„Spiegelneuronen“ ist ein Experiment, in jeder Aufführung von neuem. Es geht um das menschliche Gehirn und sein Verhältnis zum Körper. Das Publikum ist wesentlicher Teil dieses Versuchs: eingeladen, nicht nur tänzerische Bewegung zu beobachten, sondern sich selbst zu bewegen – als aktiver Teil eines gemeinsamen Systems, als Teil eines großen Gehirns.
Ein Spiegel ersetzt die Bühne. Er reflektiert nicht nur die Tänzer*innen, sondern – wie ein gigantisches Selfie – die ganze Tribüne mitsamt Publikum. Der Zuschauerraum wird zum Hauptaktionsort. Im Austausch mit den Tänzer*innen rückt das Publikum ins Zentrum der Bewegung, verkörpert Bilder, trägt zur Choreografie bei. Über den Spiegel betrachten die Zuschauer*innen sich selbst und andere beim Beobachten des Experiments, dessen Mittelpunkt sie sind.
Die dokumentarische Recherche bezieht Perspektiven aus Hirnforschung, Biologie, Soziologie und KI ein – erfahrbar in einer Soundcollage, die gehört, erlebt, vielleicht sogar antizipiert oder unterlaufen wird. Das Verhältnis vom Individuum zum großen Ganzen lädt in diesem Theaterexperiment ein zu einem körperlichen Nachdenken über Gesellschaft, über eine demokratische Version eines Hyperorganismus.
„Spiegelneuronen“ ist die erste Zusammenarbeit von Sasha Waltz & Guests mit Regisseur Stefan Kaegi (Rimini Protokoll). Damit setzt die Berliner Tanzcompagnie die Öffnung für neue Handschriften sowie ihr Interesse an künstlerischer Recherche und genreübergreifender Zusammenarbeit mit internationalen Künstler*innen fort.
Biografien
Stefan Kaegi realisiert dokumentarische Theaterstücke, Hörspiele und Stadtraumprojekte, die komplexe Systeme menschlich erfahrbar machen. Er tourte mit bulgarischen LKW-Fahrern, inszenierte „Heuschrecken“, „Granma“ und „Nachlass“, sowie in „Uncanny Valley“ einen humanoiden Thomas Melle. Seine Audiotour „Remote X“ wurde weltweit adaptiert, 2023 folgte „Société Anonyme“. Mit Caroline Barneaud kuratiert er „Shared Landscapes“. Als Teil von Rimini Protokoll (mit Helgard Haug und Daniel Wetzel) erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Silbernen Löwen der Biennale Venedig.
Die Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests wurde 1993 in Berlin von Sasha Waltz und Jochen Sandig gegründet und feierte 2023 ihr 30-jähriges Bestehen. Über 100 Produktionen mit Künstler*innen aus mehr als 60 Ländern entstanden in Kooperation mit Theatern, Opern und Museen weltweit. Die Compagnie zeigt jährlich rund 80 Vorstellungen an über 300 internationalen Spielorten. Neben dem Repertoire engagiert sie sich mit Projekten wie der Kindertanzcompany, der Plattform ZUHÖREN und dem partizipativen Projekt „In C“ für Bildung, Community und Wissenstransfer.
Cast & Credits
| Konzept & Regie | Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) |
| Dramaturgie | Silke Bake |
| Musik | Tobias Koch |
| Szenografie | Dominic Huber |
| Video | Mikko Gaestel |
| Licht | Martin Hauk |
| Kostüm | Sandra Tiersch |
| Repetition | Claudia de Serpa Soares |
| Tanz | Sasha Waltz & Guests |
| Mit den Stimmen von | Christina von Braun (emeritierte Professorin, Kulturwissenschaftlerin, Gendertheoretikerin, Filmemacherin), John-Dylan Haynes (Professor für Hirnforschung an der Charité in Berlin), Sarah Karim (Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rehabilitationswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin), Tim Landgraf (Professor für künstliche und kollektive Intelligenz), Nora Schultz (Wissenschaftliche Referentin Deutscher Ethikrat, freie Wissenschaftsjournalistin), Tania Singer(Professorin für Psychologie und Soziale Neurowissenschaften) |
Förderung
Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Zusammenarbeit mit Rimini Protokoll. Eine Koproduktion von Salzburger Festspielen, Tanz Köln und Kampnagel – Internationales Zentrum für Schönere Künste. Sasha Waltz & Guests wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.


















