SPALTEN, TEILEN

Symposium zu Diversität, Kategorien und Gerechtigkeit in zeitgenössischen Musiken

Gespräch online

Kategorien durchziehen unser Denken – auch in der zeitgenössischen Musik. Genres werden eingeteilt, das Dies- und Jenseits des Kanons behauptet, Grenzen zwischen freier Szene und Institution demarkiert. Die aktuelle Zeit der Pause fordert uns zu neuen Blicken und Debatten auf: Was wäre, wenn wir wirklich divers denken und hören? Was wäre, wenn wir wieder mehr teilen, statt zu spalten?

In drei Panels wird über entsprechende Handlungsräume einer solidarischen, musikalischen Zeitgenossenschaft diskutiert: von Fragen der postmigrantischen Szenen an die neue Musik, über mögliche Partnerships zwischen Institutionen und freier Szene zu politischen Setzungen, die künstlerische Freiräume schützen und ausweiten.

Gesamtaufzeichnung vom 01.05.

Programm 12:00 – 18:00 Uhr

Panel 1: 12:00 Uhr
„Desintegriert Euch“ – Neue Musik im postmigrantischen Diskurs

Kübra Gümüşay beschäftigt sich in ihrem jüngsten Buch mit der Problematik von sprachlichen Kategorien für unser Denken, Max Czollek hat als Provokateur der Theaterlandschaft mit seinem Buch „Desintegriert Euch“ den postmigrantischen Diskurs auf ein neues Level gehoben. Mit dem Komponisten Jessie Cox und den beiden künstlerischen Leiter:innen des multidiversen Berliner Trickster Orchestra, Ketan Bhatti und Cymin Samawatie, kommen wir ins Gespräch: Welche künstlerischen Möglichkeitsräume bietet die postmigrantische Multiperspektivität auch für die zeitgenössische Musik? 

Panel 2: 14:00 Uhr
Freie Szene, freier Fall? Allianzen zur Institution

Die aktuelle Zeit der Pause schält eine alte Frage neu heraus: Wie können wir fruchtbare Synergien und Allianzen zwischen freier Szene und institutionellen Strukturen denken und realisieren? Welche Schwellen gilt es zu überwinden, ob rechtlicher, politischer, gedanklicher Natur? Kann die freie Szene Konzerthäuser und größere Festivals gar zurück zur politischen Relevanz führen und ihre Rolle als Anker der lebendigen Stadtgesellschaft stärken? Und wie können wir ein solidarisches Modell finden, das künstlerische Freiräume und Vielstimmigkeiten schützt und auf Augenhöhe moderiert? 

„Die Zukunftsfähigkeit kultureller Institutionen und bestimmter Genres – etwa der Klassischen Musik – wird nicht durch Vermittlungsprogramme und spannende Konzertformate entschieden, sondern durch die Befragung dessen, wer Begriffe wie „klassisch“, „zeitgenössisch“ oder „neu“ für sich beansprucht, wer durch sie repräsentiert und wer von ihnen ausgeschlossen wird. Wir müssen uns der Frage stellen, warum wir uns seit Jahrhunderten auf einen Kanon beziehen und institutionelle Strukturen fortschreiben, die im Zeichen des systematischen Ausschlusses, der Marginalisierung und Diskriminierung entstanden sind. Die Zukunft einer institutionalisierten Kunstmusik bedeutet ihre Gegenwart und ihre Vergangenheit jenseits einer westlichen, vorwiegend weißen und männlichen Deutungshoheit abzubilden. Nur dann kann sie relevant sein.“ Matthias Mohr, radialsystem 

Panel 3: 16:00 Uhr
Nachhaltigkeit durch neue politische Setzungen 

Auch mit Blick auf die Förderung der freien Szene im Vergleich zu Institutionen legt die aktuelle Pause große Ungleichheiten offen. Wie können wir eine lebendige freie Szene und künstlerisch produktive Ensemblelandschaft in der neuen Musik erhalten? Nach dem Blick auf die Institutionen lenken wir die Diskussion auf kulturpolitische und förderpolitische Setzungen auf toxische Hierarchien einerseits und andererseits auf Ansätze, ein einzigartiges Biotop nachhaltig zu schützen. 

„Einigen Überlegungen muss sich die Kunst- und Kulturszene – und die Freie Szene ist davon nicht ausgenommen – allerdings selbst stellen. Geht man davon aus, dass der Einsatz von Steuergeldern durch den Rückhalt maßgeblicher Anspruchsgruppen und der Bevölkerung insgesamt legitimiert werden muss, stellt es ein Problem dar, dass sich angeblich nur fünf Prozent der Bevölkerung für die sogenannte Hochkultur interessieren. Wenn dieser Prozentsatz angehoben werden soll, muss sich etwas ändern. Mehr Geld alleine wird das Problem nicht lösen, es braucht andere Förderstrukturen und -ansätze. Und es braucht die Anstrengung der Künstler:innen – wir müssen versuchen, die anderen 95 Prozent der Gesellschaft zu erreichen. Leicht ist das nicht, aber ich sehe viel Potenzial.“ Gregor Hotz, Musikfonds 

Die Veranstaltung findet hier über Zoom statt.
Sie wird außerdem im Livestream über YouTube übertragen.

Nach den Panels treffen wir uns bei wonder.me für Diskussionen. Der Link dafür wird in den Zoom-Sessions bekannt gegeben.

Außerdem laden wir um 18:30 in die Discotheque digital, wenn Julian Warners kommentiertes DJ-Set „Office Grooves“ aus dem Mozilla Hubs Soundsystem tönt. Direkter Zugang über Mozilla Hubs.
Informationen zu den technischen Voraussetzungen sowie ein Tutorial findet Ihr hier.

Julian Warner hat gerade erst „After Europe: Beiträge zur dekolonialen Kritik“ herausgegeben. Als Fehler Kuti veröffentlicht er diese Tage auf dem Label Alien Transistor sein zweites Album “Professional People”: https://www.youtube.com/watch?v=Y7tIlLUNbKQ

Für den Eintritt in das Zoom-Webinar empfehlen wir die Installation der Zoom App auf dem entsprechenden Endgerät. Nach bisherigen Tests kann das Webinar auch ohne App im Google Chrome Browser genutzt werden. Vor dem Beitritt werden Name und E-Mail-Adresse abgefragt. Dies hat lediglich technische Gründe. Die Daten werden nicht an den Host (HELLERAU) übermittelt.
Hinweis: Zuschauer:innen können nicht via Mikrofon oder Video an dem Webinar teilnehmen. Wortmeldungen und Fragen sind über den Button „F&A (Fragen und Antworten)“ möglich.

Beim Download von Zoom muss deren Datenschutzerklärung und damit der Übertragung der Daten in die USA zugestimmt werden. Wir verwenden Zoom, da es nach unserem Wissen derzeit die Plattform mit den geringsten Zugangsbarrieren für eine diverse Gruppe ist.

Support-Ticket: TONLAGEN #seidabei

Die Streams sind kostenfrei zugänglich. Doch Kunst kostet Geld. Die Herausforderung, ein digitales Programm in diesen Zeiten zur Verfügung zu stellen, ist groß. Mit dem Support-Ticket: TONLAGEN#seidabei gibt es die Möglichkeit die aufwendige Produktion des TONLAGEN Festivals finanziell zu unterstützen.
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