The Informals / Неформалы

Polina Medvedeva und Andreas Kühne

HYBRID Biennale Performance 2022/23

The Informals / Неформалы ist zum Teil ein autobiografisches Werk, zum Teil ein universelles Statement zu den Begriffen Dezentralisierung, Kollektivismus und nonkonformistische Lebensweisen im digitalen Zeitalter. Um den Normen und sozialen Konstruktionen des russischen Nordens zu entkommen, suchen junge Menschen in Murmansk verlassene Orte in ihrer Umgebung auf, wo sie kollektiv mit dem Raum improvisieren und seiner Genealogie eine neue Ebene hinzufügen. Die Künstler reisten zurück in die Region Murmansk, wo Medvedeva geboren wurde, und sammelten durch Dokumentation und Feldimprovisation Material, das – in Elemente aufgeteilt und für die Live-Auslösung und -Verarbeitung vorbereitet – live auf der Bühne zusammengesetzt wird.

Dauer: ca. 30 Min.

Sprache: Russisch mit englischen Untertitel

Mehr Infos

Das Stück wurde von Sonic Acts und dem Inversia Festival, Murmansk, im Rahmen von Re-Imagine Europe in Auftrag gegeben, das vom Programm Creative Europe der Europäischen Union kofinanziert wird.

 

Polina Medvedeva arbeitet mit audiovisuellen Installationen, Filmen und Performances. Sie erforscht Praktiken, die oft als „informell“ oder „nonkonformistisch“ angesehen werden, und zeigt die Komplexität auf, durch die der Volksmund und die gelebte Erfahrung die starren Kategorien von Innen/Außen, Zugehörigkeit/Ausschluss und Formalität/Informalität überschreiten. Ihr Fokus auf Taktiken des zivilen Ungehorsams und Mechanismen der Selbstversorgung – improvisiert, über Generationen hinweg als mündliche Überlieferungen weitergegeben, durch Migration eingeschmuggelt – spricht von den (Un-)Möglichkeiten, innerhalb von Unterdrückungssystemen zu existieren und gleichzeitig dagegen zu sein. Medvedevas Arbeiten wurden für den Wettbewerb de Gouden Kalf des Nederlands Film Festival und IDFA Docs for Sale ausgewählt und unter anderem im Stedelijk Museum Amsterdam, Sonic Acts (NL), WIELS, Art Brussels (BE), LIAF (NO), Lighthouse (UK) und A4 (SK) ausgestellt. Sie war Gastkünstlerin an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam (2020-2022) und ist Tutorin und Dozentin an der Universität der Künste in Utrecht.

Als Komponist, Klangkünstler und Schlagzeuger kreiert Andreas Kühne elektroakustische Musik, kollaborative audiovisuelle Performances und interaktive Installationen. Er erforscht die nicht-idiomatische freie Improvisation als Lingua Franca für transdisziplinäre und transkulturelle Kunstproduktion, Präsentation und Partizipation. Mit dem Ziel, etablierte Disziplinen in all ihren Eigenschaften und ihrer Dringlichkeit interagieren zu lassen, entwickelt Kühne audio(visuelle) Schnittstellen für den improvisierenden Körper durch erweiterte (analoge) Techniken, Live-Elektronik und Elektronikdesign. In der heutigen Sample-basierten Praxis der musikalischen Anleihen und Aneignung in der elektronischen Musik möchte er mit dem Konzept der Feldimprovisation – der Erzeugung von Klängen mit vor Ort befindlichen, trägen Objekten, die für das Auge sichtbar, aber in der klanglichen Präsenz des Ortes verborgen sind – neue Vorstellungen von Instrumenten als ursprüngliche und repräsentative Klangquelle einführen.

Kühnes Arbeiten wurden unter anderem bei Ural Industrial Biannual ’22 (RU), Sonic Acts Festival (NL), LIAF (NO) und Lighthouse (UK) ausgestellt.