Fürsorge und Care-Arbeit

Mit Claire Cunningham, Boglárka Börcsök u.a.

Gespräch 2022/23
Foto: Andreas Bolm

Im ersten Panel des Festivals „Fürsorge und Care-Arbeit“ unterhalten wir uns mit den Festival-Künstler:innen Claire Cunningham, Boglárka Börcsök und Andreas Bolm zu ihren Arbeiten und den Verbindungen zu gesellschaftlichen Fragen nach Fürsorge, Care-Arbeit und Gemeinschaft. Claire Cunningham hat sich in zahlreichen künstlerischen Projekten, aber auch in theoretischen Texten kritisch mit den Begriffen Care und Fürsorge beschäftigt, und plädiert für einen respektvollen und differenzierten Umgang mit diesen Themen. Boglárka Börcök und Andreas Bolm haben sich mit Film- und Performancearbeiten vor allem mit körperlichen Aspekten wie Altern, Geschwindigkeit und Zeitwahrnehmung beschäftigt und dies auch in Workshops unter anderem mit Pflegepersonal reflektiert.

Dauer: 1 Std., Englisch
Moderation: André Schallenberg, HELLERAU

Boglárka Börcsök (1987) ist eine Bühnenkünstlerin und Choreografin, die in der Nähe der rumänisch-serbischen Grenze im südostungarischen Tiefland aufwuchs. 

Sie verließ Ungarn, um zeitgenössischen Tanz an der Anton Bruckner Privatuniversität in Österreich und bei P.A.R.T.S. in Belgien zu studieren.

Börcsök arbeitete mehrere Jahre lang als künstlerische Mitarbeiterin und Performerin mit Eszter Salamon in ihrer gefeierten MONUMENT-Serie. Als Tänzerin und Performerin arbeitete sie mit verschiedenen internationalen Künstlern wie Boris Charmatz, Joachim Koester, Tino Seghal, Kate McIntosh und Ligia Lewis zusammen.

Seit 2017 arbeitet Boglárka Börcsök im Bereich der darstellenden Kunst mit dem Künstler und Filmemacher Andreas Bolm zusammen.  Mit Methoden der erweiterten Choreografie untersuchen sie in ihrer Arbeit, wie Erinnerung und Geschichte in persönlichen Gesten und Bewegungen zum Ausdruck kommen, und erforschen dabei die feine Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion. Börcök und Bolm leben und arbeiten derzeit in Berlin und Budapest. 

Claire Cunningham ist Performerin und Choreografin multidisziplinärer Performances und lebt in Glasgow, Schottland. 2017-2019 war sie Factory Artist am Tanzhaus NRW Düsseldorf, aktuell ist sie Affiliate Artist bei The Place, London.

Sie gilt als eine der meistgefeierten und international renommierten behinderten Künstlerinnen Großbritanniens. Ihre Arbeit basiert oft auf dem Studium und dem Gebrauch/Missbrauch ihrer Krücken und der Erkundung des Potenzials ihrer eigenen spezifischen Körperlichkeit, wobei sie traditionelle Tanztechniken (die für nicht behinderte Körper entwickelt wurden) bewusst ablehnt. Dies geht einher mit einem tiefen Interesse an der gelebten Erfahrung von Behinderung und deren Auswirkungen nicht nur als Choreografin, sondern auch in Bezug auf gesellschaftliche Vorstellungen von Wissen, Wert, Gemeinschaft und gegenseitiger Abhängigkeit. Im Juli 2019 feierte Claire mit dem Ensemblestück Thank You Very Much beim Manchester International Festival Premiere, das mit dem CATS Award für das beste Ensemble und den besten Sound und die beste Musik ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2021 wurde Claire mit dem Deutschen Tanzpreis für ihre herausragende künstlerische Entwicklung im Bereich Tanz ausgezeichnet.