Chapajev und Pustota | Чапаев и Пустота

Maxim Didenko/praktika teatr

Nach dem Roman „Buddhas kleiner Finger“ von Viktor Pelevin | Russisch mit deutschen Übertiteln | Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung am 24.01. | Festivalabschlussparty am 25.01.

Theater

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Viktor Pelevins 1996 erschienener Kultroman Buddhas kleiner Fingerspannt einen Bogen zwischen den Geburtswehen der Sowjetunion und ihrem Untergang. Pustota, ein eigentlich völlig unbescholtener Dichter und Lebenskünstler aus St. Petersburg, flieht 1919 vor der Geheimpolizei nach Moskau. Dort ernennt ihn Chapajev, legendärer Kommandeur der Roten Armee, umgehend zu seinem Politkommissar. Doch wie in einem Fiebertraum, findet sich Pustota plötzlich hineinkatapultiert in das Moskau der Gegenwart. Umgeben von lauterneuen Russen, bleibt ihm nur die Flucht in die Irrenanstalt.
Mit überbordender Fantasie und zugleich analytischer Schärfe schildert Pelevin eine Gesellschaft im Umbruch, verzweifelt auf der Suche nach Sinn. Maxim Didenko, einer der derzeit spannendsten jüngeren Regisseure Russlands, hat diesen Ritt durch die russische Geschichte und Gegenwart kraftvoll, einprägsam und höchst abwechslungsreich in Szene gesetzt. Hin- und hergerissen zwischen alten Mythen und neuen Märchen, Europa und Asien sowie Realität und Wahnsinn suchen die Figuren in seiner Inszenierung Zuflucht in revolutionären Posen und in der Ruhe der Natur, in Religion und Leibesübungen und nicht zuletzt in bewusstseinserweiternden Substanzen.

Maxim Didenko ist ein russischer Regisseur, Choreograf und Dozent. Er studierte an der Theaterakademie St. Petersburg, war Darsteller bei der deutsch-russischen Theatergruppe Derevo (St. Petersburg, Dresden) sowie mit dem russischen Theater Akhe. Er arbeitet als Regisseur u.a. in Moskau, St. Petersburg, Nowosibirsk, Prag, London, Mannheim und Karlsruhe. In seinen eigenen Inszenierungen verbindet er Einflüsse aus Bildender Kunst, Tanz, Musik, Film und Theater. Didenko wurde mit seinen Inszenierungen wiederholt für verschiedene Preise nominiert.

Viktor Pelevin gilt als einer der meist gelesenen und wichtigsten Erzähler des gegenwärtigen Russlands. Er genießt vor allem bei jungen Lesern und in seiner Internet-Fangemeinde Kultstatus. In seinen Werken berichtet er oft aus ungewöhnlicher surrealistischer Perspektive über chaotische Umstände in Russland, das mit dem Zerfall der Sowjetunion einhergehende neue Lebensgefühl und über die historische Vergangenheit sowie deren Aufarbeitung.

Das experimentelle praktika teatr wurde auf Initiative des Regisseurs Eduard Bojakow gegründet. Im Theater werden ausschließlich Werke zeitgenössischer Autor*innen inszeniert sowie verschiedene Kunstprojekte realisiert: ein Kinoclub, Ausstellungen, Performances und Diskussionsrunden mit bekannten Kulturschaffenden prägen die Atmosphäre dieses dynamischen Theaterortes. Das teatr praktika ist mittlerweile auch außerhalb der Grenzen Moskaus und Russlands für seine experimentellen, innovativen und gesellschaftskritischen Inszenierungen bekannt.