Erinnerungen für Morgen | Hecke/Rauter

Alisa M. Hecke und Julian Rauter realisieren interdisziplinäre Projekte zwischen Performance und Installation, ihre vielschichtigen Textgefüge, Sound- oder Bildcollagen werden in Theatern und Ausstellungskontexten gezeigt. Seit 2016 recherchieren sie zum Paradigmenwechsel naturkundlicher Sammlungen im Zuge globaler ökologischer Veränderungen. Diese werden zu Orten der Erinnerung an verschwundene Tierarten, die aufbereitet und konserviert durch Tierpräparator*innen, scheinbar wieder zum Leben erweckt werden.

Woher ab rührt dieses Bedürfnis des Menschen, Relikte organischen Lebens zu sammeln und der Nachwelt zu überliefern?

In einer Interviewreihe haben sich Hecke/Rauter mit dem Vorgang der Präparation und seinen Protagonist*innen beschäftigt. Deren Bekenntnisse geben Aufschluss über den menschlichen Wunsch nach Aufbewahrung und über ihre Strategien der Konservierung, über natürlich Diversität und ästhetische Vielfalt. Eine Audio-Installation wird zum temporären Aufbewahrungs- und Erinnerungsort des dokumentarischen Materials.

Die Recherche bildet den Materialkorpus für das interdisziplinäre Kunstprojekt „The Big Sleep“, das 2020 in Theater und Naturkundemuseen in Deutschland und der Schweiz stattfindet.

The Big Sleep

Wir wollen alles, alles, alles erhalten – nicht für ein Leben danach, aber für die Zukunft. Für das Diesseits, nicht das Jenseits, aber doch eigentlich, wenn’s geht, für immer.

Für die Performance „The Big Sleep“ wird ein Stillleben aus Performer*innen und Tierpräparaten gestaltet. Im Zentrum steht die Frage, wie (un-)belebte Körper Erinnerungen und Erzählungen transportieren und Zeit einfriert.

Die Theatermacher*innen Alisa M. Hecke und Julian Rauter erforschen mit „The Big Sleep“ die Faszination der Tierpräparation. Wie fungieren Körper als Träger von Erinnerung? Nach welchen ästhetischen Prämissen wird tote Materie in der Tierpräparation gestaltet? Und wie gelingt es diesem Handwerk, die Illusion von Lebendigkeit zu erzeugen? In ihrem künstlerischen Ansatz betrachten sie die Präparation als eine Kulturpraxis, die versucht, sich dem Verfall und dem Vergessen zu widersetzen. Auf Basis von Interviews mit Tierpräparator*innen im Bereich der Museums-, Jagd- und Haustierpräparation entwickeln sie zu diesem Thema vier verschiedene künstlerische Formate (Performance, szenische Installation, Kurzstück, Audio-Installation und Hörstück), die 2020 an Theatern, Festivals und Museen in Deutschland und der Schweiz gezeigt werden.