Powerhouse

Planningtorock (DE)

Englisch

Tanz Musik

Schon in den 1980er-Jahren beschrieb Donna Haraway den „Zusammenbruch der sauberen Trennung zwischen Organismus und Maschine“ als Aufforderung, „Methoden für die Analyse und Herstellung von Technologien zu finden, die zu einem Leben führen, wie wir es alle wollen, ohne Herrschaft vermittels Rasse, Geschlecht und Klasse“. Hier setzt ein zentrales Moment in der Kunst von Planningtorock an: Pitching, das elektronische Verfremden der Stimme – nicht nur als Verfremden und Verändern von Tonhöhen, sondern als Möglichkeit, soziale Grenzen zwischen tief/männlich und hoch/weiblich verschwimmen zu lassen. Mit androgyner Erscheinungsweise und eben dieser elektronisch verfremdeten Stimme wurde Jam Rostron aka Planningtorock, geboren in Großbritannien und in Berlin lebend, zur Ikone queerer Popmusik. Mit dem aktuellen Album „Powerhouse“ hat Jam nun ein beeindruckend intimes und autobiografisches Statement für die Kraft der Musik im Zeitalter digitaler Transformationsprozesse gesetzt, das in HELLERAU als Performance-Show gezeigt wird.

Am Beginn stand die Idee, einen Film über die Suche nach geschlechtlicher Identität zu drehen, über Jams früh an Krebs erkrankte Mutter und die Schwester, die das Asperger-Syndrom hat. „Ich wollte einen kraftvollen und persönlichen Einblick in meine Welt geben – eine Welt, die zu lange ignoriert wurde. Mit der Zeit wurde mir klar, dass dies nicht die richtige Form sein würde, meine Angehörigen zu (re)präsentieren, eben genau aufgrund ihrer Verfassungen. Stattdessen spürte ich, dass es ausreicht, mit ihnen Zeit zu verbringen, ihnen zuzuhören, ihnen zu folgen. Diese Momente mit meiner Mutter und meiner Schwester teile ich in ‚Powerhouse‘ als unbearbeitete, ehrliche Anwesenheiten, die für sich selbst sprechen. […] Das Magischste, das ich in diesem Prozess erfahren durfte, ist die Erkenntnis, dass die Musik immer die stärkste Verbindung zwischen mir und meiner Familie war. Ich bin dafür und für die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, sehr dankbar.“

Es sind viele schmerzhafte Momente und Themen, die in „Powerhouse“ thematisiert werden. Und doch sind sie, gerade auch in ihrer technischen Vermittlung, von eigenartiger Schönheit und Wärme – weil wir Teil einer Familie sein dürfen. „In der Früh hat meine Mutter immer wahnsinnig laut Musik gehört. Sie hatte damals drei Jobs. Mit der Musik hat sie ihre Batterien für den anstehenden Tag aufgeladen. Musik hat mein Leben verändert, Songs zu schreiben hat mich gerettet. Den Song ‚Powerhouse‘ zu schreiben war schwer. Die Beziehung zu den Eltern ist immer ein kompliziertes Thema. Aber ich wollte diesen Song zu Ehren meiner Mutter machen und ihn mit der Welt teilen.“