Die zersägte Frau, Angelika Waniek; Foto Doris Dziersk

Die zersägte Frau | Angelika Waniek/Doris Dziersk

Eine Solo-Performance von Angelika Waniek – entstanden in Zusammenarbeit mit der Künstlerin und Bühnenbildnerin Doris Dziersk 

Wird Angelika Waniek zersägt oder zersägt sie sich selber? Hat sie weitere (gute) Tricks auf Lager? Vielleicht ein Schweben über die Bühne? Und was wird die über 2 Meter hohe Waschbürste von Doris Dziersk mit dem Körper der Performerin anstellen? Auf den Körper der Anderen lässt sich vieles werfen. Aber was, wenn es der eigene ist?

Angelika Wanieks Solo ist ein Spiel mit der Illusion. In einer Interaktion von Objekten, Körper und Sprache wird Unsichtbares sichtbar. Der 1922 in den USA patentierte Zaubertrick „Sawing a woman in half“ des Magiers Horace Goldin ist Ausgangspunkt der Performance. Eine Frau wird in Unter- und Oberleib zerzägt und anschließend wieder zusammengefügt. Während den ersten Vorführungen, so wird erzählt, sollen ZuschauerInnen in Ohnmacht gefallen sein.

Der Frauenkörper und unterschiedliche Ausprägungen gesellschaftlicher Projektionen auf ihn sind nicht nur bis heute virulent in Zaubershows und anderen Bühnenformaten, sondern auch in Malerei, Literatur, Film, Computerspielen sowie der Wissenschaft. Eine Gegenposition dazu nimmt die Performancekunst der 1960er und 1970er Jahre in Europa und den USA, vertreten z.B. durch Valie Export, Marina Abramovic und Ana Mendieta, ein.

In diesem kunsthistorischen Kontext bringt Angelika Waniek anhand von fiktiven und realen Geschichten Bilder von (Frauen-)körpern und deren Gestaltungsmöglichkeiten auf die Bühne. Die Zuschauenden werden dabei u.a. mit den Torturen konfrontiert, die an einem Körper vollzogen werden, und in die heikle Lage versetzt, mitverantwortlicher Teil des Ganzen zu sein. In einem Setting, in dem der Zuschauerraum nahtlos in die Szenenfläche übergeht, verhandelt Angelika Waniek die beiden Themen „Körper sein und gesellschaftlichen Prozessen ausgesetzt sein“ und „mediale Zeugenschaft“. Dabei bedient sie sich der Waniekschen Story-Telling-Manier, einem Erzählen in Objekt- und Sprachbildern, das ihr nicht zuletzt beim Wettbewerb „Das beste deutsche Tanzsolo“ bei der euro scene Leipzig 2015 den dritten Platz einbrachte.

Angelika Waniek (*1975) lebt und arbeitet als Performerin in Leipzig. Sie studierte Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und Freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Seit dem WS 2014/2015 lehrt sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig im Fachbereich Medienkunst. In ihren Solo Performances analysiert sie bestehende kulturelle und historische Narrative, die mit den jeweiligen Aufführungs- und Ausstellungsorten verbunden sind und erzählt diese in einer „Waniekschen“ Storytelling-Manier wieder. In ihren Arbeiten im Kontext der Bildenden Kunst ergeben sich Überschneidungen mit AkteurInnen aus den Bereichen Literatur, Tanz und Theater. Zusammen mit Martina Hefter und Ulrike Feibig ist sie Teil des Leipziger Performancekollektivs Pik7. 2016 kaufte der Freistaat Sachsen über die Kulturstiftung des Landes erstmals Performances an, darunter auch drei von Angelika Waniek.

Doris Dziersk (*1973) lebt und arbeite in Leipzig. Sie studierte in London freie Kunst und arbeitet als bildende Künstlerin und Bühnenbildnerin. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch hohes Kontextbewußtsein aus: der Ort und das Thema der Arbeit bestimmen maßgeblich Medium und Form. Sie entwirft Bühnenbilder, Installationen und Videos. Collaborationen erfolgten bisher mit den ChoreografInnen und RegisseurInnen Meg Stuart, Enrico Stolzenburg, Peter Kastenmüller, Matthaei&Konsorten, Gesine Danckwart, Doublelucky und den Berliner Festspielen. Sie entwickelte Installationen für X Wohnungen in Berlin und Caracas, für den Steirischen Herbst, das C 60 Collaboratorium, auf Einladung von raumlabor berlin und in Kollaboration mit der bildenden Künstlerin Anke Philipp, mit der sie unter anderem die Neugestaltung der Residenz der Leipziger Schauspiels unter der neuen Leitung von Thomas Frank entwickelte. Doris Dziersk wurde für ihre Arbeit 2009 mit dem Hamburger Rolf-Mares-Preis und 2012 mit dem New Yorker Bessie-Award ausgezeichnet.