Mothers of Steel

Mădălina Dan, Agata Siniarska (PL)

nicht sprachbasiert

Performance

Ein ironisches Klagelied über Geschichtsverklärung, osteuropäische Nationalmythen und den Rechtspopulismus der Gegenwart

Wann und warum weinen Menschen in der Öffentlichkeit? Sind sie von ehrlichen Gefühlen überwältigt? Oder weinen sie aus politischem Kalkül? Sind wir kulturell auf Ergriffenheit programmiert? Von wegen „Tränen lügen nicht“! In der Performance „Mothers of Steel“ beweinen Agata Siniarska und Mădălina Dan ihre Erinnerungen an die Aufbruchstimmung nach der Wende in ihren Heimatländern Polen und Rumänien.
In ikonischen TV-Bildern wie etwa jenen von der Erschießung der Ceaușescus und stichwortartigen Schrifttafeln treffen historisch bedeutsame Ereignisse, Orte und Akteure auf die Abgründe einer Geschichtsschreibung, die sich vor allem dafür interessiert, einen stabilen Nationalmythos zu konstruieren – von den Ottomanen über den Kommunismus bis zur Europäischen Union.
Was zeigen die beiden Performerinnen hier, wenn sie eine Stunde lang pausenlos schluchzen: große Gefühle, Slapstick oder Ironie? Mit bissigem Humor erzählen Siniarska und Dan die Geschichte Osteuropas aus der Opferperspektive, so wie es auch die Rechtspopulist*innen in den gegenwärtigen Regierungen gerne tun. Und stellen damit die Frage in den Raum, mit welchem Hintergedanken diese Geschichte von der kollektiven Opferrolle erzählt wird.

Mădălina Dan schloss 2016 den Master Solo/Dance/Authorship am HZT Berlin ab, zuvor studierte sie Choreografie und Drehbuch/Neue Dramatik in Bukarest. Von 1998 bis 2002 war sie Mitglied des Rumänischen Staatsballetts Oleg Danovski. Mădălina Dan war über viele Jahre in der zeitgenössischen Tanzszene in Rumänien aktiv. Zuletzt arbeitete sie mit Sergiu Matis, Agata Siniarska, Tahni Holt, Mihaela Dancs und Alexandra Pirici. Derzeit lebt sie in Berlin.  

Agata Siniarska studierte am HZT Berlin und arbeitet in ganz unterschiedlichen Formaten wie Performance, Event, Vortrag und Video. Sie ist Gründungsmitglied von „female trouble“, einem Kollektiv, das sich Themen wie Identität, Feminismus und Liebe widmet. Getrieben von einer grundlegenden theoretischen Unschlüssigkeit begegnet sie jeder gestellten Aufgabe mit Faszination und Leidenschaft – zumeist in Gesellschaft vieler besonderer Abenteurer*innen. Derzeit lebt sie in Berlin.