MUTEK Collaboration Night

Ryoichi Kurokawa, France Jobin & Markus Heckmann, RAMZi, Flabbergast, Line Katcho

HYBRID Biennale Musik 2022/23

Seit über 20 Jahren widmet sich MUTEK in Montreal der Präsentation von elektronischer Live-Musik und audiovisuellen Echtzeit-Performances und ist damit einer der wenigen Orte in Nordamerika, an denen solche Innovationen stattfinden. MUTEK hat im Laufe der Jahre ein einzigartiges Modell aufgebaut, das sich als verführerisch exportierbar erwiesen hat. Die Tentakel erstrecken sich mittlerweile über vier Kontinente und sechs weitere Städte wie Tokyo, Barcelona oder Buenos Aires, wobei jeder Satellit die Wertevorgaben der Inklusion und Zugänglichkeit des Festivals adaptiert, um neue Wege der Auseinandersetzung mit dem Reichtum elektronischer und digitaler Kunst zu inspirieren.

Nachdem die Kooperation zwischen HYBRID und MUTEK im März 2020 kurzfristig verschoben und im März 2021 mit tausenden Online-Gästen nur digital stattfinden konnte, wird es am 29.10.2022 endlich die erste Kooperation live im Festspielhaus in Hellerau geben können: mit Ryoichi Kurokawa, France Jobin & Markus Heckmann, Line Katcho, Flabbergast und RAMZi werden Künstler:innen, die seit langem mit MUTEK verbunden sind, einen außergewöhnlichen Abend im Großen Saal des Festpielhauses garantieren.

Programm

20:00 Uhr Subassemblies – Ryoichi Kurokawa

21:15 Uhr Entanglement – France Jobin & Markus Heckmann 

22:00 Uhr RAMZi + Line Katcho (visuals)

22:45 Uhr Flabbergast + Line Katcho (visuals)

Dauer: 5 Std.

Starke Stroboskop-Effekte und erhöhte Lautstärke.

France Jobins Audiokunst, die oft als „Klangskulptur“ bezeichnet wird, zeichnet sich durch einen minimalistischen Ansatz für komplexe Klangwelten aus. Seit Mitte der 1990er Jahre schafft sie akribische Kompositionen an digital/analogen Schnittstellen. Ihre Installationen integrieren musikalische und visuelle Elemente, die von der Architektur verschiedener Orte inspiriert sind. Jobin hat zahlreiche Soloalben bei verschiedenen renommierten Labels veröffentlicht, ihre Konzerte und Installationen wurden in zahlreichen Städten weltweit präsentiert.

Der 1977 in Deutschland geborene Markus Heckmann studierte Medientechnik an der Universität Ilmenau und der Bauhaus-Universität Weimar, bevor er 2006 die Position des Technischen Direktors bei Derivative, dem Hersteller von TouchDesigner, in Toronto übernahm. Heckmanns persönliche Arbeiten tendieren seit jeher dazu, die ästhetischen Aspekte generativer Computergrafik mit den physischen Aspekten des Lichts zu verbinden. Neben der Produktion von Visuals und Installationen für Künstler wie Carsten Nicolai oder Anwendungen zur Steuerung der KineticLights von WHITEvoid, sorgt er unter dem Nickname Wüstenarchitekten für visuelle Reize bei Techno-Events.

Der japanische Künstler Ryoichi Kurokawa ist ein Meister der Übersetzungen von analogen Darstellungen in digitale Ströme, schwindelerregende Bilder und Emotionen. Die außerordentliche Präzision seiner sensibel synchronisierten fragmentarischen Bilder, die nebeneinander auf unserer Netzhaut platziert werden, neigt dazu, die Persistenz der verschwommenen Erinnerung unter dem Effekt grenzenloser Leuchtkraft zu verdrängen. Die Übereinstimmung von Ton und Bild ist in Kurokawas Werken von zentraler Bedeutung. Er betrachtet sowohl das akustische als auch das visuelle Element als verschiedene Vektoren eines einzigartigen Werks und besteht darauf, dass sie zusammenfließen müssen, um gleichzeitig eine Kollision zu erzeugen.

Die in Montréal lebende Komponistin, Sounddesignerin, Musikkuratorin und bildende Künstlerin Phoebé Guillemot vereint in ihrem 2012 gestarteten Solo-Musikprojekt RAMZi Klanglandschaften, elektronische und akustische Instrumente sowie visuelle Arbeiten. Im Laufe der Veröffentlichung von 10 Alben entwickelte sich RAMZi zu einer fiktiven Figur, die als Tiergeist aus dem Wald Gestalt annimmt, als Hüterin eines parallelen Ökosystems, das aus dem Zusammenspiel von Natur und Technologie, Nostalgie und Futurismus und einer musikalischen Verschmelzung von Genres entsteht.

Flabbergast entstand aus einer Zusammenarbeit von Guillaume Coutu Dumont und Vincent Lemieu im Rahmen einer MUTEK_rec-Veröffentlichung und hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Seit mehr als zehn Jahren konzentriert sich die Gruppe auf komplett improvisierte Live-Performances, seit 2014 außerdem auf Kompositionen und Veröffentlichungen. Die Musik von Flabbergast bezieht ihre Einflüsse aus elektronischer Musik, aber auch aus Jazz, Hip-Hop und zeitgenössischer Musik, die Komplementarität der beiden Komponisten ermöglicht es dabei, das Spektrum der Gruppe stetig zu erweitern.

Line Katcho aus Montréal ist Komponistin und audiovisuelle Künstlerin. Ihre Arbeiten kennzeichnen Klang und Bild als Demonstration von Bewegung, Kräften oder Gesten, zeichnen sich aber auch durch eine Affinität für Wahrnehmungsspiele und ein Talent für Affektnutzung sowie narratives und filmisches Gefühl aus. Ihre empirische Herangehensweise ist provokativ, verschmilzt Referenz mit Abstraktion, Experimentieren mit Tradition und zielt darauf ab, eine sinnliche und kathartische Erfahrung zu schaffen, die im Ausdruck verwurzelt ist und nach Authentizität strebt, und dabei Stile, Genres und angewandte Methoden vermischt.

Mit freundlicher Unterstützung der Vertretung der Regierung von Québec in Berlin