EIN MANN / EIN WORT

McCrae, Meding, Berkenhoff, Zaitev & Falk

2024/25 Premiere Performance

Michael, weißer, heterosexueller Cis-Mann, stellt sich eine Performance über seine eigene Männlichkeit vor. Er stellt sich vor, wie er auf einer Bühne steht und über sich spricht. Über seine eigene Verletzlichkeit. Über seine Wut und seine Trauer. Über die Privilegien, die er genießt. Und über die Begrenzungen, die ihm auferlegt sind. Er möchte zeigen, dass er die Diskurse über kritische und toxische Männlichkeit, Gender, Feminismus und Intersektionalität kennt. Er möchte die binäre Geschlechterordnung hinterfragen. Er möchte über all diese wichtigen gesellschaftlichen Themen sprechen und zeigen, dass er etwas verstanden hat.

Und Michael ist ein Mann der Tat. Er überzeugt verschiedene kritische Künstler*innen von seiner Idee und es entsteht ein diverses Team, das ihn bei seinem Vorhaben unterstützt. Dann überzeugt er ein renommiertes Theater davon, sein Stück zu zeigen. Er beantragt Gelder bei verschiedenen Förderinstitutionen und überzeugt die Fachjurys von der Qualität seines Vorhabens. Er begibt sich in einen aufwühlenden Probenprozess, der ihm viel abverlangt und in dessen Verlauf er sehr viel über sich lernt. Doch als er dann – nach Monaten der intensiven Arbeit und Auseinandersetzung – endlich auf der Bühne steht, stimmt etwas nicht. Er spürt die erwartungsvollen Blicke des Publikums auf seiner Haut. Er fühlt die gespannte Stille im Raum. Er setzt zum Sprechen an… doch bringt einfach kein Wort heraus. Ein Gefühl von Kontrollverlust überkommt ihn. Er fühlt Panik und Scham in sich aufsteigen. Er will jetzt unbedingt etwas sagen. Oder doch einfach von der Bühne gehen? Oder kann er vielleicht im Erdboden versinken? Sich irgendwo verstecken? Und während er so dasteht und diese Fragen durch seinen Kopf rasen, erheben sich plötzlich fremde Stimmen im Theaterraum. Und sie sprechen über ihn. Und sie sagen Dinge über ihn, die ihm nicht gefallen werden.

*Aus Rücksicht auf die Gesundheit einer unserer Darstellerinnen, die an einer Immunkrankheit leidet, bitten wir Sie höflich, während der Veranstaltung eine FFP2-Maske zu tragen. Wenn möglich, bringen Sie bitte selbst eine FFP2-Maske mit. Alternativ werden beim Einlass auch FFP2-Masken zur Verfügung gestellt. Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung!

Dauer: ca. 1 Std. 10 Min.
Sprache: Deutsch

06.03. Publikumsgespräch im Anschluss

Der Produzent, Regisseur und Performer Michael McCrae begibt sich in der Performance „Ein Mann / ein Wort“ auf die Suche nach seiner eigenen Männlichkeit. Dafür hat er im Vorfeld die Perspektiven und Gedanken von Menschen aus seinem nächsten Umfeld gesammelt. Das heißt von Menschen, die ihn schon lange kennen und mit denen er in unterschiedlichen Beziehungen steht; ob nun verwandtschaftlich, freundschaftlich, in Liebes- oder Arbeitsbeziehungen. Das dabei entstandene Video- und Tonmaterial ist Ausgangspunkt für den gemeinsamen künstlerischen Prozess des Projektteams hinter „EIN MANN / EIN WORT“. Die beiden Performer*innen Juliet Meding und Ana Berkenhoff untersuchen auf der Bühne dieses Material – sie lassen es durch sich hindurch sprechen, sie eignen es sich an, verfremden es, machen Musik daraus und bringen es zum Tanzen. Die Bühne von Dina Zaitev wird zu einem Laboratorium für die beiden Forschenden. Ihr Untersuchungsobjekt ist der heterosexuelle, weiße Cis-Mann, der Regisseur, der Sohn, der Partner, der Performer, der Geldgeber, der Freund, der Liebhaber, der Nutznießer des Patriarchats, das Produkt gesellschaftlicher Erwartungen und der in seinen Prägungen Gefangene. Welchen Ausweg könnte es für ihn geben? Ist ein Ausbruch möglich? Und inwiefern sind Berkenhoff und Meding in die sich selbst reproduzierenden (Macht-)Verhältnisse verstrickt?

Künstlerische Leitung/Produktion/Performance/Idee & Konzeption

Michael Neil McCrae ist Produzent, Regisseur und Performer und lebt seit 2015 in Dresden. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitete bereits währenddessen in der freien Szene. Nach dem Studium war er als Regieassistent in Dresden und Stuttgart tätig. Seit 2016 leitet er gemeinsam mit Romy Weyrauch die Gruppe theatraler subversion, mit der er zahlreiche Produktionen in Performance, Tanz und digitaler Kunst realisierte. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen das „Archiv der lebenden Toten“ und das 360°-Musiktheaterprojekt „Lebende Minus Tote“. 2023 feierte seine Performance „THE GREAT GRAND OTHER“ Premiere in HELLERAU und geht 2024/25 auf Tour durch Deutschland.

michaelmccrae.de

Performance, Text & Musik

Juliet Meding studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim und positioniert sich als crip und nichtbinär. Bereits während des Studiums performte sie in verschiedenen Kollektiven und Projekten. Ihre Arbeiten wurden u.a. an den Münchner Kammerspielen, Kampnagel Hamburg und den Sophiensaelen Berlin gezeigt. Von 2016 bis 2023 tourte sie als queere Verschiebung der Figur Hamlet in Boris Nikitins Inszenierung. Ihre erste Soloarbeit Traumascape erschien 2021 in den Sophiensaelen. 2023 feierte ihre neue Arbeit „ANTIGONE“ pitched Premiere im Ballhaus Ost Berlin.

Dramaturgie/Outside-Eye

Friederike Falk wuchs im Ruhrgebiet auf und absolvierte ihre Schauspielausbildung in Hamburg. Sie arbeitete als freischaffende Schauspielerin und Performerin u.a. in Hamburg, Lübeck und Bielefeld. Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit und Theaterpädagogik spezialisierte sie sich auf kulturpädagogische Projekte. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit im Performance-Kollektiv helium x ist sie als freie Theaterpädagogin und Lehrbeauftragte tätig. Derzeit promoviert sie mit einem Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung über Theaterpädagogik in der Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus.

Stage

Dina Zaitev, geboren in Chișinău, Moldova, ist eine post-sowjetisch-jüdische Künstlerin und Theaterschaffende. Ihre interdisziplinären Arbeiten erkunden oft gesellschaftliche Themen und hinterfragen Traumata ihrer eigenen Sozialisierung. Mit einem Hintergrund in Bühnen- und Kostümbild (Diplom 2022) verbindet sie Text, Performance, Objekte und Räume. 2023 erarbeitete sie mit Michael Neil McCrae ein Theaterprojekt zur transgenerationalen Weitergabe von Trauma und jüdischer Identität. Derzeit ist sie Meisterschülerin an der HfBK Dresden und Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

dinazaitev.com

Video

Marco Prill, 1980 in Anklam geboren, war als Artist und Tänzer im Fritz-Reuter-Ensemble aktiv und entdeckte dort seine Leidenschaft für Kunst. Mit 16 baute er seine erste Lochkamera und fand zur Fotografie. Nach einer Ausbildung in Bild- und Mediengestaltung zog er nach Berlin und später nach Dresden, wo er an zahlreichen Tanz- und Theaterprojekten arbeitete. Von 2015–2023 war er Theaterfotograf und Videokünstler am tjg. theater junge generation Dresden. Seit 2024 ist er wieder freiberuflich tätig. 

marcoprill.de

Benjamin Schindler, geboren 1982 in Dresden, entdeckte seine Leidenschaft für visuelles Erzählen als Kinobetreiber, Fotograf und Zeichner. Er studierte Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln und realisiert seit 2010 Kurz- und Dokumentarfilme, oft mit Fokus auf Identität und virtuelle Realitäten. Sein Film „PLAYLAND USA“ (2019) feierte Premiere beim Max-Ophüls-Preis und lief im Kino. Neben Filmprojekten entwirft er Videoinstallationen für Dresdner Tanzkompanien. Sein Musiktheaterstück Rapid Motel wurde 2022/23 in Berlin, Leipzig und Zürich aufgeführt.

zeitgebilde.de

Kostüm

Nico Navarro Rueda, geboren in Bogotá, arbeitet als Modedesigner*in, Illustrator*in, Kostümbildner*in und Künstler*in in Berlin. Ihre Arbeiten experimentieren mit Bewegung, Form und Farbe, inspiriert von Identität, Gender Studies und Spiritualität. Nach einem Designabschluss 2013 studiert sie derzeit Modedesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sie hat mit zahlreichen Tänzer*innen, Performer*innen und Regisseur*innen zusammengearbeitet, darunter Melanie Jame Wolf, Przemek Kamiński und Thea Reifler. Zuletzt entwarf sie die Kostüme für „THE GREAT GRAND OTHER“ von Michael McCrae, Matthias Schönijahn und Dina Zaitev. 

cargocollective.com

Technische Leitung/Lichtdesign

Martin Mulik ist freischaffender Lichtdesigner, Lichttechniker und Fotograf in Dresden. Er arbeitet seit 2017 immer wieder als Technischer Leiter und Lichtdesigner mit der theatralen subversion und darüber hinaus in Kollaborationen mit verschiedenen Künstler*innen aus den Bereichen Tanz, Kunst und Performance. Zudem ist er regelmäßig als Lichtdesigner und Techniker an Kulturinstitutionen wie dem Beatpol Dresden, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und Tabacka Kulturfabrik Kosice tätig. 2021 veröffentlichte er seinen ersten Kunstfotoband LEFTOVERS.

martinmulik.com

Produktionsleitung

Nicole Meier schloss ihr Kultur- und Managementstudium an der DIU Dresden mit einem Master of Arts (1,0) ab. Sie ist als Produktionsleiterin und Projektmanagerin für zahlreiche Ensembles und Institutionen tätig, darunter the guts company, M.I.R Dance Company, und HELLERAU. Sie organisierte Projekte wie „Dresden zu Gast in Avignon“ und die 30-jährige Jubiläumsveranstaltung des Sächsischen Kultursenats. Bei den Dresdner Musikfestspielen leitete sie mehrere Abendprogramme und war wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Sächsischen Akademie der Künste. Sie hat auch Projekte für die bpb umgesetzt und gibt ihr Wissen in der Kulturfinanzierung weiter. 2024 übernahm sie die Produktionsleitung für „DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN“ in Dresden. 

art-revolution.org

Künstlerische Leitung, Idee und Konzept: Michael McCrae
Texte, Performance & Musik: Ana Berkenhoff, Juliet Meding & Michael McCrae
Dramatrugie & Outside-Eye: Friederike Falk
Bühne: Dina Zaitev
Kostüm: Nico Navarro Rueda
Video: Benjamin Schindler, Marco Prill
Licht & Technische Leitung: Martin Mulik
Produktionsleitung: Nicole Meier / art.revoultion
Dank an Matthias Schönijahn und Constantin von Thun

In Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste
Gefördert durch Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Fonds Darstellende Künste e.V.