Tischgesellschaft „Wieder da!“ Vol. 2 – Live-Sprechstunde

Michael Hirsch (Philosoph, Politologe, Kunsttheoretiker und Autor)

12:30 – 14:00 Uhr | mit Anmeldung

Gespräch online
Michael Hirsch, Foto: Marianne Parsch

Da die Sprechstunden live (online) stattfinden, bitten die Veranstalter um Voranmeldung unter: workshop@hellerau.org. Bitte geben Sie bei der Anmeldung in der Betreffzeile immer den Titel der jeweiligen Sprechstunde mit der entsprechenden Uhrzeit an. Herzlichen Dank!

Hier geht’s zu Sprechstunde via Zoom.
Für eine Teilnahme muss die Software Zoom heruntergeladen, deren Datenschutzerklärung und damit der Übertragung eurer Daten in die USA zugestimmt werden. Wir verwenden Zoom, da es nach unserem Wissen derzeit die Plattform mit den geringsten Zugangsbarrieren für eine diverse Gruppe ist.

Über beschränkte und allgemeine Ökonomie

Ausgehend von Marx’ These vom Kapitalismus als Überproduktions- und Unterkonsumtionskrise fragen wir: Welche Gedankenmodelle und welche Strategien gibt es gegen die Überproduktionskrise im Kulturbereich? Zum einen geht es grundsätzlich um die theoretische Infragestellung der Produktions- und Lebensweise von uns Kulturarbeiterinnen. Zum anderen um spezifische ästhetische Strategien ihrer Umgestaltung (um dem allgemeinen Produktions- und Rechtfertigungszwang sowie der damit einhergehenden Entfremdung zu entgehen). Dazu gehören Gedankenfiguren und Praktiken von Wiederholung und Wiederaufführung im Sinne eines Versuchs, dauerhaftes und nachhaltiges Arbeiten einzuüben: eine andere Zeitlichkeit und Sozialität als lineare Zeitlichkeit und entfremdete Sozialität der rastlosen Projektemacherei.

Mit Georges Batailles Gedankenmodell der Unterscheidung von beschränkter und allgemeiner Ökonomie möchte ich fragen: Wie können im Bereich der kulturellen Arbeit Einzelne und Institutionen Zeit, Wissen, Ressourcen und Beziehungen besser teilen: zugleich sparsamer, transparenter und fairer – und großzügiger, verschwenderischer und schöner? Die These ist, dass dazu ein anderes Berufsethos gehört: Anti-professionell (aber nicht unprofessionell).

Zur Grundlage unserer gemeinsamen Diskussion biete ich vorab den folgenden 10-minütigen Podcast an:

Außerdem hier streamen und mehr Material entdecken!

  • Film- und Interviewdokumentation zur Wiederaufführung des Stücks „Vertanzt“ (2011) von Antje Pfundtner in Gesellschaft (DE)
  • Podcasts – Die Tischgesellschafter:innen stellen sich und ihr Vorhaben vor.
  • Wie geht Wiederholung? In Form eines Audiowalks führt das Kollektiv fachbetrieb rita grechen die digitalen Besucher*innen der Tischgesellschaft durch solistische Pfade des Erinnerns und Wiederholens.

Hier finden Sie das ganze Programm der Tischgesellschaften: „Wieder da!“ im Überblick.

Um die Ökonomien und Prinzipien von Nachhaltigkeit und Teilen unter künstlerischen Gesichtspunkten zu erforschen, veranstaltet Antje Pfundtner in Gesellschaft seit dem 22.1.2021 eine mehrteilige Tischgesellschaft mit HELLERAU –Europäisches Zentrum der Künste, welche sich auf das Wiederaufführen fokussiert und den Dialog zwischen nationalen Künstler:innen, Soziolog:innen, Philosoph:innen, Archivar:innen und Zuschauer:innen öffnet.

Wie funktioniert Wiederverwertung? Im Sinne von Nachhaltigkeit als wiederholende und weitergebende Praxis laden die Tischgesellschaftler:innen zu ihrem mehrteiligen Online-Programm ein: Bis zum 3. April 2021 veranstalten sie Zuschauer:innen-Gespräche in Form von Sprechstunden, zeichnen ihre eigenen Diskussionen auf, stellen sie zur Disposition und befragen die Ressourcen der Kunst. Inwiefern sind sie wiederverwendbar? Welche Funktion hat Verschwendung in der Kunst? Was produziert Wiederholung? Was hat Wiederaufführung mit Nachhaltigkeit zu tun? Für wen führt man etwas wieder auf?

Zur Eröffnung ihrer Tischgesellschaft „Wieder da!“ im Januar 2021 eröffnete Antje Pfundtner in Gesellschaft (die auf HELLERAU eher für ihre Choreografien bekannt ist), den Diskurs künstlerischer Nachhaltigkeit mit einem eigenen Wiederaufnahmeprozess ihres Stückes „Vertanzt“, einst 2011 in Hamburg uraufgeführt. In einer Filmdokumentationen, sowie zahlreichen Interviews teilte sie ihren mehrwöchigen Arbeitsprozess der Wiederaneignung und Rekontaxtualisierung mit den Besucher:innen der Tischgesellschaft „Wieder da!“.

Da sich die Tischgesellschaftler:innen von „Wieder da!“ pandemiebedingt weder auf HELLERAU noch woanders treffen können, haben sie ihren Austausch aufs Digitale verlagert und teilen ihre Diskurse und Praktiken online. Ihre Ansätze zum Thema Wiederverwertung teilen sie mit digitalen Zuschauer:innen, laden hierzu nach und nach verschiedene Podcasts, Videos und Audiowalks hoch und veranstalten Sprechstunden, um – je nach Expertise – Fragestellungen in kleineren Gruppen live zu teilen.

An der Tischgesellschaft „Wieder da!“ nehmen teil:

Antje Pfundtner in Gesellschaft (Anne Kersting, Jana Lüthje, Hannah Melder, Antje Pfundtner), Christina Ciupke (Performerin und Choreografin), Henning Fülle (Dramaturg, Kulturforscher, Gründer von “Performing the archive”), Adrienne Goehler (Theoretikerin, Publizistin, Kuratorin und Initiatorin der Wanderausstellung zu Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit „ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN!“), fachbetrieb rita grechen (interdisziplinäres künstlerisches Kollektiv), das HELLERAU-Team, Michael Hirsch (Philosoph, Politologe, Kunsttheoretiker und Autor), Andrea Keiz (Videokünstlerin und -Dokumentarin), Konglomerat e.V. (Praktiker:innen nachhaltiger Entwicklung), Christiane Kühl (Journalistin und Theatermacherin), Barbara Lubich (Freie Filmemacherin), Fabrice Mazliah (Tänzer und Choreograf), Michael Müller (Künstl. Leiter Theaterdiscounter Berlin), Patrick Primavesi (Prof. für Theaterwissenschaft Leipzig und Direktor des Tanzarchiv Leipzig e.V.), Anke Strauß (Organisationssoziologin und Studiengangsleiterin MA Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement Eberswalde), Anna Till (Freie Tänzerin und Choreografin), Katharina von Wilcke (Kulturmanagerin und Kuratorin)