Jó étvágyat!

Brunch & Talk mit ungarischen Kulturakteur:innen

2023/24 Nebenan Gespräch
„Living the Dream with Grandma" von László Göndör & Éva Katona, Foto: Nagymamaval Almodtam Ofner

Ungarische Kulturakteuer:innen berichten in kurzen Impulsen über ihre Aktivitäten und geben ein breites Stimmungsbild der Performing Arts Szene in Ungarn. Dabei widmen sie sich folgenden Fragen: Wie kann sich zeitgenössisches künstlerisches Schaffen trotz schwieriger politischer Bedingungen weiterentwickeln und welche solidarischen Strategien und alternativen Strukturen gibt es? Und welche Rolle nehmen transnationale Zusammenarbeit und Kooperationen ein? Beim anschließenden Brunch gibt es die Gelegenheit für Austausch und Begegnung.

Mit: Brigitta Kovács, Gergely Talló (Workshop Foundation Budapest), Dávid Somló (Freeszfe), Martin Boross (Stereo Akt), György Szabó (Trafó – House of Contemporary Arts), Judit Böröcz (dunaPart, Trafó – House of Contemporary Arts), Katalin Erdödi (designierte Intendantin Trafó), Miriam Bruns, Ágnes Lucsánszky (Goethe Institut Budapest)
Moderation: Arved Schultze (Bündnis internationaler Produktionshäuser)

Anmeldung über ticket@hellerau.org

Dauer: ca. 2 Std. 30 Min.
Sprache: Englisch

Gergely Talló ist seit 2000 Direktor der Workshop Foundation – eine Plattform für internationale Residenzen und Koproduktionen in Budapest. In dieser Zeit hat er die Vertreter:innen, Probleme und Hintergründe des ungarischen und internationalen zeitgenössischen Kunstlebens, insbesondere des zeitgenössischen Tanzes, kennengelernt. Im Jahr 2013 eröffnete die WSF ein Zentrum mit drei neuen Tanzstudios und einem Großraumbüro, das 10-12 Künstler:innen/Kunstmanager:innen gleichzeitig aufnehmen kann. Die WFS bietet wöchentlich 50 bewegungsbasierte und tänzerische Kurse an, verfügt über 4 professionelle Tanzstudios an zwei verschiedenen Orten in Budapest und arbeitet mit/für mehr als 200 Künstler:innen der lokalen und internationalen zeitgenössischen darstellenden Kunstszene. Gergely Talló ist als Kurator und Experte in verschiedenen internationalen Netzwerken und Projekten aktiv, z.B. Aerowaves, Life Long Burning, Nature of Us, Philadelphia-Budapest-Sofia Trilateral Cultural Exchange Program und er ist Partner des Movement Research GPS Program.

Brigitta Kovács ist freiberufliche Kulturproduzentin und seit 2023 offizielle Partnerin der Workshop Foundation. Dort ist sie in Zusammenarbeit mit dem Direktor Gergely Talló für die internationale Ausrichtung und Entwicklung verantwortlich und arbeitet als Projektmanagerin des Projekts „Life Long Burning Creative Europe”. Außerdem leitet sie innerhalb der WSF ein Managementprogramm mit dem Namen „Next Stage”. Die Initiative zielt darauf ab, die Tätigkeit des Künstler:innenmanagements international zu unterstützen. Seit 2018 arbeitet sie mit Einzelkünstler:innen und Kollektiven wie Beatrix Simkó, Ladder Art Company und Imre Vass. Im Jahr 2021 wurde sie CEC ArtsLink-Stipendiatin und war 2022 für einen 7-wöchigen Aufenthalt bei Movement Research (NYC) zu Gast. Seitdem hat sie mehrere Austauschprojekte zwischen den USA und Ungarn entwickelt und durchgeführt. Sie ist Produzentin und Ko-Kuratorin des „Hungary L!ve Festivals”, eines interdisziplinären Festivals, das zeitgenössische ungarische Kunst in New York präsentiert. Ihre Mission ist es, die prekären Arbeitsbedingungen von Künstler:innen und Kulturschaffenden im Bereich der darstellenden Künste zu verbessern und Partnerschaften zu initiieren, die zu nachhaltigeren Karrierewegen beitragen. 

Dávid Somló ist ein in Budapest lebender Klangkünstler. Er ist assoziierter Künstler des Performance-Netzwerks für den öffentlichen Raum IN SITU und des Placcc Festivals sowie Co-Kursleiter des Studiengangs „Performance Studies” an der alternativen Lehrinstitution FreeSZFE.
Das Ziel des FreeSZFE-Zusammenschlusses ist es, einen autonomen kreativen Raum zu schaffen, in dem Theateraufführungen, Filme, Kurzgeschichten, Visual Design und andere Kunst entstehen können und der der Tradition der ehemaligen Universität für Theater- und Filmkunst (SZFE) würdig ist. Er wurde gegründet, um Raum und Möglichkeiten für diejenigen zu schaffen, die den Mangel an Dialog und die Unterdrückung der künstlerischen Freiheit nicht mehr ertragen können. An der FreeSFZE engagieren sich ehemalige und aktuelle Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der SZFE gemeinsam im Namen des freien künstlerischen Schaffens. Die Bildungsaktivitäten werden im Rahmen des Programms „Emergency Exit” durchgeführt. Im Rahmen von „EMEX” erkennen ausländische Universitäten die Ausbildung an der FreeSZFE durch die Verleihung von akademischen Graden an und bieten somit einen Ausweg für Studierendeund Lehrerende, die der Meinung sind, dass die Bedingungen der akademischen Freiheit und der autonomen kreativen Arbeit aufgrund des Umbaus und seiner Umstände an der SZFE nicht gegeben sind.

György Szabó ist seit den 1980er Jahren in der Förderung von zeitgenössischen Künstler:innen tätig und hat zahlreiche Plattformen geschaffen, auf denen innovative Tanzproduktionen entstehen und gezeigt werden. Er ist Mitbegründer von zwei zentralen Kulturinstitutionen in Budapest: 1992 gründete er die Workshop Foundation mit dem Ziel, die Arbeiten zeitgenössischer ungarischer Tänzer:innen und Choreograph:innen zu unterstützen. Auf Ersuchen des Ministeriums entwickelte er außerdem in den neunziger Jahren das nationale Ausschreibungssystem, das bis 2010 in Kraft war. Im Jahr 2008 war er an den ersten Phasen der Finanzierung eines neuen Gesetzes für die darstellenden Künste beteiligt. Diese Initiative führte 1998 zur Gründung von Trafó – House of Contemporary Arts, einem vielseitigen zeitgenössischen Veranstaltungsort, der sich im Laufe der Jahre zu einer etablierten Plattform entwickelte, auf der einige der interessantesten ungarischen und internationalen Musik-, Tanz-, Theater- und Zirkusproduktionen gezeigt werden.

Martin Boross ist Theater- und Filmregisseur und künstlerischer Leiter von STEREO AKT, einem progressiven Theaterkollektiv mit Sitz in Budapest. Er erwarb 2013 sein Diplom an der Budapester Universität für Theater- und Filmkunst. Seit 2011 hat er 22 Theaterproduktionen inszeniert, darunter Bühneninszenierungen, Site Specific Projekte, Opern, Dokumentarfilme und partizipative Arbeiten. Seine Arbeiten wurden in über 40 Städten in 13 Ländern aufgeführt. Seine postdramatischen Stücke sind politisch und interdisziplinär, basieren oft auf Dokumentationen und experimentieren mit der unkonventionellen Positionierung und Beteiligung des Publikums. In den letzten Jahren hat STEREO AKT soziale Themen und Phänomene wie Geschlechterungleichheit, Obdachlosigkeit, Fluchtbewegungen, LGBTQ+-Rechte, Meinungs- und Propagandafreiheit, Chancengleichheit, Rassismus und Bildung aufgegriffen.
Martin Boross begann 2017 mit dem Filmemachen. Seitdem hat er einen Spielfilm, 2 Kurzfilme und einen Dokumentarfilm gedreht. Im Jahr 2016 erhielt er den Junior Prima Preis, eine renommierte Auszeichnung für ungarische Künstler:innen unter 30 Jahren.

Judit Böröcz ist unabhängige Kulturarbeiterin mit einem Hintergrund in internationalen Beziehungen und Theaterwissenschaften. Sie hat als Programmgestalterin und Kuratorin für die darstellenden Künste in verschiedenen institutionellen Kontexten gearbeitet: Trafó House of Contemporary Arts, Contemporary Drama Festival, Arcus Temporum Festival und FÜGE – Jurányi Art Incubator House, um nur einige zu nennen. Sie war Koordinatorin der Ausgabe 2023 von dunaPart, der alle zwei Jahre stattfindenden Plattform für zeitgenössische darstellende Kunst in Ungarn (zusammen mit Luca Kövécs). Derzeit arbeitet sie als freiberufliche Kreativproduzentin, Forscherin und Mitgestalterin von Performances und multidisziplinären Projekten. Sie ist Mitglied des niederländisch-ungarischen Künstlerkollektivs SPACE und arbeitet seit 2018 regelmäßig mit dem bildenden Künstler und Theatermacher Bence György Pálinkás und dem Theaterregisseur und Dramatiker Kristóf Kelemen zusammen. Ab Januar 2025 wird sie Programmleiterin an der Seite der neuen Direktorin Katalin Erdődi im Trafó House of Contemporary Arts sein.

Das Goethe-Institut ist das Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland mit weltweiter Präsenz. Es fördert die deutsche Sprache im Ausland und pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit. Außerdem vermittelt es ein umfassendes Deutschlandbild, indem es über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben in Deutschland informieren. Die Kultur- und Bildungsprogramme des Goethe-Instituts fördern den interkulturellen Dialog und ermöglichen kulturelle Teilhabe. Sie stärken die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen und fördern die weltweite Mobilität. Das Goethe-Institut ist Partner für alle, die sich aktiv mit Deutschland und seiner Kultur auseinandersetzen, unabhängig und unpolitisch.
Das Goethe-Institut Budapest mit den Arbeitsbereichen Kulturprogramme, Bibliothek und Spracharbeit arbeitet seit 1988 eng mit ungarischen Akteur:innen zusammen. In erster Linie ist es mit der unabhängigen Kulturszene ständig und aktiv im Austausch, um die deutsch-ungarischen kulturellen Beziehungen zu verstärken.

Katalin Erdődi ist freie Kuratorin und Dramaturgin mit Sitz in Wien und Budapest. Sie arbeitet disziplinübergreifend mit Schwerpunkten in sozial engagierter Kunst, experimenteller Performance und ortsspezifischen Kooperationen im ländlichen und städtischen öffentlichen Raum. Derzeit ist sie Co-Kuratorin der Biennale Matter of Art (Prag, 2024) mit Aleksei Borisionok und des künstlerischen Forschungsprojekts SALT. CLAY. ROCK. (nGbK Berlin, 2023-2024). Ab 2025 wird sie Intendantin des Trafó House of Contemporary Arts (Budapest).
Zuvor war sie als Kuratorin/Programmdramaturgin für diverse Institutionen und Festivals tätig, u.a. steirischer herbst (Graz), brut & imagetanz festival (Wien), Impulse Theater Festival (Köln/Düsseldorf/Mülheim), Galerie für zeitgenössische Kunst (Leipzig) und Trafó House of Contemporary Arts (Budapest). Zusammen mit Fanni Nánay hat sie das PLACCC Festival (Budapest), ein Festival für ortsspezifische Performance und Kunst im öffentlichen Raum, mitbegründet und mitkuratiert. Im Jahr 2020 erhielt sie den Igor Zabel Award Grant für ihre lokal verankerte und inklusive kuratorische Praxis. Als Dramaturgin hat sie u.a. mit Künstler*innen wie Igor und Ivan Buharov, Philipp Gehmacher, Sonja Jokiniemi, Gin Müller, Amanda Piña, Oleg Soulimenko, Sööt/Zeyringer und Doris Uhlich zusammengearbeitet. Erdődi war Mitglied des Kuratoriums für Theater, Tanz und Performance der Stadt Wien (2019-2020), die für die Förderempfehlungen (Projekt- und Jahresförderungen) der freien Szene zuständig ist.