Die gespaltene Gesellschaft: Realität oder Mythos?

Steffen Mau, Hans Vorländer und Linus Westheuser über die Konfliktlinien der Gegenwart

2023/24 Gespräch Auswärts Gebärdensprache

Seit der Weltfinanzkrise befindet sich die Gesellschaft in einem permanenten Krisenzustand. Es ist oft von Spaltung und Polarisierung die Rede. Doch wie stark haben sich die politischen Verwerfungen im Umgang mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine auf die Gesellschaft ausgewirkt? Geht wirklich ein tiefer Riss durch die Mitte der Gesellschaft oder wird er nur herbeigeredet? Das ist das Thema eines Gesprächs mit Steffen Mau, Hans Vorländer und Linus Westheuser.

Die Soziologen Steffen Mau und Linus Westheuser von der Humboldt-Universität zu Berlin sehen Politik, Medien und Gesellschaft in der Pflicht. Denn oft werden Konflikte entfacht, angeheizt und getriggert, wo noch keine da sind. In ihrem neuen Buch „Triggerpunkte: Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“ kommen sie zu dem Schluss, dass der gesellschaftliche Konsens zwar breiter ausfällt als erwartet, aber auch neue Formen der konflikthaften Politisierung entstehen.

Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer weitet den Blick auf Europa und erkennt neue Konfliktpotentiale. Die Daten der Polarisierungsstudie des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM) zeichnen ein durchaus gemischtes Bild politischer Konflikte. Zwar verläuft kein Riss quer durch Europa, doch besteht auch kein Anlass zur Entwarnung. Insbesondere bei den Themen Klimawandel und Migration erhitzen sich die Gemüter.

In der Gegenüberstellung beider Befunde diskutieren die Wissenschaftler gemeinsam, welche Konfliktpotentiale Deutschland und Europa gegenwärtig kennzeichnen und wie tief die gesellschaftlichen Gräben tatsächlich verlaufen.

Moderation: Kathrin Müller-Lancé
Dauer: ca. 2 Std. 
Sprache: Deutsch mit Gebärdenverdolmetschung

Ort: Veranstaltungssaal im Institut für Holztechnologie, Zellescher Weg 24

Anmeldung zur Podiumsdiskussion hier

Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) an der TU Dresden.

MIDEM

Link zum Buch  Link zur Polarisierungsstudie 

Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Buch „Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft“ (st 5092) stand auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZDF, Zeit und Deutschlandfunk Kultur. 2021 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Linus Westheuser, geboren 1989, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrbereich Makrosoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht zur politischen Soziologie sozialer Ungleichheit. Derzeit arbeitet er mit Steffen Mau und Thomas Lux an dem vierjährigen Projekt „Neue Ungleichheiten, neue Spaltungen? Eine politische Soziologie der Gegenwartsgesellschaft“.

Hans Vorländer ist Direktor des Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) sowie des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung (ZVD) an der TU Dresden. Von 1993 bis 2020 hatte er den Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte inne. Er ist Vorsitzender des Sachverständigenrates für Integration und Migration. Zu seinen Arbeitsbereichen zählen Politische Theorie, Verfassung, Demokratie, Populismus sowie Migration und Integration.

Kathrin Müller-Lancé schreibt seit 2019 für die Süddeutsche Zeitung. Sie studierte Politik in Freiburg und Aix-en-Provence und besuchte anschließend die Deutsche Journalistenschule in München. Nach einer Station in Paris ist sie seit 2023 Redakteurin im Politik-Ressort der SZ.