Foto: Stephan Floss

Gesichter in HELLERAU – Roman Keilhofer, Fachkraft für Veranstaltungstechnik (Obermaschinerie) in HELLERAU

„Meine Arbeit kann man sich so vorstellen wie die eines Marionettenspielers“

Seit wann arbeitest du in HELLERAU und was sind deine Aufgaben?

Ich habe im Oktober 2003 während meines Studiums als Produktionshelfer in HELLERAU angefangen. Drei Jahre später habe ich die Qualifikation als Sachkundiger für Anschlagmittel und Traversensysteme erworben und bin in die Obermaschinerie gewechselt. Von Oktober 2022 bis Mai 2023 habe ich die berufsbegleitende Weiterbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik gemacht und im Juli mit einer Prüfung bei der IHK abgeschlossen. Seither bin ich in HELLERAU fest angestellt und vor allem für die Obermaschinerie zuständig. Hier sorge ich dafür, dass man Dinge auf einer Bühne aufhängen kann: Lampen, Lautsprecher, Dekorationen, Vorhänge, u.v.m. Dazu braucht es ein Verständnis von Statik und die Möglichkeit, Dinge zu bewegen, um szenische Abläufe einerseits zu ermöglichen und andererseits interessanter zu gestalten. Das Ganze nennt man „Rigging“. Dazu gehört es, je nach Anforderung der Company, szenische Fahrten zu programmieren, zu steuern und besondere szenische Effekte zu bauen, also jegliche Arbeit mit und gegen die Gravitation. Meine Arbeit kann man sich also ein bisschen so vorstellen wie die eines Marionettenspielers.  

Wie sieht eine Woche konkret bei dir aus?

Montag beginnen wir für gewöhnlich mit dem Abbau der vergangenen Veranstaltung und gehen direkt in die Vorbereitung des Setups für das nächste Stück über. Wenn die Company anreist, nehmen wir noch Anpassungen vor und übergeben die Betreuung der Produktion an die anderen Gewerke wie Ton oder Licht. Ich gehe dann im Laufe der Woche von einer handwerklichen Tätigkeit zur Büroarbeit über und bereite die Produktionen der kommenden Wochen vor. Dabei prüfe ich die technischen Anforderungen der Companies: Was wird benötigt? Kann ich das entsprechend vorbereiten? Muss Material gemietet werden? Dann geht es an das Schreiben der sogenannten „Rigging-Pläne“, also das Verschriftlichen der benötigten Ressourcen für die nächste Produktion.  

Was magst du besonders an deiner Arbeit in HELLERAU?

In unser Haus kommen jede Woche andere Künstler:innen, und jede Produktion bringt ganz individuelle Aspekte mit sich. Darüber hinaus haben wir das Glück, den Großen Saal in jede Richtung verändern zu können, je nachdem wie es gebraucht wird. Das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich. Die Künstler:innen kommen aus sehr verschiedenen Theatern oder Situationen, wo sie ihre Stücke entwickelt haben. Wir schauen dann gemeinsam mit ihnen, wie das bei uns im Haus umgesetzt werden kann. Dadurch hat die Arbeit auch eine kreative Komponente.

Was war eine besondere Herausforderung, die du gemeistert hast?

Herausfordernd wird es immer dann, wenn Dinge nicht so umgesetzt werden können, wie sie geplant waren. So eine Situation war Meg Stuarts Stück „Until our Hearts Stop“ von den Münchner Kammerspielen. Es war ohnehin schon ein großes Bühnenbild, bei dem es kurzfristig Änderungen gab. Als das Setup fertig war und der Kubus im Raum hing, meinte Meg Stuart, dass zwei Flächen, sog. „Wings“, zu kurz seien. Das Ganze konnte nicht mehr runtergefahren und umgebaut werden und musste daher in der Luft mit viel Seiltechnik und am Seil und Gurt hängend angepasst werden, was ein recht komplexes Manöver war. Wir waren froh, dass das dann tatsächlich geklappt hat.

Was wünschst du HELLERAU für die Zukunft?

Seit Anfang 2023 Jahres arbeiten wir in HELLERAU als festes Technikteam zusammen. Inzwischen haben wir hier eine schöne Struktur entwickelt, mit der wir gut und gewerkeübergreifend zusammenarbeiten. Ich wünsche mir, dass dieser Schwung erhalten bleibt. Außerdem wünsche ich HELLERAU weiterhin diverse, internationale Produktionen. Sie sind das Salz in der Suppe und das, was mich hieran reizt: das internationale Flair. 

Das Gespräch führte Henriette Roth