Kinder der Sonne | Дети солнца

Maxim Gorki/Timofey Kuljabin/Teatr „Krasny Fakel“ (Rote Fackel)

Deutschlandpremiere | nach Maxim Gorki | Stückeinführung am 18.01. | Publikumsgespräch am 19.01. | Russisch mit deutschen Übertiteln

Theater

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Was ist endgültig Vergangenheit und was ist von dem Vergangenen immer noch aktuell? Das ist die Kernfrage, die diese sibirischen “Kinder der Sonne” stellen. Oft im Schatten der bekannteren Stücke “Nachtasyl” und “Wassa Sheleznova” stehend, holt  Timofey Kuljabin Gorkis Stück in unsere nahe Vergangenheit. Er versetzt den Wissenschaftler Protasov, seine vor der Revolution warnende Schwester Lisa, die reiche Witwe Melanja und all die anderen Figuren nach Kalifornien – ins russische Expat-Milieu. Protasov ist hier IT-Experte an einer amerikanischen Eliteuniversität. In seiner eigenen Filterblase verharrend, nimmt er weder das Familiendrama, das sich um ihn herum abspielt, noch die allgemeine Milleniumsangst wahr. Was bei Gorki die Angst vor dem kommenden 20. Jahrhundert und vor der am Horizont aufscheinenden Revolution ist, wird bei Kuljabin die Angst vor dem neuen Jahrtausend. Der Jahreswechsel 1999/2000 steht bevor und damit ein Turning Point der jüngeren russischen Geschichte. Die Neujahrsansprache hält nicht mehr Boris Jelzin, sondern bereits Wladimir Putin.  

Timofey Kuljabin (geboren 1984) absolvierte 2007 die Russische Akademie für Theaterkunst (bei Oleg Kudryashov) und ist heute einer der führenden russischen Regisseure seiner Generation. Er inszenierte bereits mehr als 20 Aufführungen. Seit 2015 ist er Hauptregisseur des Nowosibirsker Theaters „Rote Fackel“ – eines der besten Theater der russischen Provinz. Hier inszenierte er mehr als 10 Stücke („Macbeth“ von W. Shakespeare, „Hedda Gabler“ von H. Ibsen, „Onegin“ von A. Pushkin, „KILL“ nach „Kabale und Liebe“ von F. Schiller, „Drei Schwestern“ von A. Chekhov, „Der Prozess“ von F. Kafka).

Seit 2009 ist Kuljabin auch als Opernregisseur tätig. Seine Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner war 2014 eines der heftig diskutierten Kunstereignisse des Landes. 2016 inszenierte er die Oper „Don Pasquale“ von G. Donizetti und 2019 „Rusalka“ von A. Dvorzhak – beide am Bolschoi-Theater. Im Jahr 2017 folgte „Rigoletto“ von G. Verdi im Opernhaus Wuppertal. Am Residenztheater München führte er 2018 Regie beim Stück „Am Kältepol“, nach „Kolyma Stories“ von Warlam Schalamow. Ebenfalls 2018 inszenierte er „Nora, oder ein Puppenheim“ nach dem Stück von Henrik Ibsen im Schauspielhaus Zürich.

Das Nowosibirsker Staatliche Akademische Theater „Rote Fackel“ wurde vor 100 Jahren in Odessa gegründet. Sein Ensemble ist eine der führenden Theatergruppen Russlands. Tourneen und Festivaleinladungen führten das Theater “Rote Fackel” in zahlreiche Länder darunter Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen, Griechenland, Rumänien und Japan. Acht Inszenierungen des Theaters „Rote Fackel“ wurden für den Nationaltheaterpreis „Die goldene Maske“ nominiert. Kuljabins Inszenierungen “Onegin” und “Drei Schwestern” gewannen den Preis.