433X22

There’s no such thing as silence. John Cage

Musik online

Listen to the sound of the earth turning. Yoko Ono

4’33‘‘, das wohl berühmteste Stück des Komponisten und Künstlers John Cage, wurde am 29. August 1952 in der Maverick Concert Hall in Woodstock / New York durch den Pianisten David Tudor uraufgeführt. Tudor interpretierte die drei Sätze des Stückes ohne Noten lediglich durch Schließen und Öffnen des Klavierdeckels, jeweils am Beginn und Ende eines jeden Satzes. Es ist ein Werk ohne intentionale Geräusche, jedoch mit der Intention, sich damit zu befassen, was wir hören, wenn es scheinbar nichts zu hören gibt. 4’33‘‘ definiert sich nicht in totaler Laut- oder Ereignislosigkeit, sondern durch alles, was das Ohr, die Wahrnehmung des Zuhörers während der Performance erreicht.

Seit einem Jahr ist die Menschheit in einer Krise, deren Ausmaße und Auswirkungen noch nicht wirklich fassbar sind. Gleichzeitig aber hat diese Krise auch zahlreiche dramatische Themen noch deutlicher sichtbar gemacht: den Klimawandel, soziale, politische und digitale Transformationsprozesse.

Es ist fatal, dass gerade in dieser Situation die Kunst nur schwer ihre Rolle in der Gesellschaft einnehmen kann. TONLAGEN – Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik wird ebenfalls nicht in der geplanten Form stattfinden können, auch kurzfristig mussten weitere Veranstaltungen abgesagt oder umgestellt werden. Mit 433X22 soll die besondere Situation der Künste, aber auch dieses Festivals betont und eine Anregung zum Nachdenken über diese Situation, über Musik, Stille und Pausen gegeben werden.

An jedem der 22 Tage des ursprünglich geplanten Festivals, vom 11. April bis zum 2. Mai, wird jeden Morgen um 10:00 Uhr ein Musiker im Festspielhaus HELLERAU das Stück 4‘33‘‘ von John Cage interpretieren. Die Performance wird jeweils fotografisch dokumentiert und live im Internet gestreamt. Neben Musikern der Staatskapelle Dresden werden Künstler teilnehmen, die zum Festival eingeladen sind, es können sich aber auch interessierte Menschen aus Dresden bewerben. Jeder Künstler erhält ein Exemplar der Noten und kann das Instrument seiner Wahl verwenden, in HELLERAU wird außerdem ein Flügel und ein Zeitmessgerät bereitgestellt.

Alle Interpretationen vom 11.04. – 01.05. in der Playlist