IM UMBRUCH – Go. Stay. Dance.
Barbara Lubich
Filmpremiere
Woher weiß man, wann ein neuer Akt beginnt? Fine Kwiatkowski, Daniela Lehmann und Cindy Hammer – drei Frauen in Bewegung. Gehen. Bleiben. Tanzen. IM UMBRUCH ist die filmische Begegnung mit drei Künstlerinnen aus drei Jahrgängen. Zwischen Alltag und Vision, Kunst und Kunstbetrieb, Eigensinn und Gemeinschaft, verschwundenen Grenzen und beständigen Werten.
Über den Film
Eine Gesellschaft im Umbruch. So lautet die Diagnose unserer Zeit und es ist schnell dahin gesagt. Doch wie fühlt sich ein gesellschaftlicher Umbruch an? Wie können die Künste darauf reagieren? Und wie gehen die Künstlerinnen und Künstler selbst mit ihren eigenen (Um-)Brüchen um?
Für Regisseurin Barbara Lubich begann ihr Film IM UMBRUCH mit einer Forschungsarbeit zum subversiven Tanz in der DDR. Die gebürtige Italienerin ist 1998 in den Osten Deutschlands gezogen. Bei ihren Recherchen traf sie unter anderem die Tänzerin und Tanzpädagogin Hanne Wandtke, Malerin und Regisseurin Christine Schlegel sowie den Maler und Filmemacher Lutz Dammbeck. Alle drei gehörten schon in der DDR zu den anerkannten Koryphäen. In den Gesprächen kam immer wieder die Rede auf eine besondere Frau, die sie damals bewunderten und noch immer bewundern: Fine Kwiatkowski, Jahrgang 1956 – eine tanzende Ikone. Die Begegnung mit ihr wurde für Barbara Lubich zur Initialzündung für IM UMBRUCH.
Wissenschaftliche Interviews entwickelten sich zu filmischen Beobachtungen an Fines damaligem Lebensort in Mecklenburg-Vorpommern. Aus Fragen über die Vergangenheit wurden Fragen über das Jetzt.
Fine Kwiatkowski galt in den Achtzigern als extrem, experimentierfreudig, provokativ und unangepasst. Für Szene und Publikum diente sie zugleich als Projektionsfläche für politisches Aufbegehren. IM UMBRUCH zeigt, wie sie auch darüber spricht. Begleitet von bewegten und unbewegten Archivaufnahmen sowie aktuellen Improvisationen geht es Fine aber vor allem um das, was sie heute ausmacht. Wie hat sie einmal gesagt? „Ich war in den 80ern im Jetzt. Ich war in den 90ern im Jetzt. Ich bin Jetzt im Jetzt.“
Mit Daniela Lehmann, Jahrgang 1979, und Cindy Hammer, Jahrgang 1989, kamen zwei weitere Protagonistinnen in den Film. Beide sind ebenfalls Tänzerinnen und wurden in der DDR geboren. Daniela sollte Turmspringerin werden, nach einem einschneidenden Erlebnis wollte sie es nicht mehr. Sie liebt das Wasser noch immer, wurde aber im ureigenen Sinne frei schaffend, zum Freigeist in einem freien Körper, an verschiedenen Orten Deutschlands und auch in Ägypten, wo Daniela lebte und von Herzen immer wieder dorthin zurückkehrt. Ihr Mut zur Unvollkommenheit strahlt in ihren Tanzimprovisationen.
Cindy Hammer gehört zu den aufregenden Tänzerinnen ihrer Generation. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Palucca Schule Dresden, lebte viele Jahre im Internat, während ihre Eltern einen Neuanfang jenseits der ehemaligen Grenze wagten. Auch das hat sie stark gemacht, aufrichtig offen für künstlerische Begegnungen und Kooperationen. Cindy vereint Ballett und Streetdance, transformiert gängige Mythen Hollywoods, tanzt im öffentlichen Raum und lässt tanzen, schafft Humorvolles wie Irritierendes. Die Welt steht ihr offen – und sie holt die Welt in ihre Stadt.
Doch woher weiß man, wann ein neuer Akt beginnt?
IM UMBRUCH ist ein tänzerischer Dokumentarfilm. Eine Blende in drei Leben. Eine Einladung, dieses Porträt dreier Künstlerinnen nach eigenem Ermessen zu ergänzen.
Dauer: 86 Min.
+ Gespräch und Empfang im Anschluss mit Fine Kwiatkowski, Daniela Lehmann, Cindy Hammer und Barbara Lubich, Eintritt frei
+ 13. – 15.05., Workshop im Zentralwerk Dresden mit Fine Kwiatkowski, (zwie)gespräche – Tanz in der Verbindung zur Kunst der Bildhauerin Madeleine Saludas. Anmeldung an workshop@fine-k.de
Im Begleitheft zum Film ist unter anderem ein umfangreiches Gespräch aus der Villa Wigman zu finden, geführt zwischen Fine Kwiatkowski, Daniela Lehmann und Cindy Hammer und begleitet und dokumentiert von Andreas Körner.
Weitere Termine:
17.Mai 2022: Leipzig Luru Kino in der Spinnerei mit Filmgespräch.
18. Mai 2022, 20 Uhr: Theater Magdeburg, Schauspielhaus Bühne mit Filmgespräch.
19.Mai 2022: Berlin Brotfabrik mit Filmgespräch.
Regie, Buch: Barbara Lubich
Produzenten: Michael Sommermeyer, Barbara Lubich
Kamera: Barbara Lubich
Weitere Kameras: Ralf Jakubski, Michael Sommermeyer, Julius Günzel, Benjamin Schindler, Lukas Oertel
Set-Ton: Nikolaus Woernle
Editor:innen: Barbara Lubich, Milenka Nawka
Sounddesign: Nikolaus Woernle
Mastering: Jochen Jessuzek
Producerinnen: Alexandra Schmidt, Silke Abendschein
Colorgrading: Ralf Jakubski
Bildanimation und Titel: Sebastian Stuertz
Dramaturgische Beratung: Elisabeth Gabriel
Art Work: Matthias Marx
Praktikum: Pia Schindowski
Musik: Gruppe FINE, Zwitschermaschine, Willehad Grafenhorst, Wolfgang Schliemann, Ulrich Eller, Nikolaus Woernle.
Produktion: hechtfilm 2021
Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, SLM, Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
www.hechtfilm.de/projekte/im-umbruch