Das Festspielhaus als sowjetische Kaserne

Foyergespräch | Die Journalistin Jane Jannke spricht über das Festspielhaus als sowjetische Kaserne.

Jane Jannke, Jahrgang 1979, forscht seit zehn Jahren zum wechselvollen Antlitz der fast 50 Jahre währenden sowjetischen Besatzungszeit in Dresden von 1945 bis 1992 sowie im Speziellen zu den Schicksalen der während ihres Dienstes in den Garnisonen in und um Dresden verstorbenen sowjetischen Soldaten und Zivilisten. Für Angehörige ist sie heute wichtige Ansprechpartnerin bei der Suche nach „verschollenen“ oder unauffindbaren Gräbern. Die Bewahrung des Andenkens an ein halbes Jahrhundert Dresdner Nachkriegs- und Besatzungsgeschichte sowie der Erhalt des Sowjetischen Garnisonfriedhofes an der Dresdner Marienallee sind ihr ein wesentliches Anliegen. Im Kontakt mit zahlreichen ehemals in Dresden stationierten Soldaten, Offizieren, und Zivilisten ist Jannke als „Besatzungskind“ einer versöhnlichen Perspektive auf eine Kindheit zwischen Pioniertuch und Kasernenmauer auf der Spur, die die Besatzer als Menschen zeigt – mit allen menschlichen Stärken und Schwächen. Wie sah es hinter den Mauern aus? Wie lebten die Soldaten hier direkt neben den Dresdnern? Wie dachten und fühlten sie? Warum starben so viele von ihnen während ihres Dienstes? Und was blieb von ihnen nach dem Abzug 1991/92?
Im Festspielhaus Hellerau ist die Zeit der sowjetischen Besatzung in grellen Farben präsent, sobald man das Foyer des Hauses betritt, das bis 1992 Kaserne und Lazarett war: Riesige Wandfresken zeugen von jenen Jahren, als das Festspielhaus-Areal für die allermeisten Dresdner hinter eisernen Toren mit rotem Stern darauf verschwunden war. Was zeigen sie? Wie alt sind sie? Und wer malte sie? Jannke ist es gelungen, den Künstler ausfindig zu machen, der heute in Weißrussland lebt – und damit das Geheimnis der Hellerauer Wandbilder zu lüften.