Nora Otte & David Le Thai – TANZPAKT Dresden 2020

Der sprechende Körper im System

TANZPAKT Dresden Recherche-Residenz in Kooperation mit dem Lebensgeschichtlichen Archiv für Sachsen des ISGV & den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden „Die untertänigste Unterzeichnete gestattet sich Ew. Majestät mit nachstehendem ehrerbietigstem Gesuche näher zu treten und bittet daßselbe mit der Noth, in der sie sich befindet und dem Gefühle der Mutterliebe zu entschuldigen.“ (Abschrift aus Gnadengesuche Teil 2 LGAISGV) Das Projekt „27- Gnadengesuche der Königlich-Sächsischen Armee“ des Lebensgeschichtlichen Archivs für Sachsen war Ausgangspunkt für die Rechercheresidenz mit dem Titel „Der sprechende Körper im System“. Darin geht es um Gesuche straffreier Rückkehr ausgetretener Militärpflichtiger bzw. desertierter Soldaten in den Jahren 1872-1885. Die Anträge wurden meist von Müttern, Frauen, Schwestern oder Vätern der Betroffenen verfasst und geben einen faszinierenden Einblick in die gesellschaftliche Ordnung der damaligen Zeit. Otte und Le Thai untersuchten wie sich die Originaldokumente in Bewegungsprache übersetzen lassen, wie der Körper auf bestimmte Begriffe reagiert. Die Worte verlangen nach Posen aus denen sich über die Bewegung eine Choreografie erschließt. In den Gnadengesuchen, die von Dresdner Familien stammten, waren die alten Adressen verzeichnet, die Otte und Le Thai im zweiten Teil ihrer Residenz aufsuchten. Hierbei wurde die Dresdner Stadtgeschichte einmal mehr sichtbar. Keines der neun Häuser existiert noch. Die Straßen wurden umbenannt oder sind gänzlich aus dem Stadtplan verschwunden. Ergebnis dieser Rechercheresidenz ist vorerst ein 8-minütiger Kurzfilm, in dem die damalige Zeit durch den lebendigen Körper die Gegenwart berührt. 

Nora Otte wurde 1981 in Görlitz geboren. Sie studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Während des Studiums arbeitet sie als Performerin beim Theater fensterzurstadt in Hannover und absolvierte ein halbjähriges Praktikum in Moskau am Theater PRAKTIKA und dem Theater Studio M. P. Fomenko. Nach dem Studium arbeitete sie drei Jahre fest als Regieassistentin am Staatsschauspiel Dresden. In dieser Zeit entstanden eigene Arbeiten wie bspw. „Medea.Stimmen“ von C. Wolf und „ichglaubeaneineneinzigengott.“ von S. Massini. Seit 2016 arbeitet Nora Otte freischaffend. Als Szenische Künstlerin bewegt sie sich in den Feldern Theater, Film und Tanz in unterschiedlichen Funktionen. 2017 stand sie als Butoh-Performerin in der Inszenierung  „HADO“ von Tadashi Endo am Jungen Theater Göttingen und 2018 in „Tristan und Isolde“ (Wagner) in der Regie S. Langridge an der Oper Hannover auf der Bühne. 2018/19 absolvierte sie eine Fortbildung im TJG Dresden für Puppenspiel-und Objekttheaterregie und war Co-Regisseurin beim Projekt „Marco Polo“ (Premiere Aug. 2019). Jüngste Arbeiten sind „Life in Numbers“ mit situation productions in HELLERAU sowie beim Tanzhaus NRW, „Am Königsweg von Elfriede Jelinek – Macht #1“ mit der guts-Company im Societätstheater Dresden, „Land ohne Worte“ von D. Loher mit missingdots in HELLERAU und „Momo“ von M. Ende an DIE BÜHNE das Theater der TU Dresden. 

David Le Thai ist in Dresden geboren. I Diplomierter Bühnentänzer an der Palucca Hochschule für Tanz I 2010-2015 Engagement in Marseille Ballet National de Marseille I Seit 2015 bei Compagnie Olivier Dubois I SoundDesign für eigene Choreografien I 2013 Einladung nach Korea zum Seoul-Art-Festival mit eigener Choreografie I 2018 Gründung des Musique-Collective BIDA X Lethai I Erste Shows in Paris und beim Bandstand 2019 Dresden I Im selben Jahr Release der ersten EP Yung I Sounddesigns für diverse Filme u.a. für „Kupka“ (C. Novopavlovski)

www.villa-wigman.de 
www.tanzpakt.de 
Unter dem Schirm der Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, kooperieren im „TANZPAKT Dresden“ der Verein Villa Wigman für TANZ und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst* sowie der Landeshauptstadt Dresden. Mit Dank an die Volker Homann Stiftung. *Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.