Gesichter in HELLERAU - Jule Fuchs, Leitung Audience Development, #2 – 2024
Vermittlerin zwischen Kunst & Publikum
In der Reihe „Gesichter“ stellen wir Menschen vor, die vor oder hinter den Kulissen von HELLERAU dafür sorgen, dass alles reibungslos funktioniert und unsere Gäste sich wohlfühlen.
Seit wann arbeitest du in HELLERAU und was sind deine Aufgaben?
Ich arbeite seit Anfang der Spielzeit 2023/24 als Leitung Audience Development, Kulturelle Bildung und Netzwerke in HELLERAU. Mein Aufgabenfeld ist so komplex und vielfältig, wie der Name meiner Stellenbeschreibung klingt. Ich selbst würde mich als Kulturvermittlerin beschreiben, die sich um die Beziehungsarbeit von Kunst und Publikum kümmert. Was das konkret für meinen Beruf bedeutet? Fragen stellen, ins Gespräch gehen, Räume und Diskurse öffnen, lernen, verlernen, zuhören und gestalten. Für mich ist wichtig: Was sind wir als Institution und welchen Bezug haben wir zu unserer Nachbarschaft, zur Stadtgesellschaft, oder auch größer gedacht, zur Welt? Wer ist unser Publikum und wer ist es nicht? Ich erfrage also Bedarfe und versuche, diese zusammen mit meinen Kolleg*innen in unseren Spielbetrieb zu übersetzen. Das geschieht in unterschiedlichen, meistens partizipatorischen Formaten, z.B. in Einführungsveranstaltungen, Nachgesprächen oder Workshops, die in Zusammenarbeit zwischen Publikum und Kunst entstehen.
Welche Pläne hast du für die nächste Zeit?
Wir arbeiten daran, Formate umzusetzen, die längerfristig wirken, also an einem Vermittlungsprogramm, das regelmäßig und zuverlässig stattfindet. Mit der Stärkung von Formaten wie der Workshop-Reihe „HELLERAUmoves“ wollen wir die Angebote für Tanzinteressierte ausbauen und festigen. Außerdem soll der Bereich Inklusion und transgenerationales Arbeiten gestärkt werden. Für mich geht es darum, offen zu sein und dies auch in diesen unsteten Zeiten zu bleiben. Ich wünsche mir, dass HELLERAU ein Ort bleibt, wo alles passieren darf und das deshalb, weil hier Menschen zusammenkommen, die lieben, was sie tun. Das ist eine Kraft, die hoffentlich in der nächsten Zeit bestehen bleibt. Das Zitat des großartigen René Pollesch – „Schmeiß dein Ego weg und feier‘, was du liebst“– inspiriert mich für mein Tun.
Was magst du besonders an HELLERAU?
HELLERAU ist für mich ein Ort von noch unerforschtem Potenzial und vielen Möglichkeiten. Hier kommen viele unterschiedliche Dinge zusammen, die sich gegenseitig stärken. Das sind zum einen die vielseitigen Kunstdisziplinen und ihre Macher*innen, aber zum anderen auch die unterschiedlichsten Menschen und Communities der Stadt. Dazu kommt die Verschränkung des Ortes mit seiner Geschichte. Für mich ist HELLERAU ein Ort wunderschöner Unterschiedlichkeit, und das genieße ich sehr.
Was war dein bisher beeindruckendstes Erlebnis in HELLERAU?
Aus künstlerischer Perspektive waren für mich Boris Nikitins „Versuch über das Schweigen”, „mind the rage” der go plastic company und Gob Squads „Western Society“ absolute Highlights. Sie vereinen all das, was ich an Kunst so mag: Die Nutzung des Raums, ein aufmerksames Mit- und Untereinander, guter Ton und ein zugängliches Konzept mit der Frage: Was hat das eigentlich mit mir zu tun? Für mich sind also alle Erlebnisse in HELLERAU beeindruckend, die eine Form der Begegnung zulassen – egal wie diese aussehen mag.
Was wünschst du HELLERAU für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass HELLERAU ein Ort der Öffentlichkeit bleibt und wie ein großer, einladender Dialograum funktioniert. Ein Ort, an dem kulturelle Teilhabe möglich ist, der sich immer wieder hinterfragt, sich weiterentwickelt und nicht müde wird, unkonventionell und mutig zu bleiben.
Das Gespräch führten Henrike Ehrhardt und Henriette Roth