Musik versus Barbarei
œnm. œsterreichisches ensemble fuer neue musik
Das œnm. œsterreichisches ensemble fuer neue musik zählt zu den traditionsreichsten europäischen Ensembles für die Interpretation der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Mit seinem Konzertprogramm „Musik versus Barbarei“ ist das Ensemble am 14. Februar mit einem beeindruckenden und mahnenden Programm zu Gast. Neben Rudi Stephans Musik für sieben Saiteninstrumente (1911) stehen Werke von Schönberg, Ullmann und Regamey auf dem Programm, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe während der finstersten Jahre des 20. Jahrhunderts entstanden sind: Schönbergs „Ode an Napoleon Bonaparte“ (1942) ist ein Bekenntnis zur Demokratie und gegen Tyrannei, Viktor Ullmann komponierte sein Drittes Streichquartett (1943) im Konzentrationslager Theresienstadt. Auch in Constantin Regameys Leben hat die Konfrontation mit Verfolgung und Terror tiefe Spuren hinterlassen. Sein Quintett entstand zwischen 1942 und 1944 während der schwersten Jahre seines Lebens, als er im antifaschistischen Widerstand aktiv war. Rudi Stephans Musik ist ein Zeugnis der frühen Moderne, geschaffen von einem Komponisten, der zu den stärksten Begabungen des anbrechenden 20. Jahrhunderts gehörte und der 1915 in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs bei Tarnopol in Galizien im Alter von 28 Jahren ums Leben kam.
Dauer: ca. 1 Std. 45 Min., eine Pause
Begleitend zu den Veranstaltungen im Großen Saal zeigt HELLERAU in Kooperation mit der Stiftung Frauenkirche Dresden vom 14. – 16.02. in einer Ausstellung im Foyer des Festspielhauses 10 großformatige Portraits aus der Fotoserie „Gegen das Vergessen“ des deutsch-italienischen Fotografen Luigi Toscano. Im Ecksalon und Studio West des Festspielhauses präsentiert der Dresdner Künstler David Adam sein Ausstellungsprojekt „Erinnern der Gegenwart“. Beide Ausstellungen sind an allen drei Tagen ab eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn geöffnet.
18:00 Uhr eröffnen die Ausstellungen „Gegen das Vergessen“ von Luigi Toscano und „Erinnerung der Gegenwart“ von David Adam. 19:00 Uhr findet ein Gespräch mit der Installationskünstlerin Susan Philipsz und dem Musikdramaturgen Jens Schubbe im Dalcroze Saal statt.
Fotos: Zilli Schmid und Karl Spiller im Rahmen der Fotoserie „Gegen das Vergessen“ von Luigi Toscano
Programm
Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Ode to Napoleon Buonaparte für Sprecher, Streichquartett und Klavier op. 41 (1942)
Constantin Regamey (1907 – 1982)
Quintett für Klarinette, Fagott, Violine, Violoncello und Klavier (1942-44)
Viktor Ullmann (1898 – 1944)
Streichquartett Nr. 3 op. 46 (1943)
Rudi Stephan (1887 – 1915)
Musik für sieben Saiteninstrumente (1911)
Mitwirkende
œnm. œsterreichisches ensemble fuer neue musik
Theodor Burkali. Klarinette
Žarko Perišić. Fagott
Michaela Girardi, Sandra Marttunen. Violine
Sarah Dragovic. Viola
Jessica Kuhn. Cello
Paul Georg Salomon. Kontrabass
Nora Skuta. Klavier
Lotte Krüger. Harfe
Solisten: Christopher Lemmings. Sprecher
Das œnm – österreichisches ensemble für neue musik – zählt zu den führenden Ensembles für Musik des 20. und 21. Jahrhunderts und wurde 1975 in Salzburg gegründet. Es entstand aus der Zusammenarbeit von Komponisten und Musikern und entwickelte sich zu einem renommierten Solistenensemble. Mit einem Schwerpunkt auf zeitgenössischer Musik gastiert das œnm regelmäßig bei internationalen Festivals und arbeitet mit renommierten Künstlern wie Johannes Kalitzke, Steve Reich und Wolfgang Rihm zusammen. Seit 2011 veranstaltet es „Atelierkonzerte“ in Salzburg und erhielt 2012 den Bank Austria Kunstpreis für Musikvermittlung. Veröffentlichungen des Ensembles sind bei Labels wie NEOS und Deutsche Grammophon erschienen.
Prof. Susan Philipsz (*1965 in Glasgow) zählt zu den bedeutendsten internationalen Klangkünstlerinnen der Gegenwart. Seit 2019 leitet die TURNER-Preisträgerin an der HfBK Dresden die Fachklasse für Skulptur und Raumkonzepte. Als ausgebildete Bildhauerin lotet sie die Grenzen zwischen Skulptur und Klang, zwischen Materialität und Immaterialität aus. Einer ihrer Schwerpunkte ist die künstlerische Auseinandersetzung mit Themen der Vergänglichkeit und Erinnerung sowie den folgenschweren Kriegserfahrungen des 20. Jahrhunderts. In ihrer für die Documenta 2012 geschaffenen und 2018 für das Albertinum in Dresden adaptierten Arbeit „Study for Strings“ setzt sich Susan Philipsz mit dem Thema Verlust, Trennung und Deportation auseinander. Grundlage für ihre Partitur bildet das Stück „Studie für Streichorchester“ des jüdischen Komponisten Pavel Haas (1899–1944), der 1941 ins KZ Theresienstadt deportiert und 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.