Kaija Saariaho

Paul Cannon

2024/25 DTzM Musik
Foto: Wonge Bergmann

Kaija Saariaho (1952 – 2023) ist eine der weltweit erfolgreichsten Komponistinnen unserer Zeit. Paul Cannon, seit 2014 Kontrabassist im Ensemble Modern, präsentiert mit „Folia“ für Kontrabass und Elektronik eine besondere Facette im Werk der finnischen Komponistin, die sie seit den 1980er Jahren vor allem am IRCAM Paris intensiv entwickelt hatte: “”Folia” ist eine fliesende, schmelzende Interaktion zwischen Timbre, Textur und Dynamik. Das Werk ist immer in Bewegung; eine Klangfarbe weicht stets einer neuen. Wie in den meisten Werken von Saariaho für Streichinstrumente bewegt sich die rechte Hand ständig zwischen den Extremen des Sul tasto und Sul ponticello, zwischen Pianissimo und Fortissimo, zwischen sanften Tonbindungen und harschen Artikulationen. Die linke Hand führt ebenso oft Übergange zwischen dem tiefen und hohen Register aus, sowie zwischen klarem Kontakt mit Intonation und sanfteren harmonischen Knotenpunkten, wodurch die Trennscharfe zwischen diesen Timbres verschwimmt. Das Stück arbeitet mit drei elektronischen Hauptelementen: Hall, Verzögerung und Modulation. Anstatt als zweite Stimme zu fungieren, werden diese Effekte als zusätzliche Textur ein- und ausgeblendet, wodurch der Klang an Reichhaltigkeit gewinnt.” (Paul Cannon)

Als Kontrapunkte zu “Folia” setzt Paul Cannon in seinem Programm die Kompositionen “Fury” für Kontrabass von Rebecca Saunders und “Valentine” von Jacob Druckman.

Programm:
Kaija Saariaho: Folia (1995)
Jacob Druckman: Valentina (1969)
Rebecca Saunders: Fury für Kontrabass solo (2005)
Mit:
Paul Cannon Kontrabass  

Dauer: ca. 25 Min.
Ohne Sprache  

Kaija Saariaho: Innocence
Semperoper
Mo 31.03., 19:00 Uhr und weitere Termine

Lässt sich die Vergangenheit leugnen, die Erinnerung auslöschen? Nach einem Amoklauf an einer Schule bleiben Mitschüler*innen, Eltern, Lehrer*innen fassungslos und traumatisiert zurück. Ausgehend von diesem Trauma entwickelt Kaija Saariahos Oper „Innocence“ ein vielschich- tiges Szenario aus Zeit- und Handlungsebenen. Saariaho entwickelt ihre ganz eigene Sprache: Ihre Musik lebt von raffinierten Klangfarben und traumhaften Stimmungen, ist zart, filigran und zugleich sehr ausdrucksstark, „sozusagen mehr cineastisch“, wie Saariaho selbst sie beschrieb.

Infos und Tickets unter www.semperoper.de
Premiere 15.03., weitere Termine 19., 23., 26., 31.03. und 04., 11.04.

Eine Veranstaltung der Semperoper Dresden in Kooperation mit DTzM 2025.

Der Kontrabassist Paul Cannon wurde im Nordwesten der USA am Pazifik geboren und begann mit zehn Jahren Bass zu spielen. Er arbeitete mit Jordan Anderson vom Seattle Symphony Orchestra zusammen und trat mit vierzehn Jahren bereits dem Olympia Symphony Orchestra bei. Mit 18 begann er ein Studium bei Prof. Paul Ellison an der Rice University in Houston, Texas. 2010 brachte ihn ein Wagoner Fellowship für weitere Studien bei François Rabbath nach Paris. Seit 2014 ist er Mitglied des Ensemble Modern. Er war Gast bei vielen anderen Ensembles, darunter das Arditti Quartet, Klangforum Wien und Musiqa Houston. Er gastierte als Solobassist beim WDR-Sinfonieorchester Köln und an der Oper Frankfurt, außerdem gastiert er regelmäßig bei vielen internationalen Spitzenorchestern. Sein von der Presse hochgelobtes Porträtalbum ›polyglot‹ wurde 2022 bei Ensemble Modern Medien veröffentlicht. Über seine Tätigkeit als Musiker hinaus ist Paul Cannon ein ausgebildeter Geigenbauer und setzt sich in besonderem Maße für musikpädagogische Projekte ein. Er hat Meisterkurse und Workshops für Komponis*tinnen und Kontrabassist*innen an vielen führenden Institutionen geleitet. Von 2018 bis 2023 war er Co-Studiengangsleiter der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA). Seine Hauptinstrumente sind ein Bass, der 1936 von Paul Toenniges gebaut wurde, ein fünfsaitiges Instrument, das 2015 von Daniel Hachez speziell für das Ensemble Modern gebaut wurde, und ein Solobass von Christian Laborie. Seine Bögen werden von Boris Fritsch gefertigt.

Geboren 1952 in Helsinki, spielt Kaija Saariaho bereits als Kind Violine und Klavier und beginnt mit elf Jahren zu komponieren. Da sie erst am Beginn ihrer Karriere steht und es an weiblichen Vorbildern mangelt, studiert sie zunächst Malerei und Zeichnen an der Kunstgewerblichen Hochschule in Helsinki, bevor sie 1976 schließlich dann doch ein Kompositionsstudium bei Paavo Heininen an der Sibelius-Akademie aufnimmt. Als junge Frau hat sie gegen allerlei Vorurteile ihrer männlichen Kollegen zu kämpfen. Dennoch verfolgt sie unbeirrt ihren Weg – bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik lernt sie Brian Ferneyhough kennen und setzt in den 80er-Jahren ihr Studium bei ihm und bei Klaus Huber in Freiburg im Breisgau fort. 1982 verlagert Kaija Saariaho ihren Lebensmittelpunkt nach Paris, wo sie bis zu ihrem Tod im Juni 2023 lebte. Dort begegnet sie der Musik der „spectralists“ und beschäftigt sich am Institut IRCAM intensiv mit Tonband und Live-Elektronik. Die computergestützte Musik spielt seitdem eine große Rolle in ihren Werken. Ihre Orchester- und Musiktheaterwerke werden heute weltweit in bedeutenden Konzert- und Opernhäusern aufgeführt, sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen – darunter einen Grammy Award, den Polar Music Prize und den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk – und gehört damit zu den erfolgreichsten und meistgespielten Komponistinnen unserer Zeit.