Exploring Echoes: Liera Polianskova
Oktober 2024
Das Konzept der Staatsgrenze wird hauptsächlich als ein Phänomen der politischen Welt – der Welt der Menschen – interpretiert. Wildschweine, die den Fluss überqueren – vom ukrainischen zum rumänischen Ufer, Eidechsen, die in Zügen von Italien nach Deutschland reisen, und im Gegenzug Wölfe, die von Deutschland nach Polen laufen – ein ständiger Kreislauf, unabhängig von EU-Pässen und Kontrollpunkten, von Kartenlinien. Aber genau wie die Karman-Linie erweist sich diese Unabhängigkeit als bedingt. Und irgendwann werden wir feststellen – sowohl für Flugzeuge als auch für einige Zugvögel ist das Gebiet der Ukraine zur Flugverbotszone geworden. Der Krieg – eine konstante, aber nicht offensichtliche Variable der Geschichte – manifestiert territoriale Grenzen; er steckt die Grenzen unserer Erinnerung, unserer Identität ab.
Wenn die Medienkünstlerin Liera Polianskova über diese – für sie neue – Realität nachdenkt, denkt sie oft an Zugvögel – an die Linien neuer Routen in ihren Gedächtniskarten, an die Stimmen, die unsere Parabolmikrofone nicht mehr hören werden.
In einem Open Studio am 19.10. um 15:00 Uhr gab Liera Polianskova Einblicke in ihre Recherche.
Biografie

Liera Polianskova ist eine ukrainische Künstlerin im Bereich neue Medien und studierte Theaterwissenschaften in Charkiw. 2008 gründete sie mit Max Robotov die Künstlergruppe „SVITER“, die Performances, Installationen und Medienkunst entwickelt. Gemeinsam mit Ivan Svitlychnyi initiierte sie 2013 die Plattform „Shukhliada“ und 2018 das „PHOTINUS Studio“ zur Förderung neuer Medienkunst in Kiew. Ihre Arbeiten waren u. a. bei der „Biennale di Venezia“ 2017, der „transmediale Berlin“ 2018 und dem „Digital Cultures Festival“ 2019 vertreten. 2018 nahm sie am Residenzprogramm des „WRO Art Centers“ in Breslau teil. Seit 2014 lebt und arbeitet sie in Kiew.
Exploring Echoes ist eine Residency-Kooperation zwischen HELLERAU, der Pochen Biennial (Chemnitz), dem WRO Art Center (Wroclaw), dem Jam Factory Art Center (Lviv) und dem Center for Urban History (Lviv) widmet sich der künstlerischen und diskursiven Erkundung lokaler und transregionaler Interdependenzen innerhalb der Kulturlandschaften zwischen Deutschland, Polen und der Ukraine.