Romuald Krężel & René Alejandro Huari Mateus

Foto: Dorothea Tuch

April 2025

Während der Residenz in HELLERAU arbeiten die Choreograf*innen und Performer*innen Romuald Krężel und René Alejandro Huari Mateus an dem künstlerisches Forschungsprojekt “Ecological Proletariat”. Ziel ist es, zwei Bereiche, die Romuald Krężel in den letzten Jahren seiner künstlerischen Praxis und Forschung fokussiert hat, zu vertiefen und miteinander zu verknüpfen – den ökologischen Diskurs und den sozialen Klassendiskurs im Kontext der Kreation und Produktion von darstellender Kunst.

Welche Art von Klassenkampf steht hinter der ökologischen Krise? Wer kann es sich heute leisten, ökologisch zu sein? Wie wird der Klimawandel zu einem Klassenkampf, und wie sehen die Ökologien der verschiedenen Klassen aus? Welchen Bezug haben ökologische Fragen zur zeitgenössischen Choreografie, sowohl auf künstlerischer als auch auf produktionstechnischer Ebene? Wer kann dem Beispiel des Choreografen Jérôme Bel folgen und auf das Fliegen verzichten, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern, und wer kann das in der darstellenden Kunst nicht? Und spielt die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks überhaupt noch eine Rolle, nachdem wir erfahren haben, dass das Konzept als Teil der großen Greenwashing-Kampagne von BP in den Jahren 2004-2006 erfunden wurde? Welche unsichtbaren sozialen Klassenstrukturen stehen hinter den moralischen Diskussionen über den Verzicht auf Arbeitsstrategien in der Kunst, die größtenteils CO2 produzieren? Die Recherche wird durch das Buch „The Climate Change as a Class War“ von Matthew T. Huber inspiriert, der die Klimakrise aus der Perspektive des Klassenkampfes analysiert. “Ecological Proletariat” will eine Lücke in den vorherrschenden Diskursen der zeitgenössischen Choreografie und Performance füllen, in denen Fragen der Ökologie und der sozialen Klasse getrennt voneinander und nur selten zusammen behandelt werden.

Romuald Krężel ist in Polen geboren und arbeitet als Choreograf und Performer in Berlin. Er hat einen MA in Choreografie und Performance an der Justus-Liebig-Universität Gießen und einen MA in Schauspiel an der Film School in Łódź in Polen. Seine künstlerische Arbeit speist sich aus erweiterten choreografischen Praktiken, die visuelle und performative Elemente einbeziehen. Die daraus resultierenden bewegungsbasierten Performances, ortsspezifischen Installationen, partizipatorischen Projekte, Videos und anderen hybriden Formaten erforschen Themen wie Arbeit, Widerstand, Klassenkampf, Klimawandel und den potenziellen Austausch zwischen Menschen und Nicht-Menschen.

Seine jüngsten Bühnenperformances sind das Ergebnis ausgedehnter künstlerischer Forschungsprozesse und wurden u.a. in der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, im Palais de la Porte Dorée in Paris, bei der Biennale Warszawa in Warschau sowie bei zahlreichen Festivals und Theatern präsentiert, u.a. HAU Hebbel am Ufer, Sophiensaele, Uferstudios, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden; Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt; Nowy Theater und Komuna Warszawa Theater in Warschau/Polen. Er erhielt zahlreiche Kunst- und Forschungsstipendien

romualdkrezel.com

René Alejandro Huari Mateus lebt seit fast einem Vierteljahrhundert in Deutschland, während ihre Aussprache dennoch einen anderen Ursprung erkennen lässt – etwas, das sie bei anderen schön findet, an sich selbst aber als Makel empfindet. Sie hat Tanz, Performance und Choreografie studiert und verwebt ihre Praxis an den Schnittstellen dieser Künste. Zudem gestaltet sie Licht und Kostüme und schreibt gerne Texte. Die Beziehung zwischen Tanz und Choreografie trägt Gewalt in sich. Sich gegen Gewalt zu positionieren, ohne sie zu zeigen, ist ein unmögliches Unterfangen. Doch gerade in dieser Unmöglichkeit wächst eine Spannung – eine ästhetische Kraft, eine Geste, die sich entzieht und dennoch spürbar bleibt. Ein Feld, das nicht in Bildern, sondern in ihrer Abwesenheit aufscheint.

Ihre Arbeiten wurden in Theatern, Museen, Gärten und Höfen gezeigt, auf Festivals und öffentlichen Plätzen, in verborgenen Kellern, vergessenen Hallen und Sälen, die nur für eine Nacht galten. Ebenso fanden sie Raum in digitalen Welten, für Gemeinschaften, die sich nicht an Orte binden, sondern in Netzwerken Existieren. Sie ist stolz, es geschafft zu haben, von Kunst zu leben. Es ist immer wieder harte Arbeit. Und sie weiß, wenn gekürzt wird, trifft es sie zuerst. Doch sie hofft, dass es noch möglich bleibt. Trotz allem.