Les SUBS @ HELLERAU

Residency Exchange Program Site Specific Work, Juni – Juli 2022

Mit der zweiten Edition des Austauschprogramms eröffnen Les SUBS und HELLERAU vier Künstler:innen die Möglichkeit, in einem thematisch konkreten Rahmen an einer spezifischen Fragestellung zu arbeiten. Der joint trip, die gemeinsame Reise der beteiligten Künstler:innen von Dresden nach Lyon mit dem Zug, ist ein neuer Schritt, um die Distanz zwischen Dresden und Lyon zu erleben und gewohnte Mobilitätskonzepte zu überdenken.

Für die Ausgabe Site Specific Work wurden die folgenden Künstler:innen eingeladen: Alix Boillot (Les SUBS), Nicolas Barry (Les SUBS), Minh Duc Pham (HELLERAU), Adele*Mike Dittrich Frydetzki (HELLERAU).

Do 16.06., Seitenbühne Ost
Open Studio
Die Resident:innen stellen sich vor.
Eintritt frei

Beschreibung der aktuellen Forschung

Meine Arbeit ist von ihrer Konzeption her immer in einen Raum eingeschrieben. Adieu beauté (2021) ist eine Schneesäule, die dazu bestimmt ist, mitten in den Bergen zu schmelzen; Rocky II (2021), ein auf meinen Rücken tätowierter falscher Leberfleck – dessen Standort nur ich kenne – ist in einem nächtlichen Wald fotografiert; in Scénographie potentielle (2019 – 2022) sammeln sich blaue patatoïd-Formen und nehmen je nach Standort unterschiedliche Schattierungen an.

Für die Spielzeit 2023 hat mich Stéphane Malfettes, der künstlerische Leiter von Les SUBS, eingeladen in Lyon eine ortsspezifische Arbeit zu entwickeln: Im Rahmen dieses Projekts werde ich meine zwei Wochen in HELLERAU dazu nutzen, meine Pool- und Brunnen-Recherche zu vertiefen.

Biografie

Die bildende Künstlerin Alix Boillot entwickelt eine Praxis aus Performance, Bühnenbild, Skulptur und Serienprojekten. Ihre Arbeiten waren bereits in der Ménagerie de Verre (Paris), der Fondation Ricard (Paris), den Beaux-Arts de Marseille, der Saint Ignace church for la Nuit Blanche (Paris), der Cité internationale des Arts (Paris), Plastique Danse Flore (Versailles), den Subsistances (Lyon), dem SILO U1 (Château-Thierry), dem Point Éphémère (Paris), Mains d’Œuvres (Saint-Ouen) zu sehen.

Unter anderem arbeitet sie mit Künstlern wie César Vayssié, Ivana Müller, Ola Maciejewska, Robert Cantarella, Bastien Mignot, dem Kollektiv De Quark, Anaïs de Courson, Dominique Gilliot, Émilie Labédan, Yaïr Barelli zusammen.

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Beschreibung der aktuellen Forschung

Vor ein paar Jahren sagte ein Theaterprofessor, als ich auf die Bühne kam, um einer Klassenkameradin, die einen Auszug aus einem Brecht-Stück aufführte, den Text zu geben: „Willst du wirklich diesen Lauch bitten, deinen Flieger zu spielen?“ Ein Student des Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse schaute sich einmal Sophies Oberschenkel an und kommentierte ihn, wie es ein Mitglied des lokalen Komitees eines regionalen Agrarwettbewerbs getan hätte.

Das Stück „Le rêve de voler“ ist ein getanzter Dialog zwischen einem Gemüse und einem Stück Vieh. Das Projekt, dieses Stück an nicht-theatralen Orten, unter ortsspezifischen-Bedingungen, aufzuführen, wird von dem Wunsch begleitet, es im Rahmen von „Probeaufführungen“ zu entwickeln. Es ist ein Prinzip der Kreation in der Öffentlichkeit, an offenen Orten, wo jeder Vorschlag, jedes Experiment, jeder Versuch und jedes Scheitern potenziell einen Zuschauer haben kann. Der Traum vom Fliegen programmiert in seinem eigentlichen Projekt das Scheitern. Es gibt also keinen Grund, die großen Misserfolge zu verbergen, die die ersten Schritte einer solchen Kreation darstellen. 

Biografie

Nicolas Barry, 1989 in Lille geboren, ist Dramatiker und Choreograf. Nach seinem Studium der Literatur an der Sorbonne (Paris IV) und Theater an der Claude-Mathieu-Schule, ging er an die Nationale Hochschule für Schauspielkunst und Theatertechnik (ENSATT) in Lyon in der Abteilung für dramatisches Schreiben. Er ist Preisträger des R.C.A.-Stipendiums 2018-2019 (ENSATT Lyon, ENSBA Lyon, CNSMD Lyon), womit er u.a. im Oktober 2019 die Show Les Obsèques du Grand Paon auf der Biennale für zeitgenössische Kunst und bei Les SUBS in

Lyon realisierte. Er nahm an der Ausgabe 2020 von Danse Élargie im Théâtre de la Ville (Paris) teil. Mit dem Ensemble Facture entwickelte er seine ersten Werke: l’Eau Potable (Trinkbares Wasser), ein

Kurzfilm, den er geschrieben und inszeniert hat, sowie zwischen 2018 und 2020 „Les Rapports des choses du vent et du souffle“, ein dramatisches Labor. Sein Werk Grand Crié, wird im November 2022 bei Les SUBS zu sehen sein.

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Beschreibung der aktuellen Forschung

„Get weaving!“ Meine künstlerische Arbeit konzentriert sich auf das Verhältnis von Individuum und der Umwelt, die es umgibt. Die Möglichkeit eines Rechercheaufenthaltes an einem anderen Ort bedeutet für mich daher nicht nur die Neuerschließung eines unbekannten Raumes, sondern vor allem ein erneutes Auseinandersetzen und Reflektieren des eigenen Wesens innerhalb dieses Raumes. Ich verfolge in meiner Praxis den Ansatz, mit den Dingen vor Ort zu arbeiten und Kollaborationen einzugehen. Im Rahmen des Aufenthaltes in Lyon plane ich eine Recherche zum Thema Seiden- und Webtechniken aus der Region und möchte mit dieser Sensibilität an einer künstlerischen Arbeit ansetzen. 

Biografie

Pham, Minh Duc ist Bildender Künstler und Performer. Neben seinem Diplomstudium in Ausstellungsgestaltung und Szenografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe studierte er parallel in den Bereichen Zeitbezogene Medien und Performance sowie Designtheorie an der Universität der Künste Berlin.

Phams künstlerische Praxis gründet auf der Notwendigkeit und Suche nach einem neuen Selbstverständnis. Dieser subversive, von Fürsorge begleitete Akt ist gleichermaßen Ziel und Weg eines drängenden Gestaltungswillens nach Veränderung, Selbstermächtigung und dem Verlangen nach selbstbestimmter sozialer Mobilität. Phams künstlerische Positionen können als Einzelwerke betrachtet werden, sind aber als aufeinanderfolgende Zyklen gedacht.

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Beschreibung der aktuellen Forschung

Mike interessiert sich für kontextspezifische Bewegungs- und Erinnerungspraktiken und ihre Wissensformen. Dey beschäftigt sich mit den wenig sichtbaren Geschichte_n/theirstories von widerständigen intersektional-feministischen Bewegungen und ihren historischen Orten, wie zuletzt im Projekt „Statzgi Flexen“ im St. Johannspark Basel.

Biografie

Adele*Mike Dittrich Frydetzki (*1990) studierte angewandte Kultur- und Theaterwissenschaft in Hildesheim, Gießen und Warschau. Der inhaltliche Fokus von Mikes Arbeit ist die queerfeministische Reflexion von Erinnerungs- und Herkunftsgeschichten, mit einem Schwerpunkt auf pOstdeutschen Kontexten. Darüber hinaus setzt dey einen Schwerpunkt auf softe Arbeitspraktiken und experimentelle, solidarische Organisationsformen. In 2021/22 arbeitet Mike als Künstlerische Leitung und driver an „Statzgi Flexen“ an der Kaserne Basel im Rahmen der Treibstoff Theatertage und mit dem Theaterkollektiv Die Soziale Fiktion an „Nah am Wasser gebaut“ im Rahmen des freischwimmen-Netzwerks an der Schwankhalle Bremen. Dey war takecare-Stipendiat:in in 2021 und ist derzeit takeheart-Stipendiat:in des Bündnisses internationaler Produktionshäuser. In 2019 arbeitete Mike an der Performance „Diesen Mangel nehmen wir persönlich“, eine Auseinandersetzung mit Strategien der queerfeministischen Kanonkritik und dem Erbe von Aktionskünstlerinnen der späten DDR, in Koproduktion mit Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, LOFFT – Das Theater Leipzig und der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig. Dey ist engagiert in der Initiative für Solidarität am Theater (ISaT). Mike war Dramaturgx für die Julian Warner Produktion „The history of the federal republic of Germany as told by Fehler Kuti und die Polizei“ an den Münchner Kammerspielen.

Mehr Infos zu Adele*Mike Dittrich Frydetzki 

Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten, durch das Institut français und des französischen Ministeriums für Kultur sowie durch das Goethe-Institut Lyon.