theatrale subversion: Der flüchtige Körper, Foto: Peter Kreibich

theatrale subversion | Der flüchtige Körper – unscene

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich im Zuschauerraum eines Theaters. Das Zuschauerlicht wird ausgeschaltet: Dunkelheit. Schemenhaft erkennen Sie drei Objekte auf der Bühne. Drei weiße Stehlen, ca. einen Meter breit und zwei Meter hoch. Vielleicht erinnert Sie dieser Aufbau an die Silhouette einer Großstadt oder an ein Museum bei Nacht. Ein bedrohlicher Ton schwillt an, gefolgt von einem kurzen, tiefen Schlag. Sie spüren den Bass in Ihrem Bauch, denn der Subwoofer steht direkt unter der Tribüne, auf der Sie sitzen. Ein Spot geht an. In seinem Lichtkegel sitzt eine Figur mit dem Rücken an das linke der drei Objekte gelehnt. Ein Mensch ganz in weiß. Vielleicht eine Frau. Sie wirkt erschöpft. Verloren. Eingefroren in einem Standbild. Ein weiterer tiefer Ton erklingt, ein weiterer leichter Schlag in die Magengrube – das Licht geht aus. Das Stück beginnt.

2019 entwickelte die Künstler*innengruppe theatrale subversion in Koproduktion u.a. mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste die Theaterperformance „Der flüchtige Körper“ – eine szenische Reflexion über die Konstruktion von Körpern auf der Flucht und den eigenen (weißen?) Blick auf diese Körper. Romy Weihrauch und Michael Neil McCrae können ihre Produktion nicht in der Originalfassung zeigen und haben eine Adaption entwickelt. „Der flüchtige Körper – unscene“ findet ohne ihre Mitspieler*innen statt. Ohne Bühnenbild. Ohne Licht-, Ton-, und Videotechnik. Was Ihnen bleibt, ist die eigene Präsenz, sind die eigenen Stimmen, ein Garten als Bühne und die Imaginationskraft ihrer Zuschauer*innen.