Eine Einstellung zur Arbeit, Antje Ehmann/Harun Farocki, Foto: Antje Ehmann

Arbeit! – Eine Einstellung zur Arbeit, #2 – 2020

Das Künstler*innenpaar Antje Ehmann und Harun Farocki führten von 2011 bis 2014 in fünfzehn Städten weltweit Workshops zum Thema Arbeit durch. Seit 2017 setzt Ehmann das Projekt zusammen mit Eva Stotz und Luis Feduchi fort. „Eine Einstellung zur Arbeit“ untersucht die gegenwärtigen Bedeutungen, Bedingungen und Sichtbarkeiten von Arbeit im globalen Vergleich. Dabei geht es um die Produktion von Kurzfilmen, die in Kooperation mit lokalen Filmemacher* innen und Videokünstler*innen in Workshops durchgeführt wird. Ein wichtiger Referenzpunkt ist der Filmklassiker der Lumière-Brüder, die Ende des 19. Jahrhunderts Arbeiterinnen beim Verlassen der eigenen Lumière-Fabrik filmten. Die Suche nach diesem Motiv in den jeweiligen Workshop-Städten und die Herstellung von Remakes namens „Arbeiter verlassen ihren Arbeitsplatz“ ist Bestandteil des Projektes. Für alle Filme gilt: Es geht um Videos von maximal 2 Minuten Länge; mit bewegter oder statischer Kamera, mit Originalton oder einem Sound-Design; fast alle Optionen sind gegeben, nur darf nicht geschnitten werden. Gefilmt wird in einer Einstellung. Mit diesen Mitteln soll eine genaue Untersuchung des jeweiligen Arbeitsablaufs, seiner Choreografie und der Besonderheit der Tätigkeit möglich werden. Das so entstandene Archiv von inzwischen über 400 Filmen zum Thema Arbeit nimmt einen enzyklopädischen Charakter an, da es die vielfältigen Arbeitsrealitäten eines globalen Kapitalismus dokumentiert. Ehmann und Feduchi wollen „Eine Einstellung zur Arbeit“ in Kooperation mit Filmemacher*innen und Künstler*innen in Warschau und Berlin bis Oktober 2020 fortführen. Aufgrund der Pandemie-Bedingungen wird die Zusammenarbeit zunächst hauptsächlich digital stattfinden. Eine große Rolle wird natürlich auch die Frage spielen, wie sich die Corona-Krise auf Arbeitsverhältnisse in Warschau und Berlin niedergeschlagen hat. Am Ende des Jahres oder im Frühjahr 2021 ist eine Ausstellung in Warschau geplant, in der ausgewählte Filme, die vor und während der Krise produziert wurden, gezeigt werden. Alle Filme sind auf der Projekt-Homepage www.labour-in-a-single-shot.net zu sehen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Goethe-Instituts Warschau und der Harun Farocki GbR

23.10. – 01.11.2020
Zeitgenössische Positionen zum Jahr der Industriekultur in Sachsen
 

Das Themenfestival ARBEIT! behandelt den Begriff Industriekultur nicht als Rückschau, sondern schlägt einen inhaltlichen Bogen zwischen der Industrialisierung und den Transformationsprozessen bis hinein in die heutige postindustrielle Gesellschaft mit ihrer digitalen Arbeits- und Lebenswelt – mit besonderem Fokus auf Sachsen und Ostdeutschland.