Carena Schlewitt zur Covid-19-Situation in HELLERAU

Liebe Besucher*innen und Freund*innen von HELLERAU, leider konnten wir Sie in den letzten Wochen aufgrund der Veranstaltungsabsagen und Schließung unserer Veranstaltungsräume nicht in HELLERAU empfangen und uns auch nicht wie sonst vor und nach den Veranstaltungen, in Workshops und Gesprächen, austauschen. Wir – das Team von HELLERAU, aber vor allem auch die Künstlerinnen und Künstler – vermissen diese direkte Begegnung und den Austausch mit Ihnen sehr. Ich möchte Sie an dieser Stelle ein wenig mitnehmen und berichten, was in den letzten Wochen bei uns passiert ist und wie wir die Situation für die Zukunft für Kunst und Kultur einschätzen. Wie nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche hat auch der künstlerische und kreative Sektor sehr stark mit den Coronamaßnahmen zu kämpfen. Über die erste Phase – Schließung der Häuser, Absage von Veranstaltungen, Verschiebung von Projekten, Entwicklung von verschiedenen Szenarien der weiteren Zusammenarbeit mit den Künstler*innen, Gruppen und Partnern – wurde bereits viel berichtet. Trotz Absage der Veranstaltungen haben wir in HELLERAU – das Team, die Künstler*innen, die Partner – aktiv in der Auseinandersetzung mit den Folgen der Pandemie gearbeitet und sind jetzt mit Szenarien für die Zukunft gefragt. Aus der Perspektive eines Hauses wie HELLERAU sind Maßnahmen zur Unterstützung und Aufrechterhaltung der künstlerischen Arbeit der freischaffenden Künstler*innen und Gruppen, aber auch aller im kreativen Sektor freiberuflich Tätigen von absolut wichtiger Bedeutung. In diesem Sinne begrüßen wir ausdrücklich die staatlichen, föderalen und kommunalen Hilfs- und Fördermaßnahmen und deren notwendige Erweiterung! Es handelt sich hier um einen großen Bereich des kulturell-gesellschaftlichen Lebens, der im „Normalfall“ als selbstverständlich erscheint, von vielen Bürger*innen gern genutzt wird und in Zukunft von sehr vielen vermisst werden wird, wenn genau dieser Bereich nicht erhalten bleibt. Vom Club bis zum Opernhaus, vom Kabarett bis zum zeitgenössischen Tanz, vom Theater bis zum Kino, von Ausstellungen bis zum Konzert und vieles mehr – eine Kulturlandschaft hat nur dann Anspruch auf diesen Titel, wenn sie nicht durchlöchert ist. Es geht hier um die kulturellen Bedürfnisse einer ganzen Gesellschaft. Dresden ist mit seiner Bewerbung zur Kulturhauptstadt nicht in die nächste Runde gekommen, aber die – auch kritischen – Überlegungen, was ein Prozess zur Erlangung dieses Titels bedeutet, hat einiges in Gang gesetzt. Das sollte unbedingt inhaltlich weitergetragen werden und nicht in Vergessenheit geraten. Gerade mit Corona und mit der Ab- und Aufarbeitung der Corona-Krise bleibt doch die Frage der Zukunft unserer Gesellschaft virulent – diese Dringlichkeit zeigt sich umso stärker in der aktuellen Situation. Es bleibt wichtig, dass Dresden sein überregionales, internationales Image als Kunst- und Kulturstadt behält – in allen Formen! Auch in einer von Krisen geprägten, prekären Gegenwart muss die Zukunft eine Rolle spielen – für die Stadtgesellschaft, aber auch als touristischer Anziehungspunkt, der Dresden immer war und auch bleiben möchte. Und Dresden sollte eine Zukunftsstadt sein, alle Generationen vereinen und insbesondere den Jungen Angebote machen, hier zu bleiben und die Stadt als ihre Zukunftsstadt zu begreifen. Ohne eine kräftige Beteiligung aller Kreativen wird das nicht möglich sein. HELLERAU kann hier einen Beitrag leisten – mit den freischaffenden Künstler*innen und Kreativen, mit seinen regionalen, nationalen und internationalen Partnern, mit seinem neugierigen Publikum, mit seinem engagierten Team und mit dem Ziel, einen Beitrag für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu leisten. Zu dem gesamtgesellschaftlichen Rahmen, der konkreten Corona-Situation, zur Frage nach der Zukunft, der Bedeutung einer diversen und vielseitigen Kulturlandschaft gehören momentan für uns auch die ganz konkreten Aufgaben und Arbeiten. Zum einen entwickeln wir im ständigen Austausch mit den Künstler*innen mehrere Szenarien, wie und wann wir die abgesagten Projekte nachholen können – immer entlang der alle 14 Tage aktualisierten Vorgaben, wann wir eventuell wieder starten könnten. Dieser Prozess ist zeitintensiv und aufreibend. Dazu gehören auch die Fragen, ob und wie die ursprünglich entwickelte künstlerische Form unter den neuen Bedingungen adaptiert werden muss und kann, wie weit wir große internationale Produktionen ins nächste Jahr verschieben müssen, wie wir Fragestellungen von Themenschwerpunkten und Festivals, die in dieser Dichte zur Zeit nicht stattfinden können, dennoch beibehalten können. Auch wir präsentieren, wie so viele andere Kultur- und Kunstinstitutionen, auf unserer Webseite aktuell künstlerische Arbeiten, die sowohl das vergangene Programm rekapitulieren als auch neue Arbeiten und Hintergrundmaterial zur künstlerischen Arbeit präsentieren. Ein großer Dank gilt den Künstler*innen für die Bereitstellung ihres Materials! Wichtig ist uns die Sammlung von einigen Maßnahmen zur Unterstützung der Menschen, die besonders auf Hilfe angewiesen sind. Hier können sich auch einzelne Menschen für andere engagieren. Im Rahmen des Bündnisses der Internationalen Produktionshäuser werden Stimmen von Künstler*innen weltweit zu ihrer Arbeitssituation gesammelt – ein Blick auf diese „VOICES“ lohnt sich! Unabhängig von der derzeitigen Situation und der permanenten Unruhe, darauf künstlerisch und praktisch zu reagieren, möchte ich darauf verweisen, dass wir – wie immer – auch intensiv in die Zukunft arbeiten, Projekte entwickeln, die nächste Spielzeit nochmal neu planen. Projekte wie unser EU-Projekt „Moving Borders“ oder auch TANZPAKT Dresden werden weiterentwickelt, Koproduktionen, Themenschwerpunkte, digitale Formate spielen eine Rolle. Das heißt, hinter den Kulissen arbeiten wir weiter an der künstlerischen Vielfalt, die Sie in den letzten Monaten in HELLERAU erleben konnten und wir hoffen sehr auf den ersten Wiedereinstig ins Programm. Die Öffnung der Theater ist mit der jetzigen neuen sächsischen Verordnung möglich und ich kann Ihnen versichern, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten, mit einem kleinen Programm noch vor dem Sommer wieder präsent zu sein. Da wir zur Umsetzung dieses Programms von mehreren Bedingungen abhängig sind, kann ich momentan leider noch kein Datum nennen. Meine Hoffnung ist, dass wir in den nächsten Tagen mehr wissen und dann auch konkret werden können – wir stehen in den Startlöchern!