Immersive Sounds x Global Sonic Research

Das Global Sonic Research Residency-Programm am ZKM | Hertzlab in Zusammenarbeit mit dem Arts Council Korea (ARKO) und HELLERAU hat im Jahr 2025 drei internationale Künstler*innen und Forscher*innen ausgewählt, die mit Klang arbeiten, um die Grenzen der Klangkunstforschung zu erweitern. Ihre immersiven Projekte verbinden räumlichen Klang mit spekulativen Erzählungen zum Thema »Futureproofing Connection«.

Diese Residenz bietet eine einzigartige Gelegenheit, Werke an zwei der führenden europäischen Zentren für räumlichen Klang und Performance zu präsentieren: im ZKM | Hertzlab in Karlsruhe und in HELLERAU.

Unter dem Thema »Futureproofing Connection« wurden Projektvorschläge gewählt, die nicht nur die technologischen Grundlagen von Klang hinterfragen, sondern auch die Bedeutung von „Verbindung“ neu denken. Verbindung sollte hier als Zusammenspiel von Handlungsspielraum, Körperlichkeit und medialen Umgebungen verstanden werden. Die drei ausgewählten Künstler*innen nutzen Klang als spekulatives Mittel und laden das Publikum in Zwischenräume ein, in denen menschliche, architektonische und maschinelle Elemente miteinander verflochten sind.

Futureproofing Connection

Gemeinsam zeichnen diese drei Projekte eine Landkarte der Verbindung von morgen. Sie bringen architektonischen Nachhall, die Symbiose von Stimme und Maschine sowie räumliche Klangnavigation zusammen. Klang wird hier zum Medium, das die Verflechtungen von Geschichte, Identität und Macht in kollektive Erlebnisse überführt. Wir freuen uns sehr auf die Forschungs- und Performance-Phasen am ZKM | Hertzlab und bei HELLERAU, in denen diese Arbeiten neue Dialoge anstoßen werden.

Jurymitglieder:
Dr. Lea Luka Sikau (sie/ihr), ZKM I Hertzlab
Moritz Lobeck (er/ihn), HELLERAU
Katharina Meissner (sie/ihr), MUTEK
Kohui (er/ihn), sound artist

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BOUNDARIES OF AGENCY: Interaktive Sprachinstallation

Rania Kim, bekannt als Portrait XO (she/they), arbeitet als transdisziplinäre Künstlerin, Musikerin, Forscherin und Datenaktivistin. Sie wurde 2023 mit dem Jazzki Award von ELBJAZZ ausgezeichnet und hat zusammen mit den KI-Audio-Pionieren Dadabots unter anderem den VUT Indie Award 2021 und den Eurovision AI Song Contest 2020 gewonnen. Ihr KI-basiertes audiovisuelles Werk entstand u. a. während Residenzen bei NEW NOW FESTIVAL, BBA Gallery und Factory Berlin x Sonar+D. Sie gründete SOUND OBSESSED, eine Community für hybride Künstler*innen, die sich mit rechnergestützter Kreativität beschäftigen. Ihr aktuelles Forschungsprojekt umfasst Datenklang-Umwandlung (Data Sonification) und ihr KI-Album WIRE, das sich kritisch mit Vorurteilen in der KI und deren Auswirkungen auf Kreativität, Identität und Ökologie auseinandersetzt. Ihr neuestes Projekt »The Cost of Connection« wurde bei MUTEK Montreal und dem Gray Area Festival uraufgeführt. Es nutzt Daten der UN-Nachhaltigkeitsziele als Grundlage für eine audiovisuelle Performance.

Rania Kims Installation hebt die Grenze zwischen Mensch und Algorithmus auf. Teilnehmende sprechen zu Themen der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG), woraufhin ihre Aussagen von einer KI-gestützten Version ihrer eigenen Stimme wiedergegeben werden. Dabei entsteht ein gespenstisches Gefühl (Derridas »Hauntology«), wenn das Selbst zu einem digitalen Doppelgänger wird. Dieses Werk zeigt ein sprachliches Unbehagen, in dem große Sprachmodelle unsere Vorstellungen von Selbstbestimmung und Echtheit infrage stellen. Sprechen und Zuhören verschmelzen — und damit wird eine neue ethische Form von Verbindung geschaffen, bei der Stimme und KI gemeinsam Zukunftsentwürfe gestalten.

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Sound Cage: Ein Klanglabyrinth der Verbindung

Anastasia Koroleva lebt derzeit auf Teneriffa, Spanien. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Technologie, raumgreifenden Installationen und der Integration von Natur und anderen Akteuren. Sie zeigte ihre Arbeiten auf Festivals und in Institutionen wie dem CTM Festival, Ars Electronica Garden, Garage Museum of Contemporary Art und der Tretyakov Galerie.

Korolevas Installation nutzt hochgerichtete „Klanglaser“, die den Raum in eine akustische Landschaft verwandeln. Anders als normale Umgebungsgeräusche sind diese Klänge präzise und gezielt. Sie erzeugen „Schallblasen“, die sich überschneiden und abgrenzen. Das Publikum bewegt sich allein durch Hören durch das Labyrinth — die Körper werden so selbst zu Interfaces. Diese Arbeit stellt soziale Netzwerke auf eine neue, greifbare Ebene und wirft die Frage auf: Wo befindet sich Verbindung wirklich, wenn Technologie unsere Wahrnehmung steuert?

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Quasi-Spiritual Sonic Nexus: Heiliger Hall, Ikonen und Kolonialismus

Philip Liu (KR/US) ist Künstler für Klang und digitale Medien. Seine Arbeiten untersuchen oft Phänomene, die über biologische Wahrnehmung hinausgehen und durch Computer sichtbar gemacht werden können. Er studierte u. a. in Korea, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Seine Werke wurden weltweit gezeigt, z. B. im Asia Culture Center, Kimmel Center New York und der Akademie der Künste Berlin.

Lius Projekt zeigt, dass wir mit dem ganzen Körper hören. Er nutzt den Nachhall von Klängen in koreanischen Tempeln und deutschen Kirchen, um akustische Erinnerungen zu schaffen. Diese Echos erzählen Geschichten über Kolonialismus und Macht — sie sind gleichzeitig Archiv und aktiver Klangkörper. Liu verbindet Vergangenheit und Gegenwart und macht hörbar, wie Rituale und Klänge Menschen und Kulturen auch heute noch verbinden.

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