Eröffnungsvortrag: Leben im Dativ

von Hannes Böhringer

Vortrag

In seinem Eröffnungsvortrag für „Erbstücke“ beschäftigt sich der Philosoph Hannes Böhringer mit grundsätzlichen Fragen des Lebens in und mit der Erinnerung, insbesondere aber des Lebens mit sich selbst – zwischen Handeln und behandelt werden.

„Ich gehe los, aber ich komme nicht mit mir mit. Mir geht das zu schnell. So schnell kann ich nicht Abschied nehmen! Etwas ist passiert. Die Person im Dativ ist daran beteiligt und urteilt in der Betroffenheit. Das Ereignis ist objektiv und subjektiv, ein Datum, das mir gegeben wird: lateinisch datum von dare, geben. Von wem? Es gibt das Ereignis. Ich bekomme es sozusagen – mir fällt nichts Besseres ein – vom Zufall oder Schicksal. Und wenn ich weitergehe, steckt es in meinem Gepäck als Erinnerung. Ich gehe fort, aber ich werde es nicht los.“

Hannes Böhringer ist ein deutscher Philosoph, der sich mit moderner und zeitgenössischer Kunst und Architektur befasst. In zahlreichen Veröffentlichungen und Forschungsprojekten versucht er, philosophisches mit künstlerisch gestaltendem Denken zu verbinden. Als Professor für Philosophie war er unter anderem an der Freien Universität Berlin, in an der Universität/Gesamthochschule Kassel sowie von 1995 bis 2012 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig tätig. 2009 erhielt er den Moholy-Nagy-Preis der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design, Budapest.