Hana Umeda
November - Dezember 2024
Die Performerin und Choreografin Hana Umeda recherchiert gemeinsam mit der Tänzerin und Choreografin Masha Shalagina und dem Performer und Tänzer Andrii Romanenko zu ihrem neuen Projekt “Revival”.
Wäre eine Performance ein Wesen – welche Art von Körper hätte sie? Wie würde sie sich bewegen, fühlen, oder denken? Die Künstler*innen wollen ihre Begegnung nutzen, um einen neuen Organismus zu schaffen, der aus ihren Körpern, dem Raum, dem Klang und allem anderen, was sie in ihre Praxis einbringen, konstruiert werden kann. Der zentrale Gedanke der Recherche ist die Kollektivität, sie experimentieren mit der Etablierung einer Einheit, die über ihre menschlichen Körper hinausgehen kann.
Im Rahmen von „Tanzformen – Empowering Bodies“ sind Künstler*innen in HELLERAU in Residenz. In einem gemeinsamen Open Studio am 05.12. geben sie Einblick in ihre jeweiligen Recherchen.
Hana Umedas: Bewegungspraxis basiert auf 18 Jahren klassischem japanischem Jiutamai-Tanz, in dem sie 2020 ein professionelles Niveau erreichte, symbolisch in die Hanasaki-ryu-Familie des Jiutamai aufgenommen wurde und einen neuen Namen erhielt: Sada Hanasaki.
Die in Polen lebende Performerin und Choreografin japanischer und jüdischer Abstammung arbeitet in dokumentarischen und autobiografischen Formaten, um sozio-politische Themen zu kommentieren, indem sie ihre eigenen Erfahrungen einbringt. Sie stützt ihren kreativen Prozess auf theoretische Recherchen, eine Praxis, die sie während ihres (noch nicht abgeschlossenen) Promotionsstudiums am Institut für Polnische Kultur an der Universität Warschau entwickelt hat und die sie derzeit im Rahmen des MA SoDA-Programms am HZT Berlin fortsetzt, wo sie eine forschungsbasierte Performance-Praxis weiterentwickeln kann.
Zwischen 2021 und 2023 war sie Mitglied des Kollektivs „Centrum w Ruchu“ [Zentrum in Bewegung]. 2018 war sie Stipendiatin des „Młoda Polska“-Programms des Nationalen Zentrums für Kultur, dank dessen sie mit der Performance „SadaYakko“ in KOMUNA WARSZAWA ihr Debüt als Regisseurin gab, in der sie den orientalisierenden Blick kommentierte. 2022 gewann sie die erste Ausgabe der New Situations Scene Artistic Residency am Współczesny Theater in Szczecin, in deren Rahmen sie „Faithless“, ein Bühnenritual der Apostasie, kreierte. Nominiert im IDFA DocLab Wettbewerb für Immersive NonFiction, IDFA DocLab: Phenomenal Friction, Amsterdam, 2023 für die VR-Erfahrung „Close“, in der sie ihre Forschung über die intergenerationellen Spuren sexueller Gewalt begann. Sie setzte diese Forschung in „Rapeflower“ fort, das 2024 in Komuna Warszawa uraufgeführt wurde.
Masha Shalagina ist Tänzerin und Choreografin aus Russland, die derzeit in Berlin lebt. Sie erforscht körperbasierte Praktiken und Tanz als eine Möglichkeit, alternative Kommunikationskanäle zu schaffen, die eine Sensibilität für Aspekte wie Sinnlichkeit, Undurchsichtigkeit des Anderen, Intuition und Empathie entwickeln.
Im Jahr 2021 verließ sie Russland aufgrund des sich entwickelnden politischen Drucks im Land, insbesondere wegen der Verfolgung von Künstler*innen und Aktivist*innen. Seitdem konzentriert sie sich auf Möglichkeiten, künstlerische und aktivistische Ansätze in ihrer Arbeit zu verbinden und im europäischen Kontext das Bewusstsein für die Verbrechen der russischen Regierung zu schärfen. 2022 führte sie Regie bei einem Antikriegs-Musikvideo in Zusammenarbeit mit der finnischen Musikgruppe CRUX (Bjorn Blomqvist); war Mitautorin einer Installation für die Architekturbiennale in Tiflis zum Thema Lebensbedingungen für die Bürger von Tiflis in Wohngebieten; entwickelte in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Künstler Andrii Romanenko eine hybride Performance, die auf die russische Invasion in der Ukraine reagiert; wirkte bei der Neuinszenierung von „In C“ von Sasha Waltz mit einer inklusiven Tanzgruppe mit (von ‚InForm‘; Tiflis, Georgien). Im Jahr 2023 erhielt sie ein DanceWEB-Stipendium und begann im Rahmen des ImpulsTanz-Festivals eine Reihe von Projekten über Körpergedächtnis und Blickpolitik zu entwickeln. Im Frühjahr 2024 war sie Co-Kuratorin des Festivalprogramms „Play!Zu Gast“, in dessen Rahmen sie zusammen mit Flüchtlingskindern aus der Ukraine einen Film drehte, der beim PLAY!Berlin Festival in den Uferstudios (Berlin, Deutschland) präsentiert wurde.
Andrii Romanenko ist Tanz- und Performancekünstler aus Jalta in der Ukraine. Er begann seine Tanzausbildung 2012 als B-Boy und Hip-Hop-Tänzer. Nach der Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 zog er nach Sankt Petersburg, wo er an der Herzen-Universität (2016-2020) einen Bachelor-Abschluss in choreografischer Kunst abschloss. Nach Abschluss seines Studiums zog er nach Kiew in die Ukraine zurück und später für ein weiteres Studium nach Spanien. Danach befand er sich in Europa im Exil und konnte nicht in sein Heimatland zurückkehren. Im Frühjahr 2022 erarbeitete Andrii Romanenko das Solostück „Come Out of the Trench“, in dem er über die Entfernung, das Exil und die Unmöglichkeit, in seiner Heimat physisch präsent zu sein, reflektierte. Gleichzeitig arbeitete er 2022 mit Masha Shalagina an einer Simultanperformance mit dem Titel „When All the Rules Are Set by Assholes“. Diese Arbeit wurde am selben Abend in Pamplona (Spanien) und Eriwan (Armenien) vor zwei verschiedenen Publikumsgruppen aufgeführt. Die beiden Künstler*innen waren über Zoom miteinander verbunden und versuchten, aus der Ferne miteinander zu tanzen und über ihre gemeinsame post-sowjetische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachzudenken. 2023 wurde Andrii Romanenko in das MA SODA-Programm an der Universität der Künste Berlin aufgenommen und entwickelte zusammen mit seinen Freunden und Kollegen Julius Gilberd, Whitney Casal und Polina Tyabut im Rahmen des „flausen+“-Stipendiums am Theaterlabor Bielefeld eine Arbeit mit dem Titel „Cold War: Friendship“. 2024 kuratierte Andrii Romanenko in Zusammenarbeit mit Masha Shalagina und der Non-Profit-Organisation „PLAY! Berlin“ ein dreimonatiges Kinolabor für ukrainische Kinder im sozialen Wohnungsbau in Berlin.