Sitzen ist eine gute Idee

Antje Pfundtner in Gesellschaft mit Kompliz:innen aus Dresden

Tanz Performance 2021/22

2016 startete Antje Pfundtner in Gesellschaft eine Trilogie über die Gesetzmäßigkeiten von Zeit und Vergänglichkeit. Ihr Leitmotiv war dabei Albrecht Dürers Kupferstich-Figur „MELENCOLIA I“, eine engelsähnliche Gestalt, die mit hochgezogenen Knien nahe dem Boden kauert. Trotz ihrer Flügel hebt diese Figur nicht ab. Alles ruht: Bewegung, Beweggründe, Arbeit, Zeit – sie stehen still. Ihr Nichtstun verwirrt: Denn tut sie bereits nichts mehr, oder hat sie noch gar nicht angefangen, etwas zu tun? Worin bestünden der Beginn oder das Ende ihres Handelns, stünde sie nicht still?

Das inmitten der Zuschauer:innen stattfindende Solo „Sitzen ist eine gute Idee“ ist der letzte Teil der Trilogie und befragt lauthals, welches Handlungspotential Regungslosigkeit inne hat. Bedeutet beispielsweise Sitzen zwangsläufig Sitzen-Bleiben? Sitzen versus Aufstehen, Aufstehen versus Aufgestanden-Sein. Ist Aufstehen ein kraftvollerer Akt, als sich hinzusetzen? Die Konnotationen von Aufstehen sind: Sich erheben – sich in die Vertikale begeben – handeln – den Aufstand proben. Gerne, aber mit wem? Aufstehen ist jedenfalls ein viel zu kurzer Moment, um ihn so stark zu feiern. Denn Aufstehen ist fürs Erste nur die Dauer seiner Bewegung. Und dann folgt das Handeln.

Zurück zu MELENCOLIA alias Antje Pfundtner: Ja, sie nimmt sich Zeit und denkt gründlich darüber nach, ob sie sich am Ende wieder setzen oder sich viel eher widersetzen wird.

„Hamburgs herausragende Choreografin begeistert an ihrem Solo-Abend – auch als längst alle den Saal verlassen haben. Es ist vollbracht. Hamburgs herausragende Choreografin Antje Pfundtner hat ihre über drei Jahre angelegte Trilogie zu Zeit und Vergänglichkeit abgeschlossen. ‚Sitzen ist eine gute Idee‘, ihr Solo-Tanzabend auf Kampnagel, ist nach ‚Ende‘ und ‚Alles auf Anfang‘ ihre wohl bislang radikalste Arbeit. Im Bruchteil von Sekunden wechselt sie dort zwischen mutig, tieftraurig, albern, schräg – und manchmal ist sie auch all das zugleich. (…). Stets folgt auf eine Ankündigung das Unerwartete. Es ist ein Tanzabend der Volten und Verrücktheiten. (…). Ohne jede Schonung nimmt sie (Antje Pfundtner) ihr Publikum allezeit gefangen – mit grazilen Bewegungen aber auch mit klugen Worten. (…). Letztlich sind es philosophische Fragen, die der Abend aufwirft, über Zeit und Vergänglichkeit. Mit heiligem Ernst bricht Pfundtner jede Sentimentalität. (…). Und wenn Pfundtner am Ende als Stehaufmännchen weitermacht, bis der letzte Gast den Saal verlassen hat, dann ist es das furiose Finale eines stimmigen Abends.“ Annette Stiekele/ Hamburger Abendblatt

Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG) hat ihren Sitz in Hamburg, produziert Bühnenstücke und initiiert kollaborative Räume. APiG sind das feste Kernteam rund um u.a. Anne Kersting (Dramaturgie und Kuration), Hannah Melder (Produktionsmanagement, PR und Marketing) und Antje Pfundtner (Choreografie, Tanz und künstlerische Leitung) sowie wechselnde Gäste und Kolleg*innen.

Antje Pfundtner und ihre Gesellschaft wurden 2016 mit dem George Tabori Hauptpreis und 2020 mit dem Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“ geehrt. Zudem wurde APiG 2020 mit der Ehrung des Deutschen Tanzpreises für „herausragende künstlerische Entwicklungen“ ausgezeichnet. Neben ihren Bühnenkooperationen entwickelt APiG Formate künstlerischen Teilens: Aktuell initiiert sie die TISCHGESELLSCHAFTEN, eine Versammlungsinitiative zur Vernetzung, Ressourcenteilung und Verstetigung von Wissensaustausch.

www.antjepfundtner.de

Idee & Konzept: Antje Pfundtner in Gesellschaft

Choreografie: Antje Pfundtner

Tanz: Antje Pfundtner

Dramaturgie: Anne Kersting

Musik: Nikolaus Woernle

Bühne/performative Objekte: Irene Pätzug

Künstlerische Assistenz/die Zeit: Juliana Oliveira

Kostüme: Yvonne Marcour

Licht: Michael Lentner

Produktion & PR: Hannah Melder

Gäste im Rechercheprozess: Christina Ciupke, Cornelia Dörr, Hermann Heisig, Lea Martini, Fabrice Mazliah, Sheena McGrandles, Eva Meyer-Keller, Matthew Rogers, Anna Till, Frank Willens

„Sitzen ist eine gute Idee“ ist eine Produktion von Antje Pfundtner in Gesellschaft in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und FFT Düsseldorf. „Sitzen ist eine gute Idee“ wird gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien, den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kunststiftung NRW. Unterstützt von der Probebühne im Gängeviertel.

Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Das Gastspiel wird unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.

 

Deutsch, ca. 1 Std. 30 Min.

Weitere Termine:
16./17.03.2022, TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2022 (Radialsystem Berlin)
23./24.06.2022, FFT Düsseldorf