SCHICHTEN – Künstlerische Praktiken des Erinnerns und Gedenkens
Das Festspielhaus Hellerau, zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Ort der Moderne, des künstlerischen Aufbruchs in der Gartenstadt Hellerau gebaut, erlebte nur eine kurze Zeit dieser Nutzung zwischen Avantgardekunst, Bildung und Reformbewegung. 1938 wurde das Festspielhaus zu einer Polizeilehranstalt umgebaut. Im Zuge dessen wurden damals die seitlichen Pensionshäuser abgerissen und durch die Kasernengebäude im Osten und Westen ersetzt. Der Bruch im architektonischen Erbe markiert auch einen zivilisatorischen Bruch: Die hier ausgebildeten Einheiten und Offiziere waren massiv an den Sondermaßnahmen und Vernichtungsaktionen der SS, Polizei und Wehrmacht in Osteuropa beteiligt. Damit spiegeln das Festspielhausareal und seine Nutzung die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts in ihren wesentlichen Ereignissen, Prozessen und Ausformungen wider.
Mit Beginn der Instandsetzung des Ostflügels 2021 auf dem Gelände von HELLERAU wurde das Startsignal für eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte gegeben. Dank der Kooperation des Kulturamtes Dresden mit dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) erforscht der Historiker Robert Badura die Geschichte der Polizeischule der Nationalsozialisten auf dem Gelände des Festspielhauses Hellerau.
Ab 2024 beschäftigt sich HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste im Rahmen der Reihe „SCHICHTEN“ mit unterschiedlichen Abschnitten der Aufarbeitung dieser abwechslungsreichen Geschichte, ihrer (Wieder-)Entdeckung und Überschreibung aus der Perspektive der zeitgenössischen Künste.