Foto: Simone Scardovelli

Vertanzt | Antje Pfundtner in Gesellschaft (DE)

Antje Pfundtner in Gesellschaft greift zum damaligen Abendzettel von „Vertanzt“ und fragt: Was bleibt von einem Stück nach 10 Jahren und was veranlasst zu einem erneuten Hinschauen?

„Eins und eins, das macht zwei…“ sang schon Hildegard Knef, und mit der Zwei fängt die Endlichkeit an. Wir wurden in zwei Geschlechter geteilt, die Zwei führt den Dualismus ein, sie ist das Gegenstück zur Eins, die Zwei lebt vom Zwiespalt und zu zweit soll es gewöhnlich schöner sein. Antje Pfundtner und Silke Hundertmark vertanzen das Rechenbeispiel Duett und bieten sich mannigfaltige Optionen des Zusammenseins an.

Sie doppeln, wiederholen, widersetzen sich, und nutzen die Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, fürs Lauschen. Für Antje Pfundtner und Silke Hundertmark ist 1+1 = der Versuch, Nebeneinander zu verweilen, ergebnisorientierte Erwartungen zu durchbrechen und sich dem Moment zu stellen, mit dem, was bleibt. Der geteilte Blick auf die Mechanismen der Aufmerksamkeit schafft einen Raum für die Zwischenschritte, -Töne und -Rufe zweier Tänzerinnen.

„ Die Augen des Tieres sind, wenn sie einen Menschen betrachten, aufmerksam und wachsam. Das gleiche Tier wird andere Tiere auf die gleiche Weise ansehen. Für den Menschen ist kein besonderer Blick reserviert. Doch keine andere Gattung als die des Menschen wird den Blick des Tieres als vertraut empfinden. Andere Tiere nimmt der Blick gefangen. Der Mensch jedoch wird sich, indem er den Blick erwidert, seiner selbst bewusst. Das Tier beobachtet ihn genau, über einen schmalen Abgrund des Nicht-Verstehens hinweg. Der Mensch blickt ebenfalls über einen ähnlichen, wenn auch nicht identischen Abgrund des Nicht-Verstehens hinweg. Wo immer er auch hinblickt. Er blickt immer über einen Abgrund aus Ungewissheit und Angst.“

John Berger, „Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens“

Die Uraufführung „Vertanzt“ von 2011 ist auf www.antjepfundtner.de zu sehen.