Auf zu neuen Horizonten, Von Nicole Aurich & Frieda Pirnbaum, KOST, #1 – 2020
Seit September 2019 gibt es in HELLERAU erstmalig einen Lehrer*innenclub „Tanz und Performance neu entdecken“. Lehrer*innen machen sich hier unter Anleitung von verschiedenen Theaterkünstler*innen und Tänzer*innen auf den Weg, neue Ästhetiken, Arbeitsweisen und Methoden zu erkunden, die sie für ihre (künstlerische) Arbeit in der Schule nutzen können. Dieser Ansatz ist in jeder Beziehung neu und selten, denn wenn man die Reduzierung von künstlerischen Fächern an Sachsens Schulen und die zunehmend erschwerten Rahmenbedingungen für ein fächerverbindendes und projektorientiertes Arbeiten bedenkt, ist das ein besonderes Engagement, dem unterschiedliche Motivationen zu Grunde liegen. HELLERAU steht für interdisziplinäres Arbeiten, für aktuelle Thematiken und diverse künstlerische Teams. Die Lehrer*innen möchten diese neuen Ästhetiken und künstlerischen zeitgenössischen Formen, die den Schüler*innen und dem jungen Publikum vielleicht noch neu und fremd sind, für sich entdecken und erschließen. Performance und Tanz der Freien Szene können für die schulische Arbeit relevant sein, da sie auf eine Organisationsstruktur aufbauen (können), die demokratischen Prinzipien folgt, die die Geschichten der Einzelnen hört und dennoch „live“ im Kollektiv entsteht und die vom Körper und konkretem Handeln ausgeht. All das sind Aspekte, die – unabhängig vom eigenen künstlerischen Produzieren im Schultheater – für die Schule unserer Zeit relevanter werden sollten. Die Ganzheitlichkeit des Lernens wird in vielen Lern-Settings zugunsten von schnell abfragbarem Wissen und unter dem Zeitdruck eines prall gefüllten Lehrplans in Frage gestellt. Darüber hinaus zeigt sich auch die Notwendigkeit eines demokratischen Miteinanders, insbesondere in der Schule sowie der Schaffung von gemeinsamen Erlebnissen und Ergebnissen. Der Club bietet den teilnehmenden Lehrer*innen neue Erfahrungen und Zugänge, und er erzählt umgekehrt der Institution HELLERAU etwas über die Diversität und Ausgangslage an Schulen. Er beschreibt die Zugänge, die es für einen Theaterort und die Künste Tanz und Performance braucht, um die Bezeichnung als Elfenbeinturm in Frage zu stellen und auch einen Ort der Kulturellen Bildung zu schaffen. Wir freuen uns als Fachstelle KOST – Kooperation Schule und Theater in Sachsen, diesen Dialog und Perspektivwechsel mit einem für Dresden so wichtigen und inspirierenden Ort wie HELLERAU gemeinsam zu denken und zu gestalten. KOST – Kooperation Schule und Theater ist eine Initiative zur Kulturellen Bildung an sächsischen Schulen in der Trägerschaft der Landesbühnen Sachsen. Ziele sind die Stärkung und qualitative Weiterentwicklung des Schultheaters, Kooperationen zwischen Schulen und Theaterschaffenden. KOST möchte bestehende Schultheaterstrukturen ausbauen, unterstützen, vernetzen und alle Beteiligten wie Lehrer*innen, Schüler*innen, Theaterpädagog*innen und Künstler*innen fachlich und organisatorisch begleiten. Wir danken dem Landesamt für Schule und Bildung für die Unterstützung des Lehrer*innenclubs.