TONLAGEN II

Udo Zimmermann, Foto: Matthias Creutziger

Vor kurzem ist der Dresdner Komponist, Dirigent und Intendant Udo Zimmermann verstorben. Wir bedauern diesen Verlust sehr, verlieren wir doch einen Menschen, der nicht zuletzt auch für HELLERAU und die zeitgenössische Musik in Dresden so viel bewegt und begründet hat. Ein wichtiges Vermächtnis ist das ursprünglich 1987 von Udo Zimmermann als „Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik“ gegründete internationale Festival, dass alle zwei Jahre aktuelle Entwicklungen in der Musik und zeitgenössischen Kunst präsentiert und diskutiert. Die 30. Ausgabe dieses Festivals findet bedingt durch COVID-19 in mehreren Teilen statt: der erste Zeitraum präsentierte überwiegend online vom 11. April bis 2. Mai zahlreiche neue Produktionen und Positionen. Nach einem zweiten Teil im November 2021 mit so verschiedenen und spannenden Künstler:innen wie Trond Reinholdtsen, Mariana Sadovska, Golnar Shahyar, Anna Korsun oder dem Trickster Orchestra folgt ein dritter und letzter Teil im Februar 2022.

Mit dem Thema „Pause“ setzen diese Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik einen Fokus auf aktuelle künstlerische, politische, soziale und ökologische Transformationsprozesse und auf die Frage, welche Funktionen zeitgenössische Musik, Künstler:innen und Ensembles und ein solches Festival zukünftig übernehmen können und sollten. Mit 433X22 begleitete im ersten Teil John Cages legendäre Komposition 4‘33‘‘ in Kooperation mit der Staatskapelle Dresden jeden der 22 Tage des Festivals, ebenso wie die installative Rave-Performance „An Invitation to Disappear“ von Julian Charrière.

Ein zentraler Schwerpunkt des ersten Teils des Festivals lag auf Neuem Musiktheater: In Kooperationen mit Münchener Biennale, ZKM Karlsruhe, Semperoper und den Hochschulen für Musik und für Bildende Künste Dresden standen neue Projekte und Positionen u.a. von Olga Neuwirth, Óscar Escudero und Belenish Moreno-Gil, Zeitkratzer, Amy Bryce, Chaya Czernowin, John Moran und Josh Spear auf dem Programm. In dem Symposium „Musik Theater Positionen“ in Zusammenarbeit mit „Theater der Zeit“ und „Positionen“ diskutierten u.a. Manos Tsangaris, Susanne Kennedy, Brigitta Muntendorf, Christine Fischer, Iñigo Giner Miranda, Juliana Hodkinson, Lea Letzel und Wen Chin Fu aktuelle Themen und Positionen in Musik und Theater.

Der bewusst auch regionale und historische Blick des Festivals spiegelt sich in Teilen des Programms: in Kooperationen u.a. mit der Sächsischen Landesbibliothek und dem Stadtarchiv Dresden werden in den nächsten Jahren wertvolle Bild- und Tondokumente des ehemaligen, und ebenfalls von Udo Zimmermann gegründeten Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik recherchiert, digitalisiert und somit zugänglich gemacht. Außerdem sind mit AuditivVokal, Sächsische Staatskapelle, Elbland Philharmonie, Ensemble Avantgarde, Contemporary Insights, El Perro Andaluz oder ensemble courage zahlreiche lokale Ensembles im Programm vertreten. Frieder Zimmermann präsentierte im ersten Teil ein neues Projekt zu Dresden-Prohlis, dem Ort seiner Kindheit. In einem Podcast diskutierte der Musikwissenschaftler Jakob Auenmüller verschiedene Perspektiven zur Aufarbeitung der ostdeutschen Kunst in der Nachwendezeit. Neben einem Fokus auf experimentelle Musikfilme in der DDR sind, kuratiert von Gisela Nauck und Jens Schubbe und in Kooperation mit dem Deutschlandfunk Uraufführungen u.a. von Paul-Heinz Dittrich und Helmut Oehring im Programm. In einem abschließenden Symposium wurden, kuratiert von Elisa Erkelenz, zu Diversität, Kategorien und Gerechtigkeit in (zeitgenössischen) Musiken debattiert. Hier waren so unterschiedliche Gäste wie Max Czollek, Kübra Gümüşay, Jessie Cox, Margareta Ferek-Petric, Steven Walter, Annekatrin Klepsch, Gregor Hotz, Lena Krause oder Katja Lucker zu Gast. Den ersten Teil des Festivals haben in einem Live-Streaming Robert Lippok und Maryvonne Riedelsheimer mit einer spekulativen musikalischen Studie in HELLERAU beschlossen.

Doppelpack
Bei Kauf eines Tickets für ein TONLAGEN-Konzert kann ein weiteres Ticket mit einer Ermäßigung von 50% erworben werden (außer „Komponisten zum Frühstück“). Nur im Besucherzentrum oder an der Abendkasse buchbar.

TONLAGEN – 30. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik werden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.

Leitung: Moritz Lobeck in Kooperation mit Elisa Erkelenz (Outernational)