalks in ukrainischen, polnischen und deutschen Städten. Ausgehend von seiner neusten Audioinstallation „Photos of Sichovyh Striltsiv street“ spricht er über das Arbeiten im öffentlichen Raum in der Ukraine und die Erfahrungen, die er dabei macht.

Dauer: ca. 2 Std.

Sprache: Deutsch, Ukrainisch

Україна: процеси суспільної трансформації та розвиток демократії з 1991 року Гвендолін Зассе, політолог і директор Центру східноєвропейських і міжнародних досліджень (ZOiS), розповідає про формуючу роль неодноразових масових протестів для трансформації України – з усіма надіями і розчаруваннями. Соціолог і дослідниця Наталія Ломоносова робить огляд громадських ініціатив і форм громадянської участі в Україні та аналізує, як вони змінилися з початком війни. Дмитро Левицький у своїй художній практиці розглядає міський простір як театральну сцену. На основі своєї останньої аудіоінсталяції “Фотографії вулиці Січових Стрільців” він розповідає про роботу в публічному просторі в Україні та свій досвід.

Тривалість: близько 2 годин.

Мова: німецька, українська

Prof. Gwendolyn Sasse ist seit 2016 Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) in Berlin. Außerdem ist sie seit 2021 Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war sie Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft an der University of Oxford. Zu ihren Forschungsinteressen gehören die Dynamik von Demokratie und Autoritarismus, Protest, Krieg und Migration/Vertreibung. Ihre aktuelle Forschung im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine konzentriert sich auf die öffentliche Meinung in der Ukraine und auf die Vertreibung aus der und innerhalb der Ukraine. Ihr Buch The Crimea Question: Identity, Transition, and Conflict (Harvard University Press 2007; Taschenbuch 2014) wurde mit dem Alexander-Nove-Preis der British Association for Slavonic and East European Studies ausgezeichnet. Im Oktober 2022 erschien ihr neues Buch „Der Krieg gegen die Ukraine“ bei C.H. Beck (auf Deutsch). Die englische Übersetzung wird im September 2023 bei Polity Press erscheinen. 

Nataliia Lomonosova ist Soziologin und Wissenschaftlerin. Sie ist leitende Analystin und Bereichskoordinatorin für Sozialpolitik bei Cedos, eine der führenden ukrainischen Denkfabriken im Bereich Bildung, Migration, Stadtentwicklung. Sie ist spezialisiert auf die Bereiche Sozial- und Arbeitspolitik, Zivilgesellschaft und Arbeitsforschung. Seit Beginn des umfassenden Krieges Russlands gegen die Ukraine befasst sie sich mit der Untersuchung der Auswirkungen des Krieges auf die ukrainische Gesellschaft und legt hier vor allem einen Fokus auf die vulnerablen Bevölkerungsgruppen.

Dmytro Levytskyi ist Regisseur, Autor und Medienkünstler und lebt in Kiew. Im Jahr 2019 war er Kurator des Programms der Biennale Warszawa, das der Einwanderung von Ukrainer:innen nach Polen in den letzten 5 Jahren gewidmet war. Im Jahr 2021 gründete er das Theaterprojekt „Miskyi Theater“, das sich auf Arbeiten im öffentlichen Raum in Kiew spezialisiert. Seine Projekte werden international präsentiert (u.a. „Collective photo in Bitterfeld“, Deutschland 2022; „Audiophoto 27 of May 2022“, Litauen; „Who is heard in the Beilis case“, Ukraine 2022).