Necromancy: eine VR-Performance
Kristóf Kelemen
Vor fünfzig Jahren versuchte der ungarische Staat, die Kontrolle über die Kunstszene zu übernehmen. Viele Künstler:innen wurden verboten und mussten untertauchen, aber die lokalen Neo-Avantgarde-Bewegungen fanden in einer kleinen Kapelle in Balatonboglár Unterschlupf. In den siebziger Jahren inszenierte eine legendäre unabhängigen Theatergruppe (das spätere Squat Theatre) dort ein Stück, das auf dem Film „King Kong” basierte und einen frühen queeren Bezug aufwies: Der männliche Hauptdarsteller verließ die Enge seines Körpers und wurde zu einer schönen Frau. Sie entkamen der wahrgenommenen Realität und spielten mit ihren Geschlechtsidentitäten.
In der hybriden Performance „Necromancy“ begibt sich je eine Besucher:in mit einer Virtual-Reality-Brille auf die Spuren des Squat Theatre – von Budapest bis New York, durch verschwundene Spielorte, Wohnungen und Archive. Diese Zeitreise ermöglicht es nicht nur, in den Spiegel der Vergangenheit Ungarns vor 50 Jahren zu blicken, sondern auch heutige Probleme zu adressieren, alternative Realitäten zu kreieren und subversive Vorstellungskräfte zu entwickeln – Wie lange ist es möglich, in einer Diktatur ein eigenes Universum zu schaffen? Wenn wir unser Heimatland als Flüchtlinge verlassen müssen, können wir uns dann mit anderen Kulturen verbinden? „Necromancy“ beschwört die Geister der Vergangenheit, gibt ihnen eine Stimme, um von radikaler Freiheit zu erzählen.
Dauer: je Slot ca. 30 Min.
Sprache: Englisch
Kristóf Kelemen studierte Literatur und Theaterdramaturgie und promovierte an der Universität für Theater- und Filmkunst in Budapest. Als Theatermacher schafft er forschungsbasierte Projekte mit verschiedenen Arten von kollaborativen Methoden. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Genre des Dokumentartheaters mit dem Ziel, Erzählungen zwischen Realität und Fiktion zu schaffen. Es gibt viele Themen, die ihn interessieren, zum Beispiel das kollektive Gedächtnis und die unausgesprochene Vergangenheit von Gesellschaften, die vergessene Geschichte der LGBTQ+-Community und die Analyse des globalen Kapitalismus und der zeitgenössischen politischen Rhetorik, insbesondere des Rechtspopulismus. Seine Performances wurden auf einer Reihe von internationalen Festivals gezeigt, darunter Fast Forward in Dresden, Spielart in München und Theaterfestival Basel.
Regie Drehbuch: Kristóf Kelemen
Mit: Dániel Baki, Chengjunyan Zhou, Kristóf Kelemen, Gabriella Schuler
Stimme (Ungarisch): Nóra Blanka Berényi
Stimme (Englisch): Anna Thieser
Kameraman, Schnitt: Nimród Nyúl / New Reflection Films
Musik: Márton Kristóf
Licht technik: Balázs Szabon
Field Management: Panka Sándor
Makeup: Krisztina Béres
VR-Beratung: Fanni Fazakas
Visuelle-Beratung: Virág Pázmány
Englische Übersetzung: Gabriella Gál
Regie Assistenz: Anita Totobé
Tour Management: Panka Sándor
Produktion Management: Andrea Kovács
Produziert von: Veszprém-Balaton 2023 – European Capital of Culture, Babel Camp
In Kollaboration mit: Füge Productions
Kreatives Management: Let it Be! art agency
Ein besonderen Dank an: SzM – KEMKI, Artpool Art Research Center, Kultkikötő, Hungarian Theatre Museum and Institute, Historical Archives of the Hungarian State Security, Budapest Ferenc Liszt International Airport, Klára CSERNE, Ágnes Karolina BAKK, Chengjunyan ZHOU, Sára UNGVÁRI, Gabriella SCHULLER (Museum of Fine Arts Budapest – KEMKI – Artpool Art Research Center), László SZÁZADOS (Museum of Fine Arts Budapest – KEMKI – ADK)