Anda Kryeziu: TILDE [~]
Ensemble Modern
Was bleibt von einem Moment, wenn er vergangen ist? Anda Kryeziu erforscht diese Frage in ihrer Konzertinstallation „TILDE [~]“ und nutzt das Archiv des Ensemble Modern als Ausgangspunkt einer klanglichen Spurensuche. Die Performance verbindet Ensemble, Licht, Video und Objekte, um Erinnerungen und Klänge zu verschränken. Besonders interessierten die 1993 im Kosovo geborene Komponistin Dokumente aus politischen Umbruchsjahren, darunter Reiseberichte des Ensemble Modern aus den 1980er Jahren in die DDR und Sowjetunion.
„Durch meine Geschichte schaue ich durch eine bestimmte Linse auf die Vergangenheit“, sagt die junge Komponistin, die Krieg, Flucht und Migration in ihrer frühen Kindheit erlebt hat, bevor sie in der Schweiz und Deutschland studierte. Doch Kryezius Werk ist mehr als eine historische Reflexion. Es verhandelt die Frage, was Archivierung im digitalen Zeitalter bedeutet – eine Zeit, in der ein unaufhörlicher Datenstrom immer schneller und breiter an uns vorbeifließt.
Mit „TILDE [~]“ eröffnet das Ensemble Modern die 32. Ausgabe von DTZM und lädt das Publikum ein, Archiv als lebendigen Klangraum zu erfahren – eine Konstruktion aus Erinnerungen, ein Echo der Vergangenheit in der Gegenwart.
Programm:
Anda Kryeziu: TILDE [~] für Ensemble, Elektronik, Licht, Video und Objekte (2023)
Ensemble Modern
Anda Kryeziu Live-Elektronik
Lukas Nowok Klangregie
Dauer: ca. 1 Std.
Wenig Sprache
19:00 Uhr findet eine Einführung zum Stück statt
Anda Kryeziu wurde 1993 im Kosovo geboren. Sie studierte zunächst Klavier und danach Komposition bei Dieter Amann, Caspar Johannes Walter und Daniel Ott zwischen Basel und Berlin. Später studierte sie Elektroakustische Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in der Klasse von Wolfgang Heiniger. Sie gewann den 1. Preis beim Balkan Composers Competition 2019 und ist Stipendiatin der Contemporary Arts Alliance Berlin und der Akademie Musiktheater Heute der Deutsche Bank Stiftung. Ihre Musik wurde von verschiedenen Ensembles aufgeführt, darunter Ensemble Adapter, KNM Berlin, Asamisimasa (Oslo), Ensemble Phoenix Basel, Oerknal (Holland) und war u.a. bei Festivals wie Münchener Biennale, Neue Musik Rümlingen, Mostra Sonora Sueca (Spanien), Impuls (Graz), Aufwind (Wien) und Zeiträume Basel vertreten. Ihre Musik wird derzeit von der Edition Zeitgenössische Musik Katalog als CD-Porträt veröffentlicht. Ihre künstlerischen Interessen bewegen sich zwischen Instrumentalmusik und Elektroakustik, insbesondere in interdisziplinären und musiktheatralen Projektformen.
Ensemble Modern gehört weltweit zu den bekanntesten Formationen für aktuelle Musik. 1980 gegründet und in Frankfurt am Main beheimatet, prägen derzeit 18 Solist*innen aus acht Ländern die Aktivitäten des basisdemokratisch organisierten Klangkörpers. Das ästhetische Spektrum des Ensemble Modern umfasst musik- und tanztheatralische Genres, multimediale Formate sowie Kammermusik, Ensemble- und Orchesterkonzerte. Seit Beginn der Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik 1987 hatte Udo Zimmermann das Ensemble oft nach Dresden eingeladen. Häufig fanden die Konzerte im Deutschen Hygiene-Museum statt, ab 2004 dann in HELLERAU. Seit 2018 ist das Ensemble wieder regelmäßig mit verschiedenen Projekten im Programm von HELLERAU vertreten, zuletzt u.a. mit Auftragswerken und Koproduktionen von Carsten Nicolai oder Ryōji Ikeda.