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Dreiteiliger Werkzyklus „riss“, Mark Andre/Ensemble Modern (DE)

Musik
Ensemble Modern, Foto: Katrin Schilling

Mark Andre ist ein sensibler Klangforscher, seine Musik bewegt sich oftmals an der Grenze des Hörbaren: „Mich interessiert die Problematik des kompositorischen Zwischenraumes. Das heißt, es geht um die Räume, die sich oft latent oder sehr zerbrechlich und atemlos zwischen den Polaritäten befinden“. In der Werkgruppe „riss“ begibt sich der Komponist gleich dreimal auf die Suche nach diesen Zwischenräumen. Der Riss als ein Zwischenort, ein trennender wie verbindender Raum zwischen etwas, das zusammengehört. 2011 begegnete Mark Andre der Theologin Margareta Gruber während einer Recherchereise in Jerusalem. Ihr Aufsatz „Der Vorhang zerreißt“, ihr Hinweis auf die doppelte Figur des Risses im Markusevangelium, lieferte den entscheidenden Impuls für die Entstehung der Werkgruppe „riss“, die Mark Andre nicht in numerischer Folge komponiert: 2014 wurde „riss 2“ vom Ensemble Modern uraufgeführt, 2016 folgte die Uraufführung von „riss 3“ mit dem Ensemble Musikfabrik und 2017 „riss 1“ mit dem Ensemble intercontemporain. 2019 brachte das Ensemble Modern erstmals alle drei Werke an einem Abend zur Aufführung, in Köln, Frankfurt, Shanghai – und nun am Vorabend des Gründonnerstags 2020 auch in HELLERAU.

„Durch die Musik von Mark Andre sind die kompositorischen Verfahren und ästhetischen Kategorien wichtig geworden, die vielleicht aus jenen Fragen [der Bibel] hervorgegangen sind: ,warum?‘, ,wohin?‘. Fragen bestätigen nichts, schreiben nichts fest, sondern bergen in sich eine Haltung des Suchens und Forschens. Nicht Sein, sondern Werden, Prozessualität statt Präsentation. Daraus entsteht musikalische Lebendigkeit, die dem Material eingeschrieben ist, in den Dramaturgien verankert ist: Übergänge, Zwischenräume, innere Räume, Ungewissheit, Expressivität. Das geräuschhafte Material erwacht zu neuem Leben.“ (Gisela Nauck)

Mark Andre, 1964 in Paris geboren, studierte am Conservatoire National Supérieur de Paris u.a. Komposition bei Claude Ballif und Gérard Grisey sowie in der Meisterklasse bei Helmut Lachenmann an der Hochschule für Musik in Stuttgart. Er erhielt für seine Kompositionen zahlreiche Preise, wurde 2009 zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin und im selben Jahr zum Professor für Komposition an die Hochschule für Musik Dresden berufen.